In Stuttgart-Stammheim beginnt heute der erste Prozess gegen Mitglieder der "Gruppe Reuß".
Es handelt sich dabei um den Auftakt einer Serie von Prozessen mit insgesamt 27 Beschuldigten, die künftig an drei verschiedenen Gerichten parallel stattfinden sollen.
In Stuttgart stehen heute neun mutmaßliche Mitglieder des "militärischen Arms" der Gruppe vor Gericht.
Die Anklageschrift umfasst über 600 Seiten und basiert auf mehr als 400.000 Seiten Ermittlungsakten. Den Angeklagten werden Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Hochverrat vorgeworfen. Einigen wird außerdem illegaler Waffenbesitz, versuchter Mord und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.
Der Fokus der Vorwürfe liegt auf den mutmaßlichen Umsturzplänen eines Netzwerks um Heinrich XIII. Prinz Reuß, die im Dezember 2022 erstmals Schlagzeilen machten. Die Ermittler fanden über 380 Schusswaffen, fast 350 Hieb- und Stichwaffen sowie Nachtsichtgeräte und Handfesseln. Die Geldmittel der Gruppe werden auf rund 500.000 Euro geschätzt. Das Verfahren wurde in separate Prozesse in Stuttgart, Frankfurt und München aufgeteilt, um der überwältigenden Anzahl von Angeklagten gerecht zu werden.
Die Anklage steht und fällt mit der Feststellung, ob es sich tatsächlich um eine terroristische Vereinigung handelt. Die Angeklagten werden unter strengen Sicherheitsmaßnahmen vor Gericht geführt und sitzen hinter Panzerglas.
Die Prozesse werden sich voraussichtlich bis ins nächste Jahr hinziehen. Es wird erwartet, dass es zunächst um die Frage geht, ob es sich bei der Gruppe um eine terroristische Vereinigung handelt, bevor die individuellen Tatbeteiligungen der Angeklagten untersucht werden. Weitere Prozesse gegen Rädelsführer der Gruppe und weitere Angeklagte in Frankfurt und München sind bereits terminiert.
Das Gericht in Stuttgart-Stammheim verhandelte vor fast 50 Jahren gegen Mitglieder der linksextremen Terrorgruppe „Rote Armee Fraktion“ (RAF).
(Quelle: Tagesschau)