Autor Ederer scheint, wie wohl auch Herr Schäuble und Frau Merkel und viele andere, zu glauben, dass es für die Eurotauglichkeit Griechenlands darauf ankäme, dass die Griechen die ihnen auferlegten “Reformen” durchführen und dass sie ihre Staatsfinanzen sanieren. Das ist aber nicht der Fall. Einzig helfen könnte, dass Griechenland über Nacht seine Löhne und Preise um 20 bis 40% senkt. Oder dass es aus dem Euro austritt und dann in der neuen Währung kräftig abwertet. Aber ob nun die Syriza die Renten erhöht oder vermindert, ob es Staatseigentum verscherbelt oder nicht - das ist für Griechenland relevant, aber für Griechenlands Möglichkeit, ohne weitere Transferzahlungen in der Eurozone zu bleiben, ist es völlig unwichtig. Das Beklagen, dass die Griechen ihre Auflagen nicht einhalten, ist deshalb sinnlos.
Sehr geehrter Herr Mittelsdorf, genau da liegt das Problem.
Ich kann der Argumentation von Herrn Knappmeyer und Herrn Mittelsdorf nicht zustimmen. Gemeinsam mit den oft den Parteien zuzuordnenden Medien habe diese erfolgreich an der Verdummung des Volkes gewirkt. Dies nun auch noch dem Volk vorzuwerfen ist schon sehr abgehoben. Wenn alle klugen Köpfe in die Politik gehen wer soll dann noch das Geld erwirtschaften, dass unsere Politiker gern mehr oder weniger sinnvoll verteilen ? Ich sehe eine Ursache weit verbreiteten und offensichtlich gewollten Unfähigkeit eines größeren Teiles der Abgeordneten. Auf die starren Wahllisten bei der Bundestagswahl der Parteien werden offensichtlich nur noch Personen aufgenommen, die sich intellektuell anpassen können / wollen.
Um seine generelle ideologische Bewertung, dass Sozialdemokraten und Grüne nicht regieren können, zu belegen startet der Autor mit der Aufforderung zum Vertragsbruch. Später ruft er dann selbst Vertragsbruch!. Für die Aufnahme neuer Mitglieder gibt es ein vereinbartes Verfahren. Die Statistische Behörde der EU, die Kommission und die EZB prüfen und geben ein Empfehlung. Auf der Basis dieser Empfehlung entscheiden die Mitgliedsländer. Ederer aber unterstellt der rot/grünen Bundesregierung die Aufnahme Griechenlands nach politischer Sympathie entschieden zu haben. Das ist Brunnenvergiftung. Auch ich bin mit der “Rettungsaktion” der Regierung Merkel nicht einverstanden. Ich habe sie immer für falsch gehalten. Euro-Bonds, wie Junker sie immer gefordert hat, hätten das Problem längst gelöst. Diese falsche Rettungsaktion ist aber immer noch besser als das was mein Freund Klaus-Peter Wilsch vorschlägt. Klaus-Peter Wilsch will zur Problemlösung Ränder abschneiden. Wer Ränder abschneidet löst keine Probleme. Er rückt das Zentrum nur näher an den Rand. Die Globalisierung in allen Politikfeldern werden wir nicht durch Individualisierung und Re-Nationalisierung in Europa lösen. Lösen können wir die Probleme nur durch Solidarisierung in Europa. Sollten Verträge diesem Gedanken der Solidarität entgegenstehen, müssen sie verändert werden. Gesetze und Verträge sollen dem Menschen dienen und nicht irgendwelchen abstrakten ideologischen Positionen.
