Sehr geehrter Herr Peterson, Konservative konnten sich in gewisser Weise doch immer etablieren. Schließlich spricht man über sie, regt sich über sie auf, will sie ausgrenzen oder mag sie eben. Selbst ohne diese Konstellation wären sie nicht “hilfebedürftig” - haben sie doch eine “solide Lebenseinstellung”! Wollen sie aber wirklich “ganz nach vorn” gelangen, sollte man den “Anderen” die Chancen nicht verderben, sich selbst zu disqualifizieren! Dies allerdings könnte man durch „geschicktes Handeln“ etwas forcieren. Und deshalb bin ich mir relativ sicher, dass es die AfD - als Hort konservativer Kräfte - auch in diesem Sinne, bald ganz nach vorn schaffen wird! MfG
Die Übersetzung ist wirklich nicht gut. (a) Was als “Bedeutung” übersetzt ist (im Original “meaning”), heißt hier eigentlich “Sinn”, “Lebenssinn”. Es geht also darum, dem eigenen Leben “Sinn” durch Übernahme von Verantwortung zu geben. (b) Was als “den Bogen den man spannt” übersetzt ist, heißt im Original ” the ark that you built” (und vermutlich nicht: “the arc that you built”). Ark ist ein Schutzraum/Rückzugsraum, wie in Noah’s Ark (Arche Noah). Es muss also heißen: Der Schutzraum, den man sich im Leben erfolgreich gebaut hat, besteht aus den sozialen Beziehungen, die man sich geschaffen hat. (c) “to act out” mit “ausleben” zu übersetzen bringt dies in die Nähe der Frivolität. Peterson meint, dass man seine eigenen Überzeugungen durch eigene Taten *manifestieren* muss. – Hier hat jemand übersetzt (Mensch oder Maschine), der selbst nicht richtig verstanden hatte, was Peterson sagen wollte. Nicht gut. (Ich gebe zu, dass es auch nicht einfach ist. Aber wer die Menschen für Peterson begeistern will, muss auch korrekt übersetzen.)
Konservativ bedeutet nicht Schlips und Kragen. Konservativ bedeutet, etwas Bewährtes zu erhalten. An diesen Punkt werden die Progressiven alsbald von ganz alleine stoßen. Jede Revolution findet dort ihr Ende, wo sie die eigenen Kinder frisst. Und das ist genau der Punkt, an dem die Konservativen diese Kinder abgreifen müssen. Da sind wir sehr viel näher dran, als man meint. Genau genommen bin ich schon mittendrin. Konservativ gibt es nicht nur auf der rechten, sondern auch auf der linken Seite und in der Mitte. Denn konservativ sein, ist eben keine feste politische Richtung, sondern nur eine Methode, das eigene Lebensumfeld zu bewahren. Man muss dafür nur erkennen, dass dieses Lebensumfeld gefährdet ist. Und das ist spätestens dann der Fall, wenn es mit der Fresserei der Kinder losgeht. Genau genommen sind wir an dem Punkt schon angekommen. Die breite Öffentlichkeit weiß das nur noch nicht. Da fehlt es noch an Aufklärung. Oder an einer Eskalation, die von niemandem zu übersehen ist. Wobei das erste vermutlich zum zweiten führt. Und umgekehrt. Und dann wird es jeder verstehen.
“Wie können Konservative gewinnen?” Indem sie sich nicht mehr ständig gegenseitig bekämpfen. Unter dem feixendem Gelächter der fest geschlossenen Links-Grün-Roten.
Peterson geht von einem mündigen Bürger der Verantwortung für sich und andere übernehmen möchte aus. Klassisch christlich, konservatives wohlmeinendes Menschenbild. In etwa so nah an der Realität wie das sozialistische, das der “neue Mensch” solidarisch, bescheiden und fleißig wäre. Die Masse der Menschen will nicht für etwas verantwortlich sein müssen. Sieht man besonders bei Frauen in der Politik, die sich als Erstes Experten und Berater holen, und diesen dann quasi die Entscheidungbefugnis übertragen. Unterverantwortlichkeit äußerst sich auch in der Beschimpfung von Kritikern als Frauenfeindlich/Transfeindlich/ismen und phobien, als würde eine Beschimpfung wie ein Gegenargument wirken. Schuld sind immer die anderen. Man selbst ist unfehlbar. Und wenn ein Fehler passiert ist, dann durch schlechte Beratung. Also wieder die Schuld jemandes Dritten. Das kapitalistische Menschenbild hat sich in der Realität bewährt. Der Mensch ist faul, gierig und geil. Mancher Gier und Geilheit motiviert zur Überwindung der Faulheit. Wird der Gier oder Geilheit keine erstrebenswertes Ziel vorgesetzt gewinnt die Faulheit. Das trifft auf jeden einzelnen Menschen in Unterschiedlich starker Ausprägung eher zu als die Beobachtung, dass junge Menschen Verantwortung für Lebenssinn übernehmen wollen. Die wollen meiner Beobachtung nach Aufmerksamkeit und damit verbundene Konsequenzen bei den Mädchen und Geld und damit verbundene Konsequenzen bei Jungen.
