Wer mal im Krankenhaus Schichten geschoben hat, der weiß, dass die Masse der Deutschen keinerlei Berührung mit dem Tod gehabt hat und damit auch nicht umgehen kann. “Das könnte ich ja nicht machen!” oder “Und du machst das freiwillig?” sind typische Aussagen, die man erlebt. Diejenigen, die tagtäglich ihren Rücken im Dienst krumm machen, werden aber letztlich doch lieber übersehen oder bestenfalls beklatscht, “weil sie ja so tolle Arbeit leisten”. Anstatt die Ausbildung der Krankenschwestern endlich mal internationalen Standards anzupassen, die Gehälter oder gar die Personaldecke anzuheben, werden Lippenbekenntnisse abgegeben. Für Gerätemdizin ist immer KKohle da, für Personal nicht. Dieser Zustand hält seit ca. 25 Jahren an, aber unter Corona wird von Seiten der Politiker lediglich “haltet den Dieb!” geschrien, wenn es um fehlende Betten und Pflegenotstand geht. Den Tod können viele Leute nicht ertragen und setzen sich nicht damit auseinander. Aber man fürchtet immer das, was man am wenigsten kennt.
Sehr geehrter Herr Dr. Minko, wo praktizieren Sie ? Im Falle des Falles würde ich Sie nur bitten, das “x” an der “richtigen Stelle” zu machen, um meinen Angehörigen unnötigen Stress zu ersparen. Ansonsten wäre alles ok, wie gelebt, so gestorben - wie es das Leben ergibt.
sehr schön geschrieben, auch die Leserbriefe, fast alles Freund Hein Romantik und herzbetörend. Von dem schauderhaften gewaltsamen, Tod, den Angela Mortis ( Zitat Chaim Noll) uns gebracht hat, ist keine Rede.
Danke für diesen schönen und besinnlichen Text. Ich muss gerade von meiner Großmutter ( knapp 86) Abschied nehmen, das hilft mir ein wenig.
Vor wenigen Wochen erlebte ich beim Durchzappen den ehem. Innenminister Gerhard Baum bei M. Lanz; ich habe mich schon einmal dazu hier auf der Achse geäußert: Baum sagte u.a., er möchte nicht an Corona sterben. Zunächst mal - er ist 88. Weiter: Wann in der Menschheitsgeschichte war es je einem Menschen vergönnt, sich seinen Tod, den Zeitpunkt und die Art des Ablebens auszusuchen? Mal abgesehen von einem Suizid, den aber viele auf Grund bestimmter Umstände gar nicht mehr ausüben können, selbst wenn sie es wollten! Auch in den Schreckenslagern der Nazis gab es kein Erbarmen, dort wurde so gestorben, wie es die Unmenschlichkeit der dafür Verantwortlichen vorsah.——- Ich meine, man sollte mit seinen Kindern über den Tod reden, er ist das einzig sichere von Geburt an. Kinder wollen das nicht hören, aber ich mit meinen 72 Jahren denke oft darüber nach…
Guter Text, Herr Minko. Mehrere Jahre bin ich als Trauerrednerin tätig gewesen und habe den Angehörigen immer wieder gesagt, was für eine Gnade ein für sie zwar plötzlicher, unfaßbarer und erschreckender Tod doch für denjenigen ist. Denn es gibt genug andere Fälle mit jahrelanger Qual. Wer schon einmal auf einer Geriatrie war und das teilweise monate- oder sogar jahrelange Stöhnen gehört hat, das aus einigen Zimmern dringt, der findet die agilen Alten in der Apothekenrundschau nicht sonderlich realistisch, obwohl es auch diese vereinzelt geben mag. Aber nicht nur eine Geriatrie, schon ein Altersheim kann ernüchternd sein. Auf den Fluren begegnen leere Augen, ein „dahinvegetieren“ ohne Inhalt. Und selbst im häuslichen Umfeld kann Leere entstehen, selbst unter guten familiären Voraussetzungen. Ob es solche gab, spürt man sofort im Gespräch. Doch selbst dann war die 80-jährige Oma eben nur noch da. Alle waren um sie bemüht, aber „gekannt“ hat sie kaum jemand. Es war die Oma, die halt eben da saß. Fragt man nach ihrem Leben, weiß kaum noch jemand etwas davon, bspw. von ihren Hoffnungen, ihren Freuden, ihren Leiden. „Vergangen, vergessen, vorüber, vergangen, vergessen, vorbei…“ Jeder lebt für sich allein und jeder stirbt für sich allein. Und auch die Supertypen, die einem veganen, fitten, alkohol- und nikotinfreien Masochismus frönen werden das erfahren – müssen! Wahrscheinlich vor allem sie.
Nachdem hier erwähnt wird, dass vielleicht einer wieder auferstanden ist: Das ist er und er hat gesagt, was auf der anderen Seite ist. Allein, die Leute wollen es überhaupt gar nicht hören, weil er viel vom Wurm, der nicht stirbt und unauslöschlichem Feuer geredet hat. Die einzige Möglichkeit des Entrinnens ist, umzukehren und ihn als Erlöser anzunehmen.
Leben ist wie Urlaub vom Tod - habe ich einmal irgendwo gelesen. Das beschreibt sehr schön meine Einstellung zum Leben und zum Tod. Jeder Urlaub geht einmal zu Ende, meiner neigt sich dem Ende zu, also noch die letzten Tage (Jahre) genießen. Wenn am Ende das Fazit lautet: schön wars, aber jetzt ist es auch genug - dann spricht nichts gegen eine geruhsame Heimfahrt. Ich hoffe, dass mich dann niemand daran hindern wird.
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