News-Redaktion / 21.01.2019 / 12:30 / 12 / Seite ausdrucken

200 Millionen Inder streiken – und keinen interessiert‘s

Am 8. und 9. Januar haben in Indien nach inoffiziellen Angaben rund 200 Millionen Menschen gestreikt. Das berichten die linken Plattformen „Perspektive“ und „Neues Deutschland“. Die Streiks hätten sich gegen die Wirtschaftspolitik des Premierministers Narendra Modi und seiner Nationalkonservativen Bharatiya Janata Party (BJP) gerichtet. Für Unmut sollen vor allem die Senkung von Subventionen für Treibstoff, die Erhöhung der Gaspreise, die Zulassung ausländischer Einzelhandelsketten, die unzureichende Umsetzung des Mindestlohns und ein neues, restriktiveres Gewerkschaftsgesetz gesorgt haben.

Zum Streiken habe ein breites Bündnis von Gewerkschaften und politischen Organisationen aufgerufen. Betroffen seien vor allem Banken, Logistik, Post, Versicherungen, Schulen und Universitäten gewesen. Auch viele Arbeiter in Atomkraftwerken, der Stahlverarbeitung, der Kohleindustrie und der Landwirtschaft sowie Mitarbeiter staatlicher Behörden sollen die Arbeit niedergelegt haben. Laut „Perspektive“ blockierte der Bauernverband Indiens im ganzen Land Bahngleise, sodass die Produktion an vielen Standorten unterbrochen werden musste. Das Webportal spricht von rund 1.000 polizeilichen Festnahmen und etwa 115 Verletzen in Zusammenhang mit den Streiks.

Nach Angaben von „Perspektive“ waren die zweitätigen Streiks die größten in der Geschichte des Landes. Laut einer Nachanalyse von „Neues Deutschland“ könnte es sich gar um den größten Streik in der Geschichte der Menschheit gehandelt haben. Trotzdem wurde in den deutschen Medien kaum über das Thema berichtet. Eine Google-Recherche fördert neben den oben genannten Quellen noch eine Meldung von „junge Welt“ und eine Fotostrecke von tagesschau.de zutage. Ansonsten haben vor allem kleinere Blogger das Thema aufgegriffen. Laut „Neues Deutschland“ hat keine der großen Nachrichtenagenturen über die Streiks berichtet. Die größte deutsche Nachrichtenagentur dpa soll der Zeitung auf Anfrage mitgeteilt haben, dass man die Streiks für irrelevant erachtet habe, da es weder zu größeren Ausschreitungen noch zu Todesfällen gekommen sei.

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Günter Frey / 21.01.2019

Indien hat ein Wirtschaftswachstum von 7%, eine Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen.Indien ist Atommacht.Die Gewichte in der Welt verschieben sich gewaltig. In einem solchen Staat ist ein Streik von 200 Millionen Menschen unwichtig? Die Bevölkerung eines riesigen Landes emanzipiert sich! Das soll keine Meldung wert sein? Entweder bei dpa sitzen die größten Dumpfbacken oder die Deutschen sollen in ihrem Schrebergarten dumm sterben. Oder widersprechen solche Meldungen den Oxfamlügen, die unsere Presse so eilfertig verbreitet?

Perseida Theodora / 21.01.2019

Hierzulande geht die Angst um, die Menschen könnten sich soweit solidarisieren, dass es zu großangelegten und weiträumigen Protesten kommt. Da käme die Berichterstattung über solches in anderen Ländern äusserst ungelegen. Derzeit versucht man ja auch noch erst die Dimensionen der Gelbwestenproteste, die nachweislich schon in Deutschland angekommen sind, klein zu schreiben und die Information darüber klein zu halten. Alles in allem wird dadurch noch mehr und mehr Öl ins Feuer gegossen. Jetzt versucht man schon in Propagandameldungen zu verbreiten, die Systemkritiker seine daran Schuld, dass Deutschland für Fachkräfte kein attraktiver Standort sei. Lauscht man verblüfft den Klagen der Experten, sind nicht etwa die fortgesetzten politischen Fehler des Bundeskabinetts um Angela Merkel Schuld daran, sondern vielmehr die Bürger, die nicht über die inzwischen auf deutschen Strassen herrschenden Zustände in Jubelstürme ausbrechen. Daher tut man von Regierungsseite alles, um Proteste, die erfolgreich aussehen, zu verheimlichen, damit sie hier keine Schule machen. Ich habe ernste Sorge, dass dies in allzunaher Zukunft das brodelnde Faß zum Überlaufen bringen könnte, denn Informationen sind ja nicht mehr Landesgrenzen gebunden und wer regelmäßig ausländische Medien konsumiert, stellt erstaunt fest, wieviel mehr in der Welt vor sich geht, was in Deutschland kaum Erwähnung findet. Danke auf jeden Fall für den Hinweis auf die indischen Protestaktionen.

