Eugen Sorg, Gastautor / 01.03.2017 / 14:43 / 4 / Seite ausdrucken

Mut und Kühnheit gedeihen schlecht in Zeiten politisch korrekter Leisetreterei

Von Eugen Sorg.

Schweden brüstet sich auf seiner offiziellen Webseite, die «erste feministische Regierung der Welt» zu stellen. Die gesamte Arbeit werde unter dem Blickwinkel der «Gender-Gleichheit» gestaltet. Also auch im Aussenministerium, dessen «feministische Politik» die «Gleichheit von Mann und Frau als fundamentales Ziel» anstrebe. Gleich drei Ministerinnen wachen darüber, dass das schwedische Aussenamt nicht vom Weg in die schöne, neue, gender­bereinigte Welt abkomme.

Umso mehr verblüfften kürzlich die Bilder einer schwedischen Delegation, die den iranischen Präsidenten Rohani besuchte, auf den Social Media. Die Abgesandten der Stockholmer Regierung, acht Frauen unter der Führung von Ministerin Ann Linde, eine der drei Wächterinnen über die ideologische Korrektheit des Auswärtigen Amtes, defilierten vor einem zufrieden lächelnden Rohani.

Die Nebenfrauen des Patriarchen

Der schiitische Staatschef, in dessen Land Homosexuelle an Kranen gehängt und Ehebrecherinnen gesteinigt werden, hatte Grund zur Fröhlichkeit. Nicht nur waren lu­­krative Handels­abkommen mit den schwedischen Staatsfeministinnen unterzeichnet worden, sondern diese hatten sich auch freiwillig jenem Kleiderdiktat unterworