Rainer Bonhorst / 18.09.2021 / 14:00 / Foto: Ed g2s / 54 / Seite ausdrucken

Als sei’s ein Stück von Trump

Drei hoch Erfreute und drei tief Beleidigte hat die Weltpolitik ganz aktuell aufzuweisen. Die Verärgerten: ganz oben China und Frankreich, in der zweiten Reihe, wie meistens, die Europäische Union. Die fröhlich Genießenden: Australien, USA und – trotz anderer Selbsteinschätzung – in der zweiten Reihe die Brexit-Briten. So ist das, wenn es einen Frontwechsel in einem militärischen Geschäft im Wert von über 50 Milliarden Euro gibt.

China ist nicht wirtschaftlich, sondern geopolitisch darüber verärgert, dass die Amerikaner (und ein bisschen die Briten) den Australiern zwölf atomgetriebene U-Boote verkaufen. Schließlich sollen die ja vor der Haustür Chinas herumtauchen, was man im großmächtigen Peking nicht mag.

Die Franzosen sehen sich – zu recht – als die Gelackmeierten. Eigentlich wollten sie ja das Milliardengeschäft mit Australien machen. Als letzte verbliebene Atommacht der Europäischen Union, waren sie dabei Vorreiter Kontinentaleuropas, das nun gemeinsam mit Paris das Nachsehen hat. 

Wie kam es dazu? Es hat halt ein paar Schwierigkeiten gegeben: in der Frage des Atomantriebs, des Preises und der Sicherheit vor Hacker-Angriffen. Aber das ist bei solchen militärischen Riesengeschäften keine Überraschung. Trotzdem muss Emmanuel Macron nun hilflos zusehen, wie ihm der Deal vor der Nase weggeschnappt wurde. Das hat ihn so sehr geärgert, dass er seine Botschafter aus beiden Ländern abgezogen hat, was die Chefs in Washington und Canberra vermutlich in einen Abgrund tiefster Depression gestürzt hat. Na ja.

Frankreich wollte gerade feiern

Der spannendere Hintergrund dieses Frontwechsels hat sicher auch mit der Historie zu tun. Frankreich wollte zwar gerade den 240. Jahrestag der Seeschlacht vor der Chesapeake Bay feiern, in Erinnerung daran, dass Paris damals den Amerikanern in ihrem Befreiungskrieg gegen die Briten geholfen hat. Aber das ist ein Stück Historie, das im großen Weltgeschehen nur noch schwach nachhallt. Später hat sich das Verhältnis zwischen Frankreich und USA stetig verschlechtert, weil Paris auf eigenen Großmacht-Ambitionen bestand. Charles de Gaulle verweigerte die Vollmitgliedschaft in der NATO, und Macron nannte das Bündnis in der Gaulle-Nachfolge „hirntot“. Von einer großen politischen Liebe kann man nicht sprechen.

Umso tiefer reichen die angelsächsischen Verbindungen. Die Kraft der gemeinsamen englischen Muttersprache wird außerhalb dieses Klubs immer wieder unterschätzt. Aber sie ist wirkmächtig. Im Zweifel bevorzugt man die geografisch mehr oder weniger entfernten Nachbarn, deren Sprache man spricht. 

Die Brexit-Briten träumen nicht nur von einer Zukunft als „Global Britain“, sondern zugleich von einem CANZUK-Weltbund, zu dem neben Kanada (C), Australien (A), Neuseeland (NZ) auch das Vereinigte Königreich (UK) gehört. Und unausgesprochen wird der große Bruder USA mitgezählt, auch wenn eine Mehrheit der Amerikaner deutsche Vorfahren für sich reklamiert. Wie – lange verheimlicht – Donald Trump. 

Apropos Trump: Außenpolitisch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er immer noch im Weißen Haus sitzt. Der gegen Frankreich und damit auch gegen Europa gerichtete Australien-Coup sieht wie ein echter Trump aus. Dass auch der Abzug aus Afghanistan eine Fortsetzung der Trump-Politik ist, sei nur nebenbei erwähnt. Wie nicht anders zu erwarten, verfolgt auch Joe Biden außenpolitisch eine Politik des „America first“. Dazu gehört eine stärkere Präsenz im Pazifik, bei der sich die Zusammenarbeit geografisch, kulturell und sprachtraditionell mit Australien anbietet. Die französischen Ambitionen in dem Raum spielen da nur eine Nebenrolle. Das gleiche gilt für die Präsenz der außenpolitisch irrlichternden Europäischen Union im Pazifik.

