Danke, ich fühle mich wohl, und erinnert. In der Dämmerung des Morgens zum Brouwersdamm gezuckelt, den Wohnwagen mit den Kleinen und meiner Frau hinten am Kombi mit dem Brett auf dem Dach, um den besten Platz zu besetzen, derweil die anderen noch schliefen. Denn das, kann ich auch mit Sicht auf die Nordsee, wo ich auf den frischen Wind wartete, um weit draußen nach Sandbänken Ausschau zu halten, auf denen bei Ebbe, die Seehunde und wir Surfer, rasteten. Bei zu wenig Wind wurde halt was anderes unternommen, es wurden Drachen für die Kleinen gebaut, oder man stellte die Radlager-Spiele nach, oder wechselte die Brems-Belege, denn man hatte ja Zeit zur Verfügung und nutzte sie.
„Localism or territorialism is a part of the development of surf culture in which individuals or groups of surfers designate certain key surfing spots as their own“. Hier zeigt sich deutlich, wie Menschen spontan und ohne staatliche Organisation ticken. Revier und Ressourcen (und wenn es nur die Welle am Strand ist) werden von jedem Menschen beansprucht und sind immer Anlass für Auseinandersetzungen. “Mitmachen” für alle und überall funktioniert eben einfach nicht. Nur räumliche Trennung der unterschiedlichen Lager und ihrer Interessen kann das Ganze in einer einigermaßen friedlichen Balance halten. Ein Fremder kann vielleicht noch spontan mitsurfen, mehrere sind schon eine parallele Gruppe und damit Bedrohung. Und aus anderer Warte gesehen, ist dieses ein überall geltendes Prinzip. “Integration” ist immer nur eine Definition und bemisst sich nach der Größe der akzeptierten “Parallelgesellschaften”. Ob das Parallelgesellschaften innerhalb eines Staates, parallel existierende Nationalstaaten oder parallel existierende Wirtschaftsvereinigungen sind, ist egal. Das Prinzip ist immer das Gleiche: Abgrenzung ist notwendig, ohne Grenzen geht es nicht. Und um wieder zum Anfang zurückzukommen: Spontan wird eben nicht jeder willkommen geheißen, sondern die Grenze aufgezeigt. Hier gibt es ein “Brett auf die Nuss”. Größere Gruppen machen vielleicht Zugangsregeln und kassieren Strandgebühr usw. Wer die Mechanismen des Grenzenaufzeigens versteht, kann die Form beeinflussen. Wer sie für entbehrlich hält, kriegt selbst ein Brett auf die Nuss und muss sein Revier abgeben.
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