Henryk M. Broder / 05.02.2015 / 00:30 / 11 / Seite ausdrucken

Überleben durch Unterwerfung

In Deutschland leben etwa vier Millionen Muslime, das sind fünf Prozent der Bevölkerung. In Deutschland leben auch etwa 200.000 Juden, das sind 0.25 Prozent der Bevölkerung. In Deutschland sind rund 100 Synagogen in Betrieb, die zu Festungen ausgebaut wurden. Zu den Hohen Feiertagen rät der Zentralrat der Juden den Gemeinden, darauf zu achten, dass sich die Besucher nicht im Freien vor den Gotteshäusern aufhalten. Das sei zu gefährlich.

Die Zahl der Moscheen liegt bei etwa 3.000, je nach Quelle ein wenig darunter oder etwas darüber. Sie stellen, anders als die Synagogen, kein Sicherheitsrisiko dar. Es kommt immer wieder – und immer öfter – vor, dass Menschen, die durch eine Kippa oder einen Davidstern als Juden erkennbar sind, auf der Straße angepöbelt, bespuckt und verprügelt werden. Die Täter sind meist „junge Männer mit Migrationshintergrund“, aber keine katholischen Polen oder protestantischen Dänen, die einen über den Durst getrunken haben, sondern stocknüchterne Muslime, die eben keine Juden mögen.

Unter diesen Umständen mutet es mehr als seltsam an, dass ausgerechnet führende Funktionäre des Zentralrates der Juden als Fürsprecher des Muslime auftreten, so als würden sich zwei Minderheiten verbünden, um einander beizustehen. Dass Antisemitismus und Islamophobie heute in einem Atemzug genannt werden, ist weitgehend das Verdienst des früheren Generalsekretärs des Zentralrates, der diese absurde Analogie salonfähig gemacht hat.

Nun hat der neue Präsident des Zentralrates noch eins draufgesattelt. In einem Interview mit einer deutschen Tageszeitung warnte er vor „rechtspopulistischen Netzwerken“, die „immer mehr Einfluss in Deutschland gewinnen würden“. Er meinte nicht antisemitische, sondern islamkritische Netzwerke, die eine „Hetze übelster Sorte“ betrieben.

Was treibt den Sprecher der Juden in Deutschland zu einer solchen Stellungnahme? Die Sorge um die politische Kultur in Deutschland? Nein, es ist die pure Angst vor jenen, bei denen er sich anbiedert. Es ist die gute alte Dhimmi-Tradition: Überleben durch Unterwerfung. Ihr tut uns nichts, und wir reden nur Gutes über Euch. So kommen wir prima miteinander aus. Vier Millionen Muslime und 200.000 Juden.

Zuerst erschienen in der Weltwoche

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Leserpost

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Manfred Schneidereit / 06.02.2015

Hallo Herr Broder, erst heute habe ich im TV wieder gehört das 90 % der in Deutschland lebenden Muslime unsere Gesellschaftsordnung akzeptieren. Dann sind eben die 10 % für den ganzen Stress verantwortlich. Gut zu wissen, dass es Menschen wie Sie oder Ralf Giordano gibt, die nicht im Verdacht stehen “Nazi” zu sein. Warum traut sich niemand von Presse und TV die entsprechenden Zahlen über Kriminalität, Bildung, usw. von Migranten aus türkisch- und arabischstämmigen “Mit"bürgern zu sagen?

Eduard Grabherr / 05.02.2015

Habe mich als Katholik schon sehr über die Äußerungen des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinden gewundert. Brachte das logisch nicht zusammen. Vielen Dank Herr Broder! Jetzt verstehe ich die Zusammenhänge.

