Felix Perrefort / 20.03.2023 / 16:00 / Foto: Pixabay / 53 / Seite ausdrucken

Das letzte Gefecht der Maskenlobby

Das renommierte Cochrane-Netzwerk hatte eine Meta-Studie veröffentlicht, die den Nutzen kollektiven Maskentragens bezweifelt. Nun habe die Chefredakteurin die Kernaussage zurückgenommen, verkünden öffentlich-rechtliche Medien irreführend. 

Wieder soll alles ganz anders sein, als es ursprünglich den Anschein hatte, hätten „Querdenker“ Unwahrheiten in den sozialen Medien verbreitet. Dass die Masken keine oder nur wenig Wirkung gehabt haben, soll eine unzulässige Interpretation sein, die von den Studien-Autoren sogar selbst verschuldet wird. „Cochrane entschuldigt sich für missverständliche Masken-Studie“, titelte der Bayrische Rundfunk. Um die Alltagsverhüllung zu retten, führt der Beitrag „Beobachtungsstudien auf der ganzen Welt“ an. Diese Studien, die vom Cochrane-Netzwerk aufgrund dessen hoher wissenschaftlicher Standards nicht berücksichtigt werden, seien „zwar nicht randomisiert-kontrolliert, aber trotzdem aussagekräftig. Masken schützen also vor Corona-Infektionen, wenn sie korrekt getragen werden. Das ist Konsens in der Wissenschaft“. Soso. 

Auch beim Deutschlandfunk atmete man erleichtert auf: „Cochrane Collaboration räumt Fehler ein“, nachdem die Studie „in die Kritik geraten“ sei, weil ein „Kernsatz“ in der Zusammenfassung nahelege, dass Masken „wirkungslos sein könnten“ – könnten! Das konnte die DLF-Journalistin so nicht stehenlassen. Dass sich die Cochrane-Autoren, wie diese resümieren, „nicht sicher [sind], ob das Tragen von FFP2-Masken dazu beiträgt, die Verbreitung von Atemwegsinfektionen zu verlangsamen“, sei zu pauschal gewesen, wie ihr die hauseigene Wissenschaftsredakteurin im Interview mitteilt. 

Eingeräumt wird dann aber doch, dass der Nutzen von Masken auf der Bevölkerungsebene tatsächlich nicht nachweisbar ist. Allerdings sei die Wirkung am Individuum gut belegt, sofern die Maske nur ordentlich sitzt und richtig getragen wird, und deswegen, so wird suggeriert, dürfe man eben nicht einmal daran zweifeln, dass auf Bevölkerungsebene Atemwegsinfektionen durch Alltagsverhüllung eindämmbar seien. Ganz und gar nicht pauschal soll aber sein, derart auftrumpfend zu schließen: „Masken schützen vor Corona, das stellte die Cochrane Collaboration jetzt klar“.  

„Ergebnisse uneindeutig“

Unklar bleibt indes, wie man ernsthaft glauben kann, damit ohne Glaubwürdigkeitsverluste durchzukommen. In dem Statement heißt es jedenfalls konträr dazu:

 „Korrekt wäre es zu sagen, dass in der Übersichtsarbeit untersucht wurde, ob Maßnahmen zur Förderung des Tragens von Masken dazu beitragen, die Verbreitung von Atemwegsviren zu verlangsamen, und dass die Ergebnisse uneindeutig (!) [inconclusive] waren.“ 

Nicht sicher waren sich die Autoren demnach wegen „uneindeutiger Ergebnisse“. Der Sache nach bestätigt die Chefredakteurin damit besagten Kernsatz, für den sie sich angeblich entschuldigt hätte. Aus Gründen, die vor allem mit politischem Druck zu tun haben dürften, bauscht sie folgenden Unterschied auf, der von Maskenapologeten dankbar aufgegriffen wird: Der Nachweis für den Nutzen sei zwar nicht gegeben, dies dürfe jedoch nicht als Beweis für den Nichtnutzen verstanden werden. Ihre rein negativen Aussagen verkehrt der DLF wiederum irreführend in eine positive: „Masken schützen vor Corona“, was dem Statement offensichtlich nicht zu entnehmen ist. Im Gegenteil:

