Ende Juli 2020 befinden sich 2.787 aktive Satelliten im Weltraum. Mehr als doppelt so viele Kunstmode funktionieren nicht mehr. Sie gehören zu den 29.000 Portionen Weltraumschrott, die mindestens 10 cm Durchmesser aufweisen. Kein Standard-Satellit würde einen Zusammenprall mit ihnen überstehen.
Mit 1.425 Satelliten entfallen auf die USA gut 51 Prozent. China behauptet sich mit knapp 14 Prozent (382) unangefochten als Zweiter. Russland hält sich mit gut 6 Prozent (172) ebenfalls noch im Spitzentrio. Danach folgen Japan, Großbritannien, Indien und Kanada. Deutschland verteidigt den 10. Platz. Zu den Ländern, die Satelliten und Startraketen selber bauen, gehört es allerdings nicht.
Das Jahr 2020 weist die Himmels-Hightech-Richtung, nachdem China schon 2018 und 2019 beim Gesamtvolumen die Welt der kosmischen Augen dominiert. Von Januar bis März 2020 liegen die USA mit 9:7 Satelliten noch vor China, das im zweiten Quartal mit 8:8 bereits ein Unentschieden herausholt und im dritten Quartal mit 14:10 wuchtig vorbeizieht. Ohne die 15 Satelliten von Elon Musks SpaceX haben die USA zwischen Januar und Ende September 2020 nur noch 12 Satelliten nach oben gebracht. Im Gesamtzeitraum von Januar bis Ende Oktober 2020 steht es 31:27 für China. Es folgen Russland (12), EU (4), Japan (3) sowie Israel und Iran (jeweils 2). Auf die Bevölkerungsgröße bezogen (ein Zehntel Deutschlands) steht der jüdische Staat an der Wetlspitze.
Bei den Traglasten und dem Anteil der erfolgreichen Starts liegen die USA noch in Führung. Das gilt nicht mehr für modernste Spionage-Satelliten. Chinas Geräte vom Typ Yaogan-30 fliegen in sieben Dreiergruppen in rund 600 km Höhe über die Erde. Sie können jedem nautischen Signal folgen und die Schiffe elektro-optisch ausleuchten. Die US-Flugzeugträger werden rund um die Uhr still begleitet.
Erstrangiges Macht- und Geld-Terrain
Kommerziell schlägt das Satellitengeschäft schon 2019 mit 366 Milliarden Dollar zu Buche, davon 271 Milliarden im zivilen Bereich, in dem die USA mit 42 Prozent zwar noch dominieren, aber ebenfalls nachlassen.
Um auf diesem erstrangigen Macht- und Geld-Terrain mitzuhalten, braucht es in der Tat rocket science, also mathematische Kompetenz. China ist schon bei der Bevölkerung viermal stärker als die USA und sogar achtzehn mal stärker als die Bundesrepublik. Gegenüber Österreich oder der Schweiz heißt es jeweils 180:1. Beim Kompetenzpotential – höchste Leistungsklasse unter Zehnjährigen bei TIMSS 2015 – steht es 8:1 für China gegenüber den USA und rund 130:1 gegenüber Deutschland (G. Heinsohn, Wettkampf um die Klugen, Orell&Füssli 2019, Seite 109).
Auch beim Durchschnittsalter von 38 Jahren wirkt China jugendlich-dynamisch gegenüber den 44 Jahren der 200 Millionen „Non-Hispanic Whites“ in Amerika oder den 45 Jahren in den Republiken von Berlin und Wien. Mit 43 Jahren stehen die Eidgenossen kaum besser da.
Es versteht sich, dass politische Führungen – ob ihre Versprechungen nun links oder konservativ klingen – auf die Kompetenz ihrer Wähler kaum Einfluss haben. Ein ganz klein wenig nach oben könnte es durch das Anwerben von Könnern gehen. Die aber sind überall knapp, kein Land hat zu viel davon. Leichter geht es in die Gegenrichtung mit der Aufnahme von Unglücklichen, die ohnehin bildungsfern durchs Leben müssen. Niemand gibt mehr von ihnen Herberge als Amerika und Deutschland. Niemand hingegen lässt weniger von ihnen über die Grenze als China. Bei ihrer Aufnahme würde das Reich der Mitte seinen Kompetenzvorsprung verringern. Durch ihre Umlenkung in den Westen aber kann es ihn weiter vergrößern.
Gunnar Heinsohn (*1943) lehrte von 2011 bis 2020 Kriegsdemographie am NATO Defense College in Rom. 2019 hat er Wettkampf um die Klugenpubliziert (Zürich: Orell&Füssli).