Wolfgang Röhl / 02.03.2019 / 06:00 / Foto: Elke Wetzig / 70 / Seite ausdrucken

Dein Star erzählt Blödsinn? Sein Werk kann nix dafür!

Lange war ich kein Fan der britischen Psychedelic-Combo Pink Floyd. Das änderte sich Mitte der 1970er. Da entdeckte ich in einem Bangkoker Hotel eine hübsche Portion Gras, oben auf dem Kleiderschrank deponiert. Wahrscheinlich hatte das Zeug einer der letzten GIs vergessen, die noch zum Sauf- und Bumsurlaub von Vietnam nach Thailand geflogen worden waren. „Rest and Recreation“ nannte sich das. 

Damit war es nun vorbei. Nordvietnam hatte die Amis in die Flucht geschlagen, und es schien, als sei Thailand der nächste Stein, der laut Eisenhowers Domino-Theorie fallen würde. Die Hauptstadt wirkte etwas demoralisiert. Gebaut wurde kaum noch, repariert nur das Nötigste. Fielen Teile der Neonschriften an großen Hotels wie dem Rajah oder dem Nana aus, wurden sie nicht mehr ersetzt. Auch das Heer der giggernden Prostituierten in den Coffeeshops hatte bessere Zeiten erlebt.

Wir hausten im abgeschrammelten Hotel Nana, warteten auf Visa für Kambodscha oder Burma und hörten das neue Album von Pink Floyd, das mein Freund als Audiokassette aus Deutschland mitgebracht hatte. Auf dem Philips Kassettenrecorder mit der revolutionären Ein-Knopf-Bedienung, den wir für Interviews mitschleppten, schepperte „Wish You Were Here“ für meine Ohren ganz grauenerregend. Aber nur in nüchternem Zustand. Unter dem segensreichen Einfluss des Haschs, das ich mit dem Tabak meiner HB-Zigaretten streckte, schwangen sich die Stücke zu einem orchestralen Feuerwerk auf. 

Wunderbare Klangkaskaden reihten sich aneinander, so kam es mir vor. Besonders das Stück „Shine On You Crazy Diamond“ mit seinen metallischen Riffs und dem Wechsel von hammerharten und flauschigweichen Passagen hatte es mir angetan; ich spielte es immer wieder. Irgendwann war das Gras aufgeraucht, und ich wandte mich anderen Beschäftigungen zu. 

Pink Floyd, speziell das genannte Album, höre ich noch immer  gern. Aber geht das so ohne Weiteres? Müsste einem dabei nicht der kalte Kaffee hochkommen? Pink Floyd, das war ja auch – oder sogar hauptsächlich – der Songschreiber, Sänger und Gitarrist Roger Waters; er hatte der Band seinen Stempel aufgedrückt. 

Waters lebt noch, er ist glühender Israel-Hasser, wenn nicht lupenreiner Antisemit. Seit 2006 promotet er die BDS-Kampagne („Boycott, Divestment, Sanctions“) gegen den Judenstaat, agitiert und hetzt unermüdlich, fordert immer wieder Musikerkollegen öffentlich auf, nicht in Israel zu spielen. Erfreulicherweise meist ohne Erfolg. 

Ich höre Floyd-Songs trotzdem gern

Waters’ Aktivismus wurde derart penetrant, dass 2017 mehrere ARD-Anstalten eine geplante Zusammenarbeit mit ihm aufkündigten. Wohl mit Grund, denn auf Tourneen lässt der Hass-Künstler Ballons aufsteigen, auf denen unter anderen Symbolen des Bösen auch der Davidstern abgebildet ist. Das war dann selbst für den deutschen Staatsfunk, ansonsten in der Disziplin „Israelkritik“ nicht ganz unbewandert, ein bisschen zu viel.

Mag es in Waters Oberstübchen auch noch so irre zugehen, ich höre Floyd-Songs trotzdem gern. Auch das frühe, von Waters geschriebene Stück „Money“, welches das übliche Kapitalismusbashing bestverdienender Pop-Größen auf eine raffinierte Weise liefert und zugleich bricht. Nebenbei, dass das hinreißend altmodische Ladenkassengeklingel am Songanfang von Legionen einfallsarmer Funkredakteure zur Untermalung von Wirtschafts-Features missbraucht wurde – dafür kann Waters nun wirklich nichts.