Heftig freuen sich die Briten mit, obwohl sie in diesem Bund nur der kleine Dritte sind. Sie haben sich mit ihrem knallharten Brexit so viele ökonomische Probleme eingehandelt, dass sie nun wenigstens die psychologische Freude genießen können, etwas Schönes in der Hand zu haben: das Gefühl, – frei von den lästigen Kontinentaleuropäern – einem weltumspannenden angelsächsischen Klub anzugehören. Früher war man in diesem Klub der Chef, heute ist man einfaches Mitglied und als Sprecher der Originalsprache von der neuen Leitung sprachlich majorisiert. Aber immerhin: Beim amerikanisch-australisch-englischen U-Boot-Deal weht ein Hauch von „Global Britain“ mit.         

Foto: ed g2s news.navy.mil via Wikimedia

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lutzgerke / 18.09.2021

Trump meinte, Amerikaner first. / Warum hat Bayern keine Atom-U-Boote und taucht damit vor der Küste der Schweiz im Bodensee herum? / Die Briten sprechen noch immer ein verhunztes Plattdeutsch. Das Epizentrum der Weltkultur ist Ostfriesland. Mehr Feingefühl bitte, hier könnte sich jemand verletzt fühlen. / Ich würde den Einfluß des britischen Königshauses nicht unterschätzen. Das Königshaus wollte Steuern in den Nordstaaten einführen, die wehrten sich erfolgreich mit Aufständen und die Briten mußten die Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten anerkennen. Im Buckingham Palace allerdings spricht man Deutsch. Den Namen “Windsor” hat man nur angenommen, um die deutsche Herkunft zu verbergen. Die USA sind wohl genauso wenig unabhängig geworden vom britischen Einfluß wie die Kronkolonie Australien.

Harald Unger / 18.09.2021

“Dass auch der Abzug aus Afghanistan eine Fortsetzung der Trump-Politik ist, sei nur nebenbei erwähnt.” - - - Ja, Trump hatte den Abzug aus dem sinnlosen Krieg versprochen. Hatte einen detaillierten Plan dazu entworfen, dessen Roadmap von der Biden-Junta kurzerhand aufgekündigt - und dessen militärisches Element in sein Gegenteil verkehrt wurde. Oder glaubt irgendjemand ernsthaft, Trump hätte sich zum blutigen Narren der Taliban machen lassen? Und zur Belohnung, die Taliban zu einer der best ausgerüsteten Armeen der Welt gemacht? Indem man ihnen Waffen und Gerät für $ 85 Milliarden schenkte? Ihnen die uneinnehmbare Bagram Air Base überlassen hätte, den Garant für einen sicheren Abzug? Daß Trump den Taliban die biometrische Datenbank der U.S. in Afghanistan hinterließ, damit die Jagd auf alles Nicht-Taliban um so effektiver sei? - - - Nach wie vor ist es nur möglich, gegen Trump zu polemisieren, indem man den “Tagesschau Faktenfinder” macht.

Detlef Fiedler / 18.09.2021

Zum Leser Herrn Ackermann könnte man noch ergänzend erwähnen: Auf der Insel (Erhebung Juli 2021) - Steigerung des Durchschnittseinkommens ohne Bonuszahlungen um 6,8%. Das Einkommen inklusive Bonuszahlungen (sämtliche unregelmässig gezahlten Verdienstbestandteile) stieg um 8,3 %. September 2020 waren die Zuwächse bei beiden Einkommen noch negativ. Stimmt, Herr Bonhorst. Den Briten gehts durch den Brexit echt sauelend.

Karl-Heinz Faller / 18.09.2021

Ich wollte mir vergangenen September (2020) ein Auto von einem französischen Autoschrauber kaufen. Die konnten auf Monate hinaus nicht liefern, eine Probefahrt mit einem Vorführwagen war wegen Corona angeblich nicht möglich. Daraufhin fand ich ein hervorragendes Modell eines sehr großen amerikanischen Herstellers und das Fahrzeug nach zwei Wochen anmelden. Australien möchte wohl sichergehen, im Bedarfsfall zeitnah ohne Floskeln beliefert zu werden. Wenn in Frankreisch gerade kein Lockdown ist, wird bestimmt irgendwo gestreikt.