Die Seuche der Konservativen ist ihr Konformismus und sowas ist nur nützlich , wenn man bereits regiert . Mit einer Armee , die von alleine ausstirbt , kann man keine Festung belagern , geschweige denn erobern .
Zweite Ergänzung zu meinem Kommentar: Welche Rolle könnten Konservative denn einnehmen, über ihre Präsenz als Entscheider oder allenfalls Mitgestalter hinaus? Also eine aktive Rolle mit eigener Agenda? Sie könnten den Hippen mit ihren teils aktionistischen und wenig durchdachten Vorschlägen zu einer Veränderung Alternativen unterbreiten. Sie könnten die Hippen nach Hause schicken, mit der Frage, ob nicht diese oder jene Alternative eine bessere Idee ist. In der Vergangenheit mangelte es exakt hieran: Politiker haben ihre Politik für alternativlos erklärt und die Mainstreampresse bläst ins gleiche Horn. Es gab weder Widerspruch zur These der Alternativlosigkeit, noch wurden Alternativen vorgelegt. Es läge an den Konservativen, den Hippen zu erklären: Denkt gründlicher nach und kommt mit besseren Vorschlägen!! Diese Rolle der Konservativen wiederum wäre extrem sexy.
Ergänzung zu meinem Kommentar: Der Konservative wird daher nicht Protagonist einer Veränderung sein. Das ist natürlich extrem unsexy, da Veränderung heute per se mit Fortschritt und als hipp angesehen wird. Die Gesellschaft (aber nur die in freiheitlichen Staaten) funktioniert als melting pot der Ideen, als Labor und Experimentierfeld und wenn sich etwas neues zu etablieren beginnt und somit nachhaltig Veränderung bedeuten kann, wird sich der Konservative damit beschäftigen. Er ist somit Entscheider über eine Entscheidungsvorlage, wie es Vorstände sind, die ihre Mitarbeiter zur Präsentation einer neuen Produktidee geladen haben. Es wird nur dann zu einer Veränderung kommen, wenn auch der Konservative zustimmt, lehnt er ab, ist die Entscheidungsvorlage vom Tisch. Zugleich kann er sich kreativ in den Entscheidungsprozess einbringen, wenn die Idee prinzipiell gut ist, aber im Detail verbessert werden kann. Diese Rolle wiederum macht den Konservativen zwar nicht hipp, aber sexy. Weil Macht über Entscheidungsvorlagen bestimmen zu können, sexy ist. Es hapert den Konservativen allein an der Kommunikation, sie sind meist die schweigende Mehrheit und müssten sich nur entsprechend organisieren. Dann würden die Hippen erkennen, dass sie nicht jeden Quatsch zur Veränderung einfordern können.
Das ist prinzipiell zutreffend, aber leider nur prinzipiell. Zum einen muss der Koeder dem Fisch schmecken, was die Frage aufwirft, ob die Geschichte von Mr Peterson den heutigen “Fischen” besser schmeckt, als die Narrative der “Progressiven”. Ausgehend von der Verfassung der Fische, wie sie nun mal so ist. Zudem sollte, der Autor weiss es, der Fisch bzw sein ” Aufnahmezentrum” aufnahmebereit und aufnahmefaehig sein. Beides wird bekanntlich durch entsprechende Mechanismen, Sozialisation und Konditionierung sowie die fast 100 Methoden der Propaganda zumindest massiv erschwert. Nicht zuletzt frisst Angst bekanntlich Seele auf, im Westen wie es scheint mehr denn je, was nur bei Gt ueberrascht. Und zum guten Schluss braucht es geeignete Ueberbringer oder Vermittler fuer die Botschaft der Konservativen. Geeignet unter mehreren Aspekten. Sie sollten mindestens in etwa so ankommen wie der Feind, was zunaechst wenig mit dem Inhalt als deutlich mehr mit der Attraktivität des Mediums zu tun hat, so, wie sie heute verstanden wird. Welche Figuren und welches Geschlecht heute projektiv und zuschreibungsausloesend ankommt und welche nicht ist bekannt. So richtig die Aussage mit dem Angebot auch ist, ihre konkrete Umsetzung gestaltet sich heute, in manchen Gesellschaften, schwerer denn je, zumal wir es ja nicht nur mit den juengeren Verpeilten zu tun haben, sondern den gleichgueltigen Alten, mit Dummen und Hedonisten, mit Wohlstandsverwahrlosten und Selbsthassern, und das in einer nicht geringen Zahl. Die konkrete Umsetzung der richtigen Idee scheint mir in die Naehe der Quadratur des Kreises zu rücken. Und, was Mr Peterson vielleicht nicht bekannt ist, in Sch’land ist ein Konservativer zugleich ein “Rechter” und das will nun hierzulande niemand sein. Der Vermittler wird sich auf mindestens verbale, persoenliche Invektiven der linksgruenen Kanaillen einstellen muessen. Vermutlich kann sich Peterson die psychosoziale Pathologie dazu hierzulande kaum vorstellen.
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