Der Fall Waters ist, finde ich, ein Test für das eigene Toleranzpotenzial. Für die Fähigkeit, künstlerische Leistungen anzuerkennen, ja sogar genießen zu können, deren Schöpfer einem unangenehm oder gar widerwärtig sein mögen. Was bliebe denn dem, sagen wir, Liberal-Konservativen, sperrte er alle Wort- und Tonsetzer aus seinem privaten Unterhaltungs- und Erbauungssalon aus, die aus Überzeugung, Denkfaulheit oder kühl kalkuliertem Opportunismus diversen Verschwörungstheorien, gängigen Meinungsrastern oder gewitterten Zeitgeisttrends nachhängen? 

So viele große alte weiße (und partiell dumme) Männer, von Frauen und People of color zu schweigen! Nehmen wir nur T.C. Boyle. Dieser grandiose Chronist Amerikas – man kann die USA unmöglich ganz begreifen, wenn man nicht „América“, „Willkommen in Wellville“, „Die Frauen“ oder „Drop City“ gelesen hat –, dieser meisterliche Beschreiber immerwährenden Scheiterns; ein Autor, der Leser dazu bringen kann, dicke Bände bis zur letzten Seite durchzuackern, obschon ihnen die Themen der Wälzer eigentlich hundsfremd sind, dieser begnadete Autor also ist natürlich Prototyp des amerikanischen Liberal und daher „selbstverständlich gegen Donald Trump“. 

Aber, was kann man denn anderes erwarten von einem aus dem katholischen Prekariat, Jahrgang 1948, der ausgiebig an Drogen geschnüffelt und mit Hippies verkehrt hat? Würde Boyle anders reden, müsste man sich Sorgen machen. Dann, verdammt, wäre ja alles vorstellbar! Sogar, dass irgendwann geheime Tagebücher von John Wayne auftauchen, in denen der Duke sich als klemmschwulen Leftie outet. Die Lösung: einfach keine Interviews mit Boyle hören oder lesen. Schon gar nicht solche, die Denis Scheck geführt hat.

Genaueres regelt „Vanity Fair“

Wenn Robert de Niro den amerikanischen Präsidenten als „Schwein“ und „Straßenköter“ bezeichnet und in Gewaltphantasien schwelgt, who cares? Hollywood bildet sehr bekanntlich eine Blase, in der – mit ganz wenigen Ausnahmen wie Clint Eastwood – irgendwie fortschrittlich zu sein obligatorisch ist. Genaueres regelt „Vanity Fair“.

Kann man wegen de Niros Ausfällen nun nicht mehr unbefangen dessen alte Blockbusters anschauen? Quatsch. Mindestens die Hälfte der Schauspielerszene hat ja von jeher einen an der Waffel, das muss so sein. Und die legendäre Szene aus „Taxidriver“, wo der junge de Niro vor dem Spiegel steht und Showdown probt („Du... laberst... mich... an?“), sie wird nicht weniger legendär durch den Umstand, dass der alte de Niro den alten Trump verabscheut.

Vor einiger Zeit erntete ich gequälte Mienen, als ich in einem konservativen Kreis erzählte, ich hätte zwei Bücher von Juli Zeh gelesen und mich gut unterhalten gefühlt. Zeh ist wegen ihrer Talkshowtiraden gegen „rechts“ für manche ein rotes Tuch. Dass die SPD-Partisanin mit den Stimmen ihrer Partei zur Verfassungsrichterin in Brandenburg gewählt wurde, lässt tatsächlich Schlimmes befürchten. 

Aber was sagt das über ihre Bücher aus? „Nullzeit“ zum Beispiel ist ein sarkastischer, stellenweise zynischer Kurzroman über Sex, mörderische Intrigen und den Tauchsport vor der Kulisse einer spanischen Insel (die Taucherei ist übrigens fehlerfrei beschrieben, für eine weibliche Autorin schon mal nicht schlecht). „Unterleuten“, voluminöser, enthält reihenweise gutgebaute Charaktere und spielt den Stadt-Land- und den Ost-West-Dissens kenntnisreich aus. 

