Roger Letsch / 18.09.2021 / 08:34 / Foto: J.McNeeley/USN / 53 / Seite ausdrucken

Der Ansturm der Ungeimpften

Wer aus der EU in die USA reisen möchte, hat aufgrund der restriktiven federal laws wegen Corona derzeit immer noch schlechte Karten. Und ohne Impfung geht da gar nichts. Die Biden-Regierung zieht die Zügel auch im Land weiter an, verordnet für Firmen ab 100 Beschäftigten de facto eine Impfpflicht, und der Präsident höchstselbst erklärt, er habe mit den Ungeimpften nun lange genug Geduld gehabt.

Doch es gibt auch ein anderes Amerika, das sich seltsamerweise aus derselben administrativen Quelle speist und wo die Impfgängelung gänzlich anders gehandhabt wird. Und ich rede hier nicht von Privatpartys von Politikern oder von den Hunger-Games der Met-Gala, auf der sich die maskenlose Elite mit unbekanntem Impfstatus Häppchen von maskierten Domestiken reichen lässt und dabei sündteure Kleider mit politischen Botschaften trägt (Merke: „Tax the Rich“ ist das Che-Guevara-T-Shirt der politisch-demokratischen Oberklasse) – nein, ich denke da eher an die südliche Grenze der USA zu Mexiko.

Grenzschutz ist Bundesaufgabe, und seit Monaten gibt es angesichts der täglich tausenden illegalen Einwanderer keinerlei Bestrebungen, den Grenzübertritt an Impfungen oder deren Nachweise zu koppeln. Mit dem Hinweis, man habe weder Zeit noch Platz, die Neuankömmlinge zu impfen oder zu prüfen, wischt Biden das Thema weg. So gut, so frei, möchte man frohlocken, gäbe es da nicht das Problem der Unproportionalität der Härte der Maßnahmen. Denn während ein amerikanischer Steuerzahler etwa in New York ohne Impfzertifikat nicht mal einen Cheeseburger im Restaurant essen (und sogar bezahlen) darf, ist der illegale Grenzübertritt kein Problem. Harte Türen, aber keine Zäune mehr.

Ein Bild, ein Problem – kein Bild, kein Problem!

Die aktuelle Ankündigung Bidens, bei illegalen Einwanderern nicht auf die Impfung zu bestehen, lockt offensichtlich gerade zehntausende (nennen wir sie mal Querdenker) aus aller Herren Länder an die mexikanische Nordgrenze. Die Zahl der Menschen, die an der Grenze ausharren oder sie schon Richtung Texas überschritten haben, hat sich gerade vervielfacht. Unschöne Bilder sind es, die wir da vom Rio Grande zwischen Del Rio in Texas und Ciudad Acuña in Mexiko sehen.

Und es sind, wie 2015 in Berlin, gerade nicht das angelockte Elend und die Gesetzlosigkeit in deren Schlepptau, welche die Politik im fernen Washington beunruhigen, sondern eben diese Bilder. Deshalb hat man kurzerhand das ganze Gebiet zur Flugverbotszone erklärt, in der Kameradrohnen nicht fliegen dürfen. Ein Bild, ein Problem – kein Bild, kein Problem!

Die Begründung des Flugverbots kann es indes mit den Ausreden jedes Autokraten einer Bananenrepublik aufnehmen, der formal zwar das von ihm geschaffene Recht bemüht, aber sehr deutlich macht, es nicht nötig zu haben, sich für eine Entscheidung eine logisch-schlüssige Erklärung ausdenken zu müssen: Die Drohnen könnten die Strafverfolgung stören, so die FAA (Federal Aviation Administration). In Wirklichkeit dokumentieren die Drohnen jedoch die Straftaten und das sollen sie offenbar nicht – zumindest auf der US-Seite des Flusses, von Mexiko aus starten Drohnen aber genauso gut.

Die lokalen Gemeinden in Texas sind längst überfordert
…und bring dir was zu essen mit!

Doch die zuständigen Bundesbehörden zur Strafverfolgung sind offenbar ohnehin mit anderen Dingen beschäftigt, sonst würde sie angesichts der gerade massiv anschwellenden Zahl illegaler Grenzübertritte doch sicher irgend etwas unternehmen. Die lokalen Gemeinden in Texas sind längst überfordert von der Völkerwanderung durch ihre Felder und Gärten, man hat weitgehend resigniert. Die Migranten ziehen ja ohnehin weiter nach Norden, in die großen Städte, irgendwann.

In der Zwischenzeit und angesichts der faktisch gänzlich aufgegebenen Grenzkontrollen helfen sich die Migranten selbst. Und man muss ihnen zugute halten, dass sie erfinderisch sind und sich selbst helfen. Weil die Versorgungslage in den Auffanglagern in Texas prekär ist, geht man eben zurück nach Mexiko und kauft dort ein, was fehlt. Niemand kontrolliert diesen „kleinen Grenzverkehr“, bei dem sicher nicht nur Mais und Bohnen nach Norden geschafft werden. So sieht man auf der einen Seite des Flusses eine Gruppe, die offensichtlich auf dem Weg zum Einkaufen in Mexiko ist, der auf der anderen Seite eine weitere Gruppe auf dem Rio Grande voll bepackt entgegenkommt.

