Martin Schulz, Präsident des EU-Parlaments, will nicht als Kanzlerkandidat der SPD antreten. "Mein Platz ist in Brüssel", erklärte er am Wochende und fügte hinzu, er werde Sigmar Gabriel "mit Haut und Haaren" unterstützen - ein sehr vieldeutiges Versprechen, wenn es von einer Glatze mit Vollbart abgegeben wird. In diesem Zusammenhang sagte Schulz auch, viele Menschen hätten das Gefühl, dass nur noch über Milliardenbeträge geredet werde, die irgendwo hinfließen würden. Das seien für die meisten unvorstellbare Summen. "Wir Sozialdemokraten müssen weniger in Milliardenbeträgen und mehr an die Menschen denken, die nur wenig Geld im Monat zur Verfügung haben." Hier.
Wow! Das kingt gut! Immer an die Menschen denken, die nur wenig Geld im Monat zur Verfügung haben! Deswegen denkt Martin Schulz an sich selbst zuletzt. Im Jahre 2014 bezog er fast 325.000.- Euro, wovon er nur knapp 100.000 versteuern musste. Zu den steuerfreien Zulagen fürs Repräsentieren und andere Tätigkeiten zählt auch das Tagegeld von 304.- Euro pro Tag, die jeder Abgeordnete für einen Sitzungstag bekommt. Schulz aber bekommt das Tagegeld, dank einer Sonderreglung, an jedem Tag des Jahres, egal wo er ist und was er grade macht, ob er in Straßburg oder Brüssel eine Sitzung leitet oder in Berlin an einem Treffen des SPD-Vorstandes teilnimmt oder daheim in Würselen im Spaßbad "Aquana" abtaucht. Das macht im Jahr 110.000.- Euro - steuerfrei! Brutto wären das etwa 200.000.- Euro jährlich, ein absolutes Spitzeneinkommen, das nur wenige Facharbeiter erzielen.
Der Tatbestand ist seit langem bekannt, aber niemand stört sich daran. Schon gar nicht Schulz' Genossen, die sich so gerne über Abgreifer aufregen. Übrigens, die Amtszeit von Schulz als Präsident des EU-Parlaments läuft im Januar kommenden Jahres aus. Danach soll ein Konservativer den Posten übernehmen, so wurde es zumindest zwischen der Europäischen Volkspartei und der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im EU-Parlament vereinbart. Aber Schulz möchte nicht nur in Brüssel beiben, er möchte weiter präsidieren. Und dabei immer an die Menschen denken, die nur wenig Geld im Monat zur Verfügung haben!