Heribert Glumener / 18.09.2021

Der Unterschied zur Trump-Phase scheint mir darin zu bestehen, dass die Auslassungen des offenkundig prä-dementen Biden in der deutschen Medien-Landschaft eher defensiv bis jovial behandelt bzw. unter den Tisch gekehrt wurden. In der vorgestrigen aktuellen australisch-amerikanisch-britischen (virtuellen) Konferenz auch zum U-Boot-Deal war jedenfalls Biden der Name des australischen Premierministers nicht mehr erinnerbar – er nannte ihn daher „Kumpel“ und „Typ in Down Under“. Und der britische Premierminister wurde von Biden mit „Boris“ angesprochen. Nicht auszudenken, wie sich unsere Medienpinscher einen abgekläfft hätten, wäre so etwas Trump unterlaufen. Ansonsten Business as usual: über Angelsachsen lacht die Sonne und über die EU die ganze (Rest) Welt. Mit dem Austausch der weisungsgebundenen „Physikerin“ gegen einen Nachfolgeclown im deutschen Kanzleramt wird’s wahrscheinlich noch zunehmen, das Gelächter.

Wieland Schmied / 18.09.2021

Der Autor kann es einfach nicht lassen, wieder einmal seine Wut darüber hinaus zu posaunen, daß es Britannien noch rechtzeitig geschafft hat, diese unsägliche Europadiktatur hinter sich zu lassen. Seine Versuche, das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Nordirland bei allerlei Gelegenheiten zu desavouieren und kleinzuschreiben, enttarnt geradezu bildhaft, daß Britannien den richtigen Weg eingeschlagen hat und zukünftig wieder zu den Nationen zu zählen sein wird, die im internationalen Konzert der Wirtschaftsmächte ein unüberhörbares Instrument sein werden. Das, was sich Europäische Union nennt, wird hingegen maximal die Rolle des Notenpultträgers für den jeweiligen Orchesterdirigenten spielen dürfen, wenn es denn überhaupt für etwas gefragt sein wird. In Brüssel (und Berlin) sollte man daher dringendst fließend ‘Mandarin’ zu sprechen und zu verstehen lernen, damit es künftig mit der Befehlsumsetzung reibungslos klappt, sonst geht der Job auch noch flöten. Peking fackelt da nicht lange.

Thomas Schmidt / 18.09.2021

@Werner Pfetzig Wer geht denn heute noch der angelsächsischen Propaganda von Demokratie Export und Kampf gegen Despoten auf den Leim? Die hätten WW II genauso gehen ein demokratisches Deutschland geführt, und verbünden sich heute ja auch mit den übelsten Kopfabschneidern, wenn es ihren Interessen dient. Gerade der Vietnam und Koreakrieg sind doch klassische Stellvertreter Kriege aus rein Geo-Strategischer Zielsetzung, und waren gleichzeitig klassische Kriegsverbrechen mit asymmetrischer Kriegsführung, bei der die Partei mit < 1/10 der Verluste brutalste Mittel einsetzt (Napalm etc), auch und gerade gegen die Zivilbevölkerung. Die Angelsachsen sind die größten Feinde der Deutschen, und sind gerade dabei Deutschland final abzuwickeln, und auch das ist wieder ein Großverbrechen, denn meines Wissen beschränkt sich die Definition von Genozid nicht auf Gewalttaten, sondern beinhaltet auch, ein Volk von der Fortpflanzung abzuhalten, und ein anderes dass sich wie die Karnickel vermehrt auf ihrem Territorium anzusiedeln. Na klar, die BRD war spitze, aber da ging es nicht um Deutschland, sondern um Zersetzung der Sowjetunion durch möglichst erfolgreichen Kapitalismus vor der Haustür. Jetzt , nachdem dieses Ziel erreicht ist, kann und soll Deutschland weg.

Alexander Mazurek / 18.09.2021

Richtig, Staaten haben keine Feinde, sondern Interessen. Schön wäre, wenn es die Interessen ihrer Völker wären. Dem ist aber nicht so “Staat nennt sich das kälteste aller kalten Ungeheuer und kalt lügt es auch. Und auch diese Lüge kriecht aus seinem Maul: ‘Ich, der Staat’, bin das Volk. Staaten sind zu Machtinstrumenten einer Handvoll Plutokraten verkommen, des militäreische-industriellen Komplexes, des Silicon-Valley oder auch der Pharmamafia.

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