»Aber es ist noch aus einem anderen Grunde historisch: 586 Abgeordnete haben abgestimmt. 541 davon für die Fristverlängerung auf Grund eines unbestimmt formulierten Vertrages. Ich kann mich an keine Parlamentsentscheidung erinnern, in der der Wille und der Wunsch der Wähler so weit vom Abstimmungsergebnis entfernt ist, wie in diesem Falle.« Ist der Weisheit, Ihrer Weisheit letzter Schluss – wieso gehen Sie nicht in die Politik, so Sie sich über alles erhaben gerieren – nun der Wille des Volkes, der sodann unvermittelt umgesetzt werden sollte? Das kann kann nicht Ihr Ernst sein. Wie sieht es denn mit anderen, nicht-monetären Themen aus? Sie biedern sich je nach Thema ans Wahlvolk an, und da es hierbei nun mal – wie einfach – ums Geld geht, das bekanntlich schnell dafür sorgen kann, dass Freundschaften aufhören zu bestehen, ist’s ein Leichtes, das Volk hinter sich zu wähnen. Anstatt sich über alles und jeden aufzuregen und deren – die zur Diplomatie Verurteilten/Verdammten – Arbeit durch und durch als ungenügend zu denunzieren: nennen Sie konkret eine oder mehrere Alternativen. Griechenland absaufen lassen, ist sie das, die Paradelösung? Ganz undiplomatisch, ganz einfach, das alles? Wer sollte denn in D Ihrer Einschätzung nach die Macht inne haben, der dann Volkes Wille eins zu eins umzusetzen im Stande wäre? Wie gesagt: dann doch bitte nicht jeden Willen des Volkes, nicht jedes reflexhafte Aufmucken gegen Dieses oder gegen Jenen. Wollen Sie die unmittelbare Demokratie? Was wäre denn, würde es D ökonomisch extrem schlecht ergehen? Ihren Analysen folgend sind ja auch hier in D ausschließich Sozialisten am Werke, so dass es nur noch ein paar Jahre dauern mag, bis D am Boden liegt und winselt und dann Kuhhandel um Kuhhandel betreiben müsste – oder einfach den Ausknopf drückte? Oder ist es der Grieche an sich, der “es” einfach nicht hinbekommt? Das mag man Ihren Ausführungen nach teils vermuten, dass dieses Ressentiment mitschwingt. Allzu oft wird hier auf der Achse nur noch gemeckert, hysterisiert und apokalypsisiert und “dem” Volk blind aufs Maul geschaut – wo bleibt die Gelassenheit des Liberalen? “Dem”: sagen Sie mir bitte einmal, wer oder was DAS Volk ist: der Arbeiter? Der Werktätige? Der Mittelständler? Oder der Hartz IV-Bezieher? Der Integrierte oder intrigante Politker, der da oben uns unten alle nur verarschen tut? Werktätige: vielen Politikern wird diese Werktätigenferne vorgeworfen – auch hier auf der Achse. Was werktätigen Sie denn außer Dampf ablassen, ohne auch nur einen Jota Verantwortung dafür übernehmen zu müssen? Mir ist das alles zu vereinfacht. Wenn es doch so einfach ist, wieso tun die Entscheidungsträger das denn dann nicht – wider besseren Wissens? Ihres Wissens? Sie haben gar nichts zu entscheiden, nur, welche Worte/Begriffe Sie wie zusammensetzen und schaffen damit ein Klima, eine Meinung, mehr nicht. Das macht es so einfach: aus der Beobachterposition schön auf alles drauf hauen. Wie wohlfeil. »Man muß die Dinge so einfach wie möglich machen. Aber nicht einfacher.« A. Einstein Der zweite Satz sollte hie und da öfters reflektiert werden.
Hervorragend ! Danke, Herr Ederer! Es wird die Zeit kommen für das Abstreiten, Leugnen, Relativieren und auch das freche Lügen über die Ereignisse in diesem Jahr 2015. Dank Ihrer vortrefflichen Analyse und Dokumentation des Irrsinns wird man zumindest nachlesen können, wer zum Untergang unseres Wohlstands, der Friedfertigkeit und unserer Demokratie in Europa wirklich beigetragen hat.
“Ich kann mich an keine Parlamentsentscheidung erinnern, in der der Wille und der Wunsch der Wähler so weit vom Abstimmungsergebnis entfernt ist, wie in diesem Falle.” Herr Ederer, Sie haben selbst geschrieben, daß es im Wahlkampf durchaus bekannt gewesen ist, daß CDU, SPD, die Linke, die FDP und die Grünen den bisherigen Eurokurs nicht in Frage stellen. Eine überwiegende Mehrheit der Menschen hat diese Parteien gewählt. Das Problem liegt also nicht beim Parlament, sondern beim deutschen Wähler.
Üb immer treu und Redlichkeit bis an dein kühles Grab! Auch wenn es weder geil noch sexy ist.
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