Am 8. und 9. Januar haben in Indien nach inoffiziellen Angaben rund 200 Millionen Menschen gestreikt. Das berichten die linken Plattformen „Perspektive“ und „Neues Deutschland“. Die Streiks hätten sich gegen die Wirtschaftspolitik des Premierministers Narendra Modi und seiner Nationalkonservativen Bharatiya Janata Party (BJP) gerichtet. Für Unmut sollen vor allem die Senkung von Subventionen für Treibstoff, die Erhöhung der Gaspreise, die Zulassung ausländischer Einzelhandelsketten, die unzureichende Umsetzung des Mindestlohns und ein neues, restriktiveres Gewerkschaftsgesetz gesorgt haben.
Zum Streiken habe ein breites Bündnis von Gewerkschaften und politischen Organisationen aufgerufen. Betroffen seien vor allem Banken, Logistik, Post, Versicherungen, Schulen und Universitäten gewesen. Auch viele Arbeiter in Atomkraftwerken, der Stahlverarbeitung, der Kohleindustrie und der Landwirtschaft sowie Mitarbeiter staatlicher Behörden sollen die Arbeit niedergelegt haben. Laut „Perspektive“ blockierte der Bauernverband Indiens im ganzen Land Bahngleise, sodass die Produktion an vielen Standorten unterbrochen werden musste. Das Webportal spricht von rund 1.000 polizeilichen Festnahmen und etwa 115 Verletzen in Zusammenhang mit den Streiks.
Nach Angaben von „Perspektive“ waren die zweitätigen Streiks die größten in der Geschichte des Landes. Laut einer Nachanalyse von „Neues Deutschland“ könnte es sich gar um den größten Streik in der Geschichte der Menschheit gehandelt haben. Trotzdem wurde in den deutschen Medien kaum über das Thema berichtet. Eine Google-Recherche fördert neben den oben genannten Quellen noch eine Meldung von „junge Welt“ und eine Fotostrecke von tagesschau.de zutage. Ansonsten haben vor allem kleinere Blogger das Thema aufgegriffen. Laut „Neues Deutschland“ hat keine der großen Nachrichtenagenturen über die Streiks berichtet. Die größte deutsche Nachrichtenagentur dpa soll der Zeitung auf Anfrage mitgeteilt haben, dass man die Streiks für irrelevant erachtet habe, da es weder zu größeren Ausschreitungen noch zu Todesfällen gekommen sei.