Wilfried Paffendorf / 05.02.2015

Wenn ich mich recht erinnere, dann war es Michael Wolffson, der vor etwa 12 oder 13 Jahren eine strategische Partnerschaft zwischen dem Zentralrat der deutschen Juden und dem Zentralrat der Muslime in Deutschland vorschlug. Ich habe das damals schon nicht nachvollziehen können, und heute will mir das Verhalten des jüdischen Zentralrates in Deutschland erst recht nicht vernünftig erscheinen. Was reitet einen Juden in Deutschland, wenn er dem heutigen Erzfeind der Juden bis zur Unterwerfung entgegenkommt? Stattdessen wird von “Rechtsextremisten” gefaselt, die in Deutschland inzwischen so rar gesät sind wie die Trüffel im Hochgebirge. Es waren doch keine deutschen Nazis, die im vergangenen Jahr auf Deutschlands Straßen lauthals die Juden ins Gas wünschten. Es waren hasserfüllte, von Imamen aufgehetzte Muslime, die den Juden den Tod wünschten. Kein Deutscher würde es heute noch wagen, öffentlich zum Angriff auf Juden aufzurufen oder Juden auf offener Straße anzupöbeln, zu schlagen oder anzuspucken. Auch bei noch so angestrengtem Nachdenken kann ich keinen Sinn, geschweige denn eine plausible Strategie hinter dem Verhalten des ZdJ entdecken. Im Gegenteil: Es ist unglaublich, was der ZdJ hier veranstaltet. Das muss mir jemand erklären!

Dr.Wilhelm Dierkopf / 05.02.2015

“Überleben durch Unterwerfung” : Wir haben den Kalten Krieg überlebt, weil wir uns der Aufrüstung im Osten nicht unterworfen haben. Wir haben den Unrechtsstaat auf deutschen Boden (DDR) überlebt, weil wir uns nicht (wenn auch spät) diesem unterworfen haben . Wir werden überleben, wenn wir uns nicht unterwerfen lassen, und mutig “NEIN” sagen, was nicht mit unserem Humanismus vereinbar ist. Es gibt keinerlei 2 Menschenrechte, so wie es keinen Unterschied gibt, zwischen Terror und Terrorismus auf der einen Seite und Islam und Islamismus auf der anderen Seite.

Hildegard Behrendt / 05.02.2015

Na endlich. Ich als Nichtjüdin habe mich nicht getraut, einen Brief mit diesen Fragen an die Jüdische Allgemeine zu schreiben. Mir stößt schon seit dem Sommer auf, wie gleich die Jüdische Allgemeine Islam und Judentum behandelt, ja sich sogar vor die Moslems stellte. Fand ich echt irre angesichts der “Palästinenser”, die im Sommer auf dem Ku’Damm “Juden ins Gas” brüllten”.  Aber wie gesagt, es wäre sicher nicht gut angekommen, wenn ausgerechnet ich sowas geschrieben hätte. So wie ich neulich auf FB auch ordentlich von einem Israeli abgewatscht wurde aufgrund meiner Bemerkung, dass es doch seltsam sei, dass die Ultraorthodoxen in Israel keinen Dienst in der IDF machen müßten, aber zum Teil doch gut vom Staat leben und manche offenbar sogar den Staat Israel bekämpfen. Als Deutsche hätte ich dazu keine Berechtigung. Kann ich akzeptieren. Ich persönlich bin froh, dass es die IDF gibt und dass sie Israel so gut beschützt. Mir fehlt die Unterstützung Israels durch den Westen! Shalom! Am Yisrael chai!

Kristina Kause / 05.02.2015

Zu ÜBERLEBEN DURCH UNTERWERFEN Als Hauptschullehrerin an Brennpunktschulen in Bayern, deren Lehrerdasein auf unerträgliche Weise vorzeitig beendet wurde, habe ich kürzlich versucht, Herrn Schuster auf mein Schicksal aufmerksam zu machen. Es ist nachzulesen unter Kristina-Kause NürnbergWiki. Es war ihm aber keine Antwortzeile wert. Politiker hören uns nicht zu. Maßgebliche Verbandsvorstände hören uns nicht zu. Die Kirchen hören uns nicht zu. Briefe gehen verloren. An wen sollte man sich also wenden? Ich wäre dankbar für einen Tip! Kristina Kause

Mike van Dyke / 05.02.2015

Ich hab Schuster auch nicht so recht verstanden, dass er eine konkrete Gefahr verschweigt und die konkreten Gefährder schützen möchte. Es ist doch eigentlich klar, warum Synagogen wie Festungen bewacht wereden müssen.

Christian Gruner / 05.02.2015

Man nennt das Stockholm Syndrom: Die bedrohte gefährdete Person versucht zunächst sich beim Agressor “beliebt zu machen”, übernimmt dabei seine Haltung immer mehr und gibt jede Distanz auf, steigert sich schließlich in eine völlige Übereinsstimmung hinein. Manchmal bleibt diese Identifikation mit dem Bösen selbst nach der glücklichen Wendung einer Befreiung bestehen.

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