Wolfgang Kaufmann / 21.01.2019

Nee is klar. Wenn die Agenturen nichts melden, weiß der deutsche Journalist ja nicht, was er kopieren soll. Denn beim selber Denken hat er immer sehr viel Pech.

Wolfgang Richter / 21.01.2019

Ein Ereignis mit der Beteiligung von ca. 200 Millionen Staatsbürgern, in dem Falle ein Streik mit sicherlich Auswirkungen auf das öffentliche Leben ist den uns medial Betreuenden keine Meldung wert? Und statt auf Randale mit Toten zu warten, könnte es auch eine Meldung sein, daß man dort so zivilisiert miteinander umgeht, daß es nicht zu derartigen auswüchsen gekommen ist. Oder paßt das nicht in das redaktionelle Bild, das man von der sog. 3. Welt oder ggf. auch speziell Indien zu verbreiten gedenkt? Dann mürde man nach derart rassistischen Motiven handeln, die man gerne den Andersdenkenden im Lande unterstellt. Aber vermutlich ist es einfach nur Dummheit.

Klaus Klinner / 21.01.2019

Nun ja, bis auf die Unzufriedenheit mit dem Gewerkschaftsgesetz .....Vorige Woche habe ich die Information meines Energieversorgers über die aktuellen Preissteigerungen bekommen. Gleich habe ich mich an den Bonmot von Jürgen Trittin (nach Wiki) erinnert: "Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund 1 Euro im Monat kostet - so viel wie eine Kugel Eis." - Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Pressemitteilung 231/04, Berlin, 30.07.2004, www.bmu.de Ich habe versucht das Gewicht analog der inzwischen gigantischen Kugel Eis zu heben, heute musste ich mich wegen Ischias krankschreiben lassen. Aber wir Deutschen gehen ja gegen Politikerunverschämtheiten und -lügen nicht streiken, wir gehen schaffen, noch ein bisschen mehr und schneller als bisher.

Frank Volkmar / 21.01.2019

Dafür war im August in der ZEIT zu lesen : "Charlottsville Jahrestag - Hunderte demonstrieren gegen Rechtsextremismus".Dann im zweiten Absatz : "Eine Gruppe die sich offenbar auf wenige Dutzend Rassisten beschränkte, traf aus Vienna im Bundesstaat Virginia an einer U-Bahn-Station in Washington ein, wo sie bereits am Nachmittag von rund 300 Gegendemonstranten erwartet wurden."Es waren also Hunderte, die gegen ein paar Dutzend demonstriert haben.Es ist also immer das relevant, was die Gatekeeper als wichtig für das Volk erachten

H. Schmidt / 21.01.2019

"dass man die Streiks für irrelevant erachtet habe, da es weder zu größeren Ausschreitungen noch zu Todesfällen gekommen sei."Echt jetzt? Muss es jedesmal Mord und Totschlag geben um Presse relvant zu sein? Armselige, ignorante Lügenpresse Presse die eine 200 Millionen Demo für nicht erwähnenswert hält. Gut das es im Internet noch Alternativen gibt. Wir würden ja sonst nicht einmal mehr mitbekommen wenn die Erde unter gegangen wäre. Weil, selbst bis das ein Pressefutzi bei uns für doch noch relevant hielt zu erwähnen und um eine Überschrift in sein Käseblatt zu texten, wäre er schon Atomstaub. Bei uns scheint sich die Welt nur noch um die knapp 80 Millionen Deutschen und ihr kleinkariertes Planquadrat zu drehen. Der "große" Rest der Welt, tangiert hier doch keinen in unserem Ländle.

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