„In Anbetracht der eingeschränkten primären Evidenz ist die Studie nicht in der Lage (!), die Frage zu beantworten, ob das Tragen von Masken selbst das Risiko einer Ansteckung oder Verbreitung von Atemwegsviren verringert.“ 

Die Maskenfrage entschied sich nie an der abstrakten Fragestellung, ob Masken wirken oder nicht, weil aus diesem „Fakt“ allein gar nichts Wichtiges folgt. Hieran zeigt sich, dass Fakten vermittelt, Teil einer Position werden müssen, die sie aufnimmt und überschreitet. Fakten müssen gewichtet, gedeutet und in Relation gesetzt werden, um ihren Platz in einer gedanklichen Konstellation zu finden, aus der sie geltend gemacht werden. 

So entschied sich die Maskenfrage dann auch nicht am Nutzen, sondern am Verhältnismäßigkeitsprinzip. Diesem rechtstaatlichen Grundsatz gemäß müssen Grundrechtseingriffe einen legitimen Zweck verfolgen sowie geeignet, erforderlich und verhältnismäßig im engeren Sinne sein. Die Frage nach dem Nutzen betrifft nur die Geeignetheit und hätte lauten müssen: Gibt es hinreichend Evidenz für die Wirksamkeit von Masken auf Bevölkerungsebene? Mithin: Ist die Wirksamkeit nicht der einzelnen Maske, sondern der Maskenpflicht erwiesen? Ergebnisse von Versuchen unter Laborbedingungen, gar durch „tierexperimentelle Studien“ mit Hamstern, lassen sich selbstredend nicht auf die Gesellschaftsebene übertragen.

Das Atmen mit Scham und Schuld beladen

Es existieren keine Datensätze, die die Wirksamkeit einer Maskenpflicht auf hohem Evidenzniveau nachweisen. Das ist die Quintessenz der Cochrane-Metastudie. Damit ist der Nachweis für die Geeignetheit dieser Maßnahme, die das Recht auf körperliche Selbstbestimmung außer Kraft setzt, nicht erbracht. Sie ist somit verfassungswidrig.

Drei Jahre kollektives Masken-Tragen mit all seinen Nebenwirkungen bilanzieren sich auf der Nutzenseite bestenfalls in einem großen Fragezeichen, das Kritiker dieser Maßnahme als Beweis für ihre Unwirksamkeit gelten lassen. Durchaus mit Recht: Mangelnde Evidenz für Hexen und Geister ist für uns ebenfalls Grund genug, ihre Existenz gänzlich auszuschließen, anstatt sie nur für unbewiesen, aber möglich zu halten.

Unbestreitbar wirksam war die in der Regel brav eingehaltene Maskerade allerdings als Herrschaftsinstrument, das bezweckte, eine sich im Alltag nirgends bemerkbar machende Pandemie „sichtbar“ zu machen, was hier und dort auch offen ausgesprochen wurde: „Die MNS-Pflicht soll besonders Schutzbedürftige schützen. Aber das Tragen einer Maske hat auch eine symbolische Wirkung. Je mehr sie aus unserem Alltag verschwindet, desto mehr wird die Sorglosigkeit [zurückkehren]“, so der damalige Bundeskanzler Österreichs. 

Auf der Kostenseite haben wir: Behinderung am Atmen mit möglicherweise gesundheitlichen Folgeproblemen, gerade bei den Jüngsten; Uniformierung; Spaltung der Gesellschaft durch die unvermeidlich entstehende Zwietracht; Markierung gesunder, vollkommen ungefährlicher Menschen als Virengefäße, in denen jederzeit Krankheit und Tod lauern könnte; Verhässlichung des Menschen. 

Eine lebendige Demokratie, die sich über unverbrüchliche und unveräußerliche Grundrechte definiert, hätte vor der Einführung von Masken eine kontroverse, ergebnisoffene Debatte zugelassen, in der nicht der Nutzen, sondern die Legitimität von Maskenpflichten im Mittelpunkt gestanden hätte. Weil diese ausblieb, wurde die „unfreieste Lebensäußerung, der meist unbewusste Zwang, ein- und auszuatmen, mit Scham und Schuld beladen“, so Thomas Maul. Diese Erkenntnis bedarf keiner Studienergebnisse und zieht unmittelbar eine weitere nach sich: Die Alltagsmaskierung war und ist inakzeptabel und wird dies immer sein.  

