Von Maxeiner & Miersch erschienen in DIE WELT vom 28.12.2007
2007 war vor allem anderen das Jahr des Al Gore. Dem ehemaligen amerikanischen Vizepräsidenten glückte etwas, was keinem anderen zuvor gelang: Seine Klima-Mission wurde 2007 von Hollywood mit einem Oskar und vom norwegischen Nobelpreiskomitee mit dem Friedens-Nobelpreis gekrönt. Das Klimathema dominierte das Jahr wie kein zweites. Nach Art einer chinesischen Tropfenfolter trommelte ein steter Strom apokalyptischer Bilder und Parolen auf die Köpfe ein. Der Ton wurde dabei immer schriller und dramatischer. Der Medien-Alarmismus bereitete den Boden für eine Politik der Angst, die die deutsche Regierung besonders laut propagierte. Jetzt fällt den Beteiligten diese Politik mächtig auf die Füße. Ganze Wirtschaftszweige, darunter die deutsche Autoindustrie, könnten durch von der EU verordnete Klima-Symbolgesetze heftig ins Schlingern kommen. Frau Merkel und Herr Gabriel werden die Geister, die sie so laut gerufen haben, nicht mehr los.
Doch das ist noch die geringste Ironie des Klima-Jahres 2007. Denn während die Medien von einer „immer dramatischeren Erwärmung“ berichteten, passierte in der Natur genau das Gegenteil. Statistisch hatte 2007 in etwa die gleiche Temperatur wie 2006 - und wie alle Jahre seit 2001 (innerhalb der Bandbreite der unvermeidbaren Messungenauigkeit). Die Temperatur des Planeten stagniert derzeit. Das bislang wärmste Jahr - 1998 - liegt nun eine Dekade zurück. Dies sind die gemessenen Fakten - auch wenn man es kaum glauben mag.
Hat die Erderwärmung eine Pause eingelegt? Oder hat sie es sich einfach anders überlegt? Alt gediente Meteorologen haben immer schon gewarnt: „Wenn Du in diesem Geschäft glaubst, einen Trend festmachen zu können, dann ändert er sich.“ Richtig ist: Von 1980 bis 1998 ist die Welttemperatur schnell um etwa ein halbes Grad angestiegen. Doch dieser Trend ist gebrochen, sonst müsste es auf dem Planeten heute etwa 0,3 Grad wärmer sein als es tatsächlich ist. Und damit nicht genug: Auch die Oberflächentemperatur der Weltmeere und der Wärmegehalt der oberen Wasserschichten hat in den letzten vier Jahren nicht mehr zugenommen. Auch das kann eigentlich gar nicht sein, weil es nicht sein darf. In der etablierten Klimaforschung ist jedenfalls leichte Nervosität zu spüren.
Wir sind gespannt wie das weitergeht, wollen uns aber nicht als Wahrsager betätigen. Eines kann man jedoch verwundert festhalten: Nie gab es weniger Anlass für Klimahysterie als ausgerechnet 2007 - die Katastrophe fand lediglich im Konferenzsaale statt. Wahrnehmung und Fakten strebten in grotesker Weise auseinander. So erlebte der Planet eine so ruhige Hurrikansaison, wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Alarmistische Sturmprognosen vom Anfang des Jahres lagen komplett daneben - ähnlich wie schon 2006. Auch die Zahl der von Naturkatastrophen betroffenen Menschen ging gegenüber den Vorjahren stark zurück. Doch will das offenbar niemand wissen. Als im Sommer eine Studie veröffentlicht wurde, wonach die globale Erwärmung mehr und stärkere Hurrikans hervorrufen werde, registrierte die Suchmaschine „Google News“ sofort über 80 Medienberichte. Im Dezember korrigierte eine Studie im angesehenen Wissenschaftsmagazin „nature“ diese Annahme; Wärmere Zeiten hätten, wenn überhaupt, nur minimale Auswirkungen auf das Hurrikangeschehen. Dies war den Medien ganze drei Meldungen wert. Es könnte durchaus sein, dass man sich an 2007 als Jahr der globalen Klimahysterie erinnern wird.