Jürgen Horlemann und Peter Gäng, Vietnam. Genesis eines Konflikts (Suhrkamp 1966)
(Dieses Buch, nach Ansicht von Rudi Dutschke, eines der drei Bücher, die der Student gelesen haben sollte, ist für den Schlachtruf „Ho-Ho-Ho-Chi-Minh!“ verantwortlich.)
Erich Fried, und Vietnam und. Gedichte (Wagenbach 1966)
(Lyrik? Brecht hätte sich im Grab umgedreht.) …
Mao Tse-tung, Theorie des Guerillakrieges oder Strategie der Dritten Welt. Einleitender
Essay von Sebastian Haffner (Rowohlt 1966)
(Haffner? Ja, Haffner)
Tilemann Grimm (Hrsg.), Das rote Buch – Worte des Vorsitzenden Mao Tse-tung (Fischer 1967)
(Das zweite Buch, das Dutschke für unentbehrlich hielt)
Bahman Nirumand, Persien, Modell eines Entwicklungslandes oder die Diktatur der Freien Welt. Nacherinnerung von Hans Magnus Enzensberger (Rowohlt 1967)
( Dieses Buch, das auf Anregung von Enzensberger entstand, agitierte die Studenten für den Protest gegen den Schah-Besuch in West-Berlin. Es wurde zum Bestseller, innerhalb eines Jahres zählte man 180.000 Exemplare. Es ist das dritte und letzte Buch auf der Shortlist von Rudi Dutschke.)
Daniel und Gabriel Cohn-Bendit, Linksradikalismus – Gewaltkur gegen die Alterskrankheit des Kommunismus (Rowohlt 1968)
(Das Manifest der revolutionären Selbstlegitimation, nachgereicht vom Chef-Revoluzzer aus dem Quartier Latin.)
Erika Runge, Bottroper Protokolle. Vorwort von Martin Walser (Suhrkamp 1968)
(Der Beitrag der DKP zur bundesdeutschen Kulturrevolution. Persönliche Empfehlung des „nützlichen Idioten“ Walser.)
Urs Jaeggi, Macht und Herrschaft in der Bundesrepublik (Fischer 1969)
(Der Megabestseller jener Jahre. Bis 1974 wurden 205.000 Exemplare verkauft. Sein Anliegen: Die Verteufelung der Bundesrepublik mit dem Instrumentarium der Soziologie.)
Herbert Marcuse, Versuch über die Befreiung (Suhrkamp 1969)
(Der Philosoph der Bewegung, extra aus Kalifornien eingeflogen, rettet den marxistischen Revolutionsbegriff mit ein bisschen Freud.)
Hans Magnus Enzensberger, Das Verhör von Habana (Suhrkamp 1970)
( Ein Kuba-Besuch: Castro siegt über Enzensberger.)
Diese Titel sind, mit einer Ausnahme, in großen bürgerlichen Verlagen erschienen. Sie wurden dort von Salonlinken gefördert, die man sich, wie Raddatz im Fall Rowohlt, zu diesem Zweck geholt hat. Man partizipierte am Zeitgeist und – siehe die Verkaufszahlen – auch am Geschäft. Was mit den einschlägigen Produkten in der Öffentlichkeit und in den Köpfen angerichtet wurde, wird nicht diskutiert. Bis heute nicht. Und auch über die Manuskripte, die man damals abgelehnt hat, schweigt man. Zwei im Haus Rowohlt abgelehnte Manuskripte: Raul Hilbergs „Die Vernichtung der europäischen Juden“ und die Autobiographie des Renegaten und Teilnehmers am Budapester Aufstand von 1956, Julius Hay.