Ehrlich, meinethalben kann ein Autor auch bei der Amadeu Antonio Stiftung arbeiten. Entscheidend ist, was zwischen den Buchdeckeln steht.

Es kann nützen, wenn man den Urheber eines Textes gar nicht kennt. Auf einer längeren Autofahrt nach Hamburg hörte ich im NDR-Rundfunk ein Kapitel aus einem Roman, in dem es um, wie man früher sagte, Beziehungskisten ging. Scharfsinnig beobachtet, streckenweise schön fies geschrieben. Am Ende der Sendung erfuhr ich, dass die Autorin Sibylle Berg heißt; die Vorlesung war, glaube ich, aus ihrem Roman „Der Mann schläft“. Jedenfalls ein großartiger Text, in den ich da reingerutscht war. Hätte bei vorheriger Kenntnis des Autorennamens natürlich sofort umgeschaltet. 

Frau Berg ist ja von allen Kolumnisten auf „Spiegel Online“ womöglich die Hysterischste, Verrückteste, Abgedrehteste, obwohl ihr Margarete Stokowski gelegentlich den Rang abzulaufen droht. Kaum glaublich, dass diese Person dieselbe sein soll, die „Der Mann schläft“ verfasst hat. Und doch scheint es sich so zu verhalten. 

Schreiben kann der Mistkerl leider

Einer, der sich über den verblüffenden Doppelkopf gelegentlich wundert, ist Michael Klonovsky. Der Autor war allerdings fair genug, seiner politischen „Lieblingsnärrin“ (Klonovsky) literarisches Talent zu bescheinigen. Umgekehrt kommt es so gut wie nie vor, dass linke Autoren oder Journalisten Klonovsky, dem fraglos elegantesten Formulierer auf dem rechten Spielfeld, irgendeinen Respekt zollen. Und sei es nur in Form der widerwilligen Feststellung: Schreiben kann der Mistkerl leider. 

Den Ton dazu schlug vor fünf Jahren die „Zeit“ an. „Geschliffen erzreaktionär“ seien Klonovskys Sinnsprüche, wurde da ganz kurz eingeräumt. Doch nur, um sogleich nachzulegen, diese wirkten „wie dem Stammtisch abgelauscht“. Wenn sonst nichts hilft, muss stets der Stammtisch ran, die linke Lieblingsmetapher mit dem langen Bart.

Die weitgehende Unfähigkeit, Literatur ohne Rekurs auf die tatsächliche oder vermeintliche politische Haltung des Autors zu betrachten, hat eine linke Tradition. Bert Brecht kurzrezensierte Thomas Manns 1924 erschienenen Roman „Der Zauberberg“ anno 1931 oder 1932 wie folgt:

Der Dichter gibt uns seinen Zauberberg zu lesen.

Was er (für Geld) da schreibt, ist gut gesprochen!

Was er (umsonst) verschweigt, die Wahrheit wär’s gewesen.

Ich sag: Der Mann ist blind und nicht bestochen.

Abgesehen von zeitbedingten Hintergründen (Mann hatte sich mit seiner „Deutschen Ansprache“ im Jahre 1930 nicht nur den Zorn der Nazis, sondern auch die Animosität der radikalen Linken zugezogen), zeigt Brechts Spottvers, was Linke an Literatur interessiert. Nicht so sehr das Werk, mehr die Haltung des Autors. Und nein, Haltung im politischen Sinn transportierte der Zauberberg gewiss nicht.

Apropos Brecht. Während ihm von der bundesdeutschen Linken seine langjährigen, gruseligen Elogen auf Stalin nicht sonderlich verübelt wurden, fasste sie, die Linke, den Lyriker Gottfried Benn wegen seiner kurzlebigen Affinität zum Nationalsozialismus nach 1945 nicht mit der Kneifzange an. Was vielleicht auch an Benns hochkomplexer Sprache lag. Mit Klassenkampf und Ähnlichem hatte er sich nie groß beschäftigt.

