Es soll ja mal ein sehr berühmter Politiker gesagt haben, dass in der Politik alles rein zufällig geschehe ...
Die Ukraine und insbesondere Polen bestehen, weil Deutschland von Russland auf Wunsch der Westmächte geografisch getrennt sein soll. Wir wollen nicht vergessen, dass es der polnische Landhunger war, der es erforderlich machte, eine Direktverbindung durch die Ostsee zu führen, und nicht eine deutsche Politik “gegen Polen und die Ukraine”. Eine solche Schlagzeile überschätzt die Bedeutung dieser Staaten für Deutschland.
Sehr einseitige Betrachtungsweise vom transatlantischen Horizont aus. 18 Jahre (ab Knackpunkt der nationalstolzen WM 2006 im eigenen Land) Innen- und Außenpolitik gegen Deutschland wäre auch mal eine nette Thematik. Nordstream ist nichts anderes als das, was ganze Industriezweige schon Jahrzehnte praktizieren. Wenn ein Land keine optimalen Bedingungen mehr garantieren kann, dann wandert die Branche woanders hin und schadet damit diesem Land. Und in punkto Energieversorgung war und ist bis heute Rußland der verläßlichste aller Partner. Wir könnten den Notstand sofort beenden, wenn wir die Sanktionen gegen Rußland, die letztendlich allen Europäern massiv schaden und nur den Weltmächten nutzen, nicht mehr mittragen. Spätestens wenn der deutsche Michel hungernd mit nem kalten Hintern und Wehmut über den verlorenen Wohlstand im Winter zuhause sitzt, stellen sich die leute genau diese Frage - warum und wem nützt das? Nur die Frage muß jetzt gestellt werden und nicht, wenn es zu spät ist.
@Philip Weintraub. Der Ami ist weit weg, den können wir liegen lassen. Der Russe wohnt nebenan, hat das Gas und singt schön. Auch die Flugdauer ist etwas kürzer. Da ist Zusammenleben erste Pflicht. Marco Polo war sogar China nicht zu weit. Ganz ohne Auto, Eisenbahn, Flugzeug oder gar Internet hat er Nudeln für Sie rangeschafft. Es ist aberwitzig und komisch, was sich die Damen und Herren Putininschutznehmer alles einfallen lassen. Man lacht.
Mir ist russisches Erdgas lieber als Steinkohle aus Polen. Mir wäre auch neu das sich in letzter Zeit Politiker aus Polen besonders freundlich über Deutschland geäußert hätten. Wenn sie mich fragen und ich mich entscheiden müßte ob man eher gute politische Beziehungen zu Russland oder zu Polen und der Ukraine unterhalten sollte bin ich für bessere Beziehungen zu Russland. Ich habe auch den Eindruck das einige osteuropäische Politiker ihre Konflikte mit Russland auch mit deutscher Hilfe austragen wollen. Wenn man zu einer größeren Gruppe gehört (NATO, €U oder sonstiges) riskiert man auch eher eine dicke Lippe gegenüber dritten. Das ist bei Jugendbanden nicht anders. Ich würde mich nicht als Backup für die Polen zur Verfügung stellen. Ich bin für die militärische Neutralität Deutschlands. Polen, Balten Ukrainer usw müssen ihre Beziehungen zu Russland schon selbst gestalten. Die genannten Staaten haben z.T. auch andere Interessen als Deutschland, das sollte man nicht außer acht lassen.
@Philip Weintraub : Sie schütten das Kind mit dem Bade aus. Natürlich müssen wir mit Russland zusammen leben - auch in Zukunft. Aber es geht doch darum, nicht blind nach dem “Wir haben uns alle lieb”-Prinzip zu agieren. Großmächte haben nun mal Interessen, über die kleinere Staaten nicht glücklich sein können. Anbiedern ist da der falsche Weg, weil das (zu recht?) als Schwäche ausgelegt wird. Da hilft nur verantwortungsvolle “Schaukelpolitik”. Eventuell erinnern Sie sich ja an Ihre Schulzeit: Falls Sie - wie ich - nicht allzu wehrhaft waren und keiner der tonangebenden Cliquen angehörten, blieb nur der Versuch, stets so gut mit jeder Partei zu stehen, dass man beim Angriff einer der anderen auf Hilfe hoffen konnte.
“Deutschland macht seit spätestens dem Jahr 2000 Politik zu Lasten der Ukraine und Polens.” Ganz schlimm, aber es geht schlimmer: seit (spätestens) 2005 macht Deutschland Politik zu Lasten Deutschlands. Ich hoffe, dass Sie den vollständigen Impfschutz haben und somit wenigstens davon nichts mitbekommen, Herr Heinsohn.
@Philip Weintraub… Sie haben alles Wahre in Ihrem Kommentar untergebracht, Kompliment. Diese Tatsachen, was diesen Schwab betrifft, lassen sich nicht leugnen.
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