 

Felix Perrefort ist Redakteur und Autor der Achse des Guten. 

Foto: Pixabay

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Leserpost

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S. Malm / 20.03.2023

@Wilolf Moser “Warum wurden auch nie Grundregeln des ABC-Schutzes veröffentlicht?”—weil man da für den B-Schutz mit dem Ganzkörperkondom “ABC Schutzanzug ZODIAC” rumläuft. Im Winter ist der Anzug übrigens saukalt und im Sommer ekelhaft verschwitzt.

Gerhard Schweickhardt / 20.03.2023

Vor drei Jahren hatte ich das Maskentragen als Gehorsamsübung bezeichnet. Es war eine konzertierte Aktion vom Bundeskanzeramt und der Chefin Merkel unsere Grundrechte einzuschränken. Mit faschistischen Methoden würde das Maskentragen durchgesetzt auch mit Bußgeld un Haft. Heute Noch,! Die lautesten Krakeler durften zu Lanz oder Anne Will oder Tagesschau. Kapiert es endlich, was hier abgeht.

Andreas Bitz / 20.03.2023

Die Masken helfen: den Herstellern und Dealern. Punkt, das wars. Den DLF-Maskenfetischisten sollte lebenslanges 24h/Tag Maskentragen auferlegt werden. Bitte Namen nennen.

Karl Schmidt / 20.03.2023

Zu kompliziert ausgedrückt: Es gibt keinen signifikanten Unterschied (Evidenz) hinsichtlich der Ansteckung mit Covid zwischen Maskenträgern und Maskennichtträgern. Die Behauptung, Masken schützen, ist also schlicht ein Aberglaube. Man könnte auch eine Pumapfote um den Hals tragen und an deren magische Kräfte glauben. Beim Zwangsfunk bestäuben allerdings auch Bienen Getreide; Wissenschaft ist nicht ihr Ding.

Holger Krumm / 20.03.2023

Ich bin kürzlich bei einer Antifantendemo vorbei gekommen, Leipzig. Der Großteil der schwarz gekleideten Demonstranten war mit FFP Maske, im Freien! Junge Leute. Auch Durchsagen, Maske könnte inzwischen als Vermummung zu Bußgeld führen, änderte daran nichts. Erste Kampfrede, gegen “Nazis und Esoteriker”! Es ist wie beim Klima, hört auf, auf der Sachebene zu diskutieren. Diese Leute sind wie sie sind, an einem anderen Punkt des Weges. Ganz in der Materie, im Kampfmodus. Alles was bleibt ist die Freiheit einzufordern. Das ist problematisch, denn es sind Kommunisten, am Ziel des Marsches durch die Institutionen angekommen. Mitten im linken Viertel Leipzigs steht der große Bildschirm des ÖR.

Michael Scheffler / 20.03.2023

@Wilof Moder: Der ehemalige Chef der Aerosolforscher hatte mehrfach betont, dass das Maskentragen im Freien absoluter Humbug ist und andere Ergebnisse lagen damals noch nicht vor. Trotzdem hatten Irre wie Kretschmer die Weihnachtsmärkte 2021 wieder verboten oder es gab Absperrungen, um nur die geschlumpfte Creme der Gesellschaft zuzulassen. Wieviele werden ihren Besuch auf den Weihnachtsmärkten inzwischen mit dem Leben bezahlt haben?

T. Schneegaß / 20.03.2023

@BKKopp: Wenn dieses Symbol der Unterwerfung mich selbst nicht schützt, trage ich es nicht. Ich trage auch den Gurt beim Fahren nicht, um den vor oder hinter mir Fahrenden zu schützen. Wenn andere glauben, sich vor mir schützen zu müssen, sollen sie das tun, aber es gefälligst mir überlassen, ob ich mich vor anderen schützen will oder nicht.

Fred Burig / 20.03.2023

@S. Andersson:”... Es stand drauf… schützen nicht vor Viren oder Bakterien…. was verdammt noch mal ist an der Aussage so schwer zu verstehen??” Ja, aber wenn es so einfach ist, ist es doch auch wieder irgendwie schwierig! Und was da so drauf steht, muss ja noch lange nicht stimmen, könnte das Karlchen noch behaupten! Schließlich kennt er sich ja wohl aus mit Dingen, die nicht stimmen, oder? MfG

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