Man darf sich schöne Erinnerungen nicht kaputt machen

Zurück zum Hausgebrauch, paar Etagen tiefer: Wer heutzutage Künstler oder Muntermacher, seien es Autoren, Filmemacher, Sänger, Fotografen, Theaterregisseure, Kabarettisten, you name it, auf seinen persönlichen Index setzt, weil sie in Talkshows Unsinn verzapfen, für das Staatsfernsehen auch mal plumpe Volkserziehung liefern, irgendwas unterschreiben, was sie selber nicht genau durchblicken, ihren Kopf für eine fragwürdige Sache hinhalten – so jemand kann eben so gut den Fernseher auf eBay verticken, in eine Kate der Lüneburger Heide ziehen wie weiland Arno Schmidt und sich künftig im Internet exklusiv mit den Insassen seiner Echokammer austauschen. Macht leider einsam. Und bitter. 

Was tun? Den Müll von Wertstoffen trennen. 

Natürlich, in Iris Berben denkt es anscheinend wie Kraut und Rüben. Aber die Frau ist noch immer eine bewundernswerte Mimin (zuletzt als „Die Protokollantin“). Edgar Selge kann sich vor aufrechter Haltung kaum noch die Schuhe binden. Aber welch ein Schauspieler! 

Herbert Grönemeyer rockt gegen rechts. Warum nicht? „Männer“, sein Klopfer aus den Achtzigern (übrigens ein Lied mit vielschichtigem Text), bringt die Gäste einer Ü50-Party allzeit zuverlässig in Stimmung. Klar, Schwachsinn wie „Kinder an die Macht“ floss auch aus Herbies Feder, sogar reichlich. Und? Einfach überhören.

Man darf sich schöne Erinnerungen nicht kaputt machen. Der Sänger Udo Lindenberg – immer noch sehr populär, seine Konzerte sind ausverkauft – brabbelt in Interviews wie aufgezogen das gerade angesagte Zeug herunter. Logisch, alles soll ganz bunt sein, Offenheit total wichtig, Rechte total scheiße. 

Kein Grund, die ollen Lindi-LPs zu entsorgen! Die Nummer mit der Andrea Doria war ja klasse, frischwindig zu ihrer Zeit. Und wie haben wir damals, auf diesem rottigen Hausboot in Amsterdam, bei Rudi Ratlos Tango getanzt! Der furchtbare Zombie mit der Schlabberlippe, der Lindenberg jetzt verkörpert, wird uns diese Glücksmomente niemals vermiesen.

Die Kernthese war einfach, klar und falsch

Kleiner Exkurs: 1958, der westdeutsche Massentourismus steckte noch in den Kinderschuhen, schrieb Hans Magnus Enzensberger seinen fulminanten Essay „Eine Kritik des Tourismus“. Die Kernthese war einfach, klar und falsch. Sie lief darauf hinaus, der Tourismus der kleinen Leute sei ein Linsengericht, das ihnen die Mächtigen verabreichten, um sie von der großen Tafel fernzuhalten, an der sie ohne die Zwänge des herrschenden Systems aufs Beste speisen könnten. Enzensbergers Diktum:

Die Flut des Tourismus ist eine einzige Fluchtbewegung aus der Wirklichkeit, mit der unsere Gesellschaftsverfassung uns umstellt. Jede Flucht aber, wie töricht, wie ohnmächtig sie sein mag, kritisiert das, wovon sie sich abwendet.

Das war als Behauptung auch nichts anderes als töricht. Der junge Salonsozialist lief da zu unerhörtem Quatsch auf, freilich auf höchstem Sprachniveau. Glänzenderes hat man zum Thema Tourismus nie mehr gelesen. Ein Juwel war dieses Stück, noch heute genießbar. Jedenfalls unter dem – verschiedenen Autoren zugesprochenen – Motto: Und wenn’s nicht stimmt, so ist es doch gut erfunden.

Ja, Linke haben so einige Duftmarken gesetzt. Wussten Sie, wer den größten Hit des Schwitzrockers Klaus Lage getextet hat? Die Vorstadt-Liebesballade „Tausend mal berührt“ (längst ein geflügeltes Wort) stammt von niemand anderem als dem ehemaligen Stasi-Spitzel (IM „Willy“), Biermann-Ausforscher und heutigem „Die Linke“-Politiker Diether Dehm. 