Das Reuters-Foto dazu darf jetzt schon als ikonisch gelten, zeigt es doch, wie kein Text es beschreiben könnte, das Totalversagen der Regierung Biden. Es sind Tage der Offenen Tür in den USA, jeder kann rein. Und solange man nicht durch die offizielle Tür, sondern an ihr vorbeigeht, braucht man auch kein Impfzertifikat. Ob „Delta” schon vor Angst zittert? Sind auf der Met-Gala noch Lachs-Schnittchen übrig? Und was macht eigentlich Vizepräsidentin Kamala Harris, die mit der „Grenzfrage” beauftragt ist? Fragen über Fragen – und die Antworten kennt ganz allein der Wind.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

Foto: J.McNeeley/USN via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Dr Stefan Lehnhoff / 18.09.2021

Lieber Herr Demaskinos: Nun sollten Sie aber auch Ihrem Namen Ehre machen: Die Wähler wollten es NICHT so. Also hat man die Wahl halt gefälscht. Die Sezession von Texas ist ein sehr schwieriges Unterfangen, auch wenn Legal möglich. Sollte Sie dennoch vorankommen, weiß ich wozu ich meine Greencard nutzen werde, bevor es vollzogen wurde.

Jo Pabst / 18.09.2021

Glücklich der, der Arabisch, Afghanisch oder eine andere Mittelasiatische Sprache kann, und einen schwarzen Bart hat. Der schreit an der Grenze Asüll und kann durch, ohne alles. Also die neuen Herenmenschen, die über dem Gesetz stehen.

Paul Greenwood / 18.09.2021

B. K. Kopp vertritt eine ideologische Position ohne Realität in Betracht zu bringen.  Kriminelle Verbände sind in USA weiterverbreitet - Mara Salvatrucha - war nur 1% der Gangs im Umlauf. Sie sind so bürgerlich als zu denken Einwanderer “arbeiten” statt Kriminelle Vereine Zuwachs anbieten. Wo in der Geschichte der Vereinigten Staaten kam die Kosher Mafia ? Italienischer Mafia ? ua. Kriminalität ist das Problem auch in Deutschland - oder denken Sie das in NRW Alles sauber lauft - oder in Berlin - oder im Hinterland in Thüringen oder in Hamburg ? Afghanen in USA leben von der Stütze. Auch die aus Somaliern. Wenn USA keine Wohlfahrtsstaat hat warum hat Washington $850 Mrd dafür ausgegeben 2020 ?

Johannes Schumann / 18.09.2021

Die Regierung Biden ist linke Dekadenz pur entspricht bei uns der Regierung Merkel. Bei uns wurden doch auch der reguläre Grenzverkehr für Touristen und Geschäftsleute enorm behindert, sogar der innerdeutsche Verkehr, als Menschen ihren Zweitwohnsitz in MV besuchen wollten. Aber es wurden dennoch “Flüchtlinge” ins Land gekarrt. Wie lange lassen sich die Völker diesen mehrfachen doppelten Standard gefallen? Die Oberschicht kann und darf alles, bekommt sogar Geld hinten reingeschoben. Wenn ein Musk ins Weltall fliegen kann, braucht er keine Subventionen mehr. Fertig ist der Lack. Die Partys sprechen für sich. Persönliche Friseure waren ausdrücklich erlaubt, als die Friseure bei uns wochenlang dicht waren. Irgendwelche Vagabunden, die finsterste Ideologien mitbringen, die werden ins Land gelassen und der Teil der Bevölkerung, der das alles finanziert, der wird gegängelt und drangsaliert.

Renee La Clerc / 18.09.2021

Der Witz in Dosen: Ungeimpfte Inländer raus (aus dem sozialen Leben), ungeimpfte Ausländer rein. Deutlicher kann man die offene Verhöhnung gar nicht umsetzen. Inklusive moralischer Verlogenheit ins Quadrat.

Fred Burig / 18.09.2021

@A. Iehsenhain: ” ....man könnte zuweilen denken, dass Deutschland die ganze Welt an einem Nasenring durch die Gegend zieht ....”  Das wäre vielleicht der Wunsch - aber die kläglichen Versuche dazu bewirken eher, dass sich die halbe Welt über Deutschland totlacht! MfG

Hans Kloss / 18.09.2021

Niedergang des römischen Reiches war länger - zwischen ersten ernsthaften Problemen (auch mit der epidemischen Lage der nationale Tragweite in etwa 3. Jahrhundert und dem Besuch der Atillas Armee im Rome ist viel Wasser in Tiber geflossen. Der Niedergang hat aber auch etwas mit Klima, Massenmigration und mit der dadurch zerstörten Identität zu tun. Politische und wirtschaftliche Korruption, Armee die die Waffen nicht tragen wollte weil sie zu schwer waren, Steuermittel, die in private Taschen von Steuerantreiber und ihren Freunden fließen, der Staat, der den Bürger Selbstverteidigung verboten hat aber sie selbst nicht schützen konnte und wollte, das alles sollte uns bekannt sein, oder? Nur nebenbei: damals ist Klima kühler geworden. Die Veränderung war wahrnehmbar, weil sie Hunger und Krankheiten verursachte. Das ist bei uns anders. Sonst passt doch alles, oder?

Rolf Mainz / 18.09.2021

Wir bauchen diesbezüglich gar nicht in die Ferne zu blicken. In Afrika liegt die Impfquote bei 3.6%, in Afghanistan (und in den weiteren Herunftsländern unserer Neubürger) wird sie nicht viel anders sein. Der “Ansturm der Ungeimpften” ist in Westeuropa mithin sgar viel stärker und riskanter als in den USA (welche das Problem mit der mexikanischen Grenze so gerne verdrängen…).

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