Sind Sie jetzt unangenehm berührt? Müssen sie nicht sein. Das fetzige Lied gehört auf seine aparte, pseudoproletarische Art zum Kanon deutscher U-Musik und wird dort noch lange bleiben. Man darf auch nicht vergessen, dass der Hans-Albers-Film „Große Freiheit Nr. 7“ von Josef Goebbels in Auftrag gegeben wurde. Gleichwohl ein großes Werk, schauen Sie mal rein.

Ich, für meinen Teil, werde mir weiterhin zum x-ten Mal Westernklassiker mit John Wayne anschauen. Obwohl Waynes Vietnam-Durchhaltefilm „Die grünen Teufel“, den er als Regisseur und Hauptdarsteller gleich doppelt verbrochen hat, wirklich das Hinterletzte war. 

Würde auch sofort eine neue Netflix-Serie mit Kevin Spacey abonnieren. Was scheren mich die angebliche Grabschereien des Mannes? Als Präsident Underwood in „House of Cards“ hatte er Weltklasse. Das zählt bei einem Künstler, und sonst gar nichts.

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Leserpost

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Rudolf George / 02.03.2019

Grundsätzliche Zustimmung: ein Werk ist unabhängig von seinem Autor. Aber im Zeitalter der Tantiemen gibt es den Effekt, dass Roger Waters mit jedem Pink Floyd Download Geld verdient. Und gerade er, der zum Boykott von Israel aufruft, sollte genau so behandelt werden.

Anders Dairie / 02.03.2019

Herr RÖHL trifft einen wichtigen Punkt, ich übertrage:  “Wer sein Handwerk gut versteht, darf auch Ausschuss machen.”  Frau Juli ZEH heisst Julia Barbara FINCK geb. Zeh.  Ihr Pseudonym ist Manfred Gorz.  Sie ist heute 55 und eine “rein"rassige Vertreterin der oberen Mittelschicht.  Der Lebenslauf ist beeindruckend. Preise und Werke sind es auch.  Ihr Dr. jur. (Uni Saarland 2010)  ist ganz sicher redlich verdient.  Sie ist ehrenamtliche (!) Richterin am Verfassungsgericht Brandenburg und wurde demokratisch gewählt.  ZEH ist damit eine Beisitzerin unter beamteten Vollprofis.  Zeh hat 2 Kinder,  war lange Zeit in Leipzig und wohnt in einem märkischen Dorf.  Es gibt bei näherer Befassung eine Menge Irrtümer (BRD,  als Ausforschungsstaat, 2013).  Aber, dass Zeh sagen darf, was sie will, dürfte unbe-stritten bleiben.  Dass sie als Künstlerin mit Erwerbsnot sich dem Staat auch andient,  ist keine Besonderheit.  Solange es nicht eine Diktatur wie in Russland ist.

Jörg Themlitz / 02.03.2019

@Herr Welser; Bei Herrn Biermann scheint es wohl eine ihm innewohnende, nicht selbst verschuldete Affinität zu alten, weißen Frauen auf irgendwelchen Posten zu sein. Denn schon bei Margot Honecker ging er ein und aus. In Griechenland, also im antiken, gab es eine interessante Tradition. Berühmten Sportlern die darüber hinaus begannen, geistigen Einfluss auf die Gesellschaft zu nehmen, wurde schon mal das Geistige vom Muskulären getrennt. Kollateralschaden, das Muskuläre funktionierte natürlich nicht mehr. Der Vorteil, die durch nichts verfälschte, schöne Erinnerung an einen großartigen Sportler.

Brigitte Miler / 02.03.2019

Ich habe die grösste Mühe, auch meine liebsten Schauspieler noch zu mögen, wenn sie sich über Politik ausbreiten. Ein Robert de Niro etwa, ein fantastischer Darsteller: seit ich ihn mit Schaum vor dem Mund gegen Trump wettern sah, denke ich nur noch , hättest du doch geschwiegen, ich mag dich nicht mehr sehen.

Karsten Dörre / 02.03.2019

Deshalb lasse ich auch öfters einen Kommentar bei achgut.com. Es gab schon Kommentare anderer, die an mich gerichtet waren, ich dürfte hier keinen Leserbrief schreiben, weil ich nicht die Meinung des Autors und der meisten Leser vertrete. Achgut, bleibt so wie ihr seid, sonst werdet ihr eine x-beliebige Propaganda-Seite!

Detlef Rogge / 02.03.2019

In den siebziger Jahren war ich häufiger Gast im Berliner »Sound«, denn hier gehörte die von mir favorisierte Musikrichtung zur Grundversorgung der Gäste. Umgeben von Junkies, Nutten, Strichern und sonstigen Gestalten der Finsternis kam ich wohl als Einziger zu keinem Zeitpunkt in Versuchung, mich dem Konsum illegaler Drogen hinzugeben. Angesichts des mich in den Bann ziehenden berauschenden Sounds wäre das Erliegen eines schnellen, billigen Vergnügens einem Sakrileg gleichgekommen. Es gibt keine härter wirkende Droge als Rock & Roll, dagegen führt die »Acid Queen« nur billigen Plunder für metaphysisch Verstockte in ihrem Sortiment. In den Momenten der schier den Verstand raubenden Klänge der perfekt ausgesteuerten, großvolumigen Soundmaschine hätte es mich kaum verwundert, wäre Dionysos leibhaftig den Lautsprecherboxen entstiegen und hätte meine Hingabe zur puren Ekstase gewandelt. In solcherart Atmosphäre kosmischer Entrücktheit müssen einst Schamanen Rituale zelebriert haben. Rock & Roll erhebt keinen Anspruch auf Beförderung politischer Botschaften, er versinnbildlicht ausgelassene Lebensfreude und Verrücktheit trotz aller Widrigkeiten des Daseins. Diese Kunstform war und ist nicht genuin links, deutsche Irrlichter, wie »BAB«, »Tote Hosen« oder »Feine Sahne Fischfilet«, haben das nie begriffen; deren primärer Unterhaltungswert erschöpft sich im Transport politischer Gesinnung, ansonsten imponieren sie mit dürftigem Kneipen- und Baustellensound, ihr Einzug in die Rock & Roll Hall of Fame, unvorstellbar. Statt mir das inhalts- und substanzlose Geschwätz Lindenbergs und anderer Geistesheroen des political mainstreams anzutun, wäre ich noch eher bereit zu den »Wildecker Herzbuben« zu konvertieren, die behalten ihre politische Ausrichtung zumindest für sich.

Helge-Rainer Decke / 02.03.2019

Herr Rühl, ein trefflicher Beitrag. Als Liebhaber der Werke Manns, dessen Zauberberg ein Zauber an Sprache, Philosophie und dunkler Ahnung sich insbesondere im Dialog zwischen Settembrini und Naphta zeigt, oder im Kapitel Schnee, das die Sinne erstarren lässt, schlage ich, so wie Sie es taten, einen Bogen zu Benn. Deshalb erlaube ich mir, Sie mit seinem, einem Gleichnis ähnelnden Gedicht, zu erfreuen: „Der soziologische Nenner, der hinter Jahrtausenden schlief, heißt: ein paar große Männer und die litten tief. Heißt: ein paar schweigende Stunden in Sils-Maria Wind, Erfüllung ist schwer von Wunden, wenn es Erfüllungen sind. Heißt: ein paar sterbende Krieger gequält und schattenblaß, sie heute und morgen der Sieger –: warum erschufst du das? Heißt: Schlangen schlagen die Hauer, das Gift, den Biß, den Zahn, die Ecce-homo-Schauer dem Mann in Blut und Bahn – heißt: so viel Trümmer winken: die Rassen wollen Ruh, lasse dich doch versinken dem nie Endenden zu – und heißt dann: schweigen und walten, wissend, daß sie zerfällt, dennoch die Schwerter halten vor die Stunde der Welt.“ (Das Gedicht hat Benn Nietzsche gewidmet, der seine letzten Tage, dem Wahnsinn verfallen, im Sanatorium Sils Maria starb).

Robert Jankowski / 02.03.2019

Ich würde die John Wayne Empfehlung um “Ringo” erweitern. John Ford ist einfach ein genialer Regisseur. Ansonsten kann man einfach nur konstatieren, dass viele “Große” einfach so sehr in ihren Rollen verhaftet sind, dass ihnen jegliche kritische Reflexion einfach nicht mehr möglich ist. Dies macht sie dann durchaus weniger “groß”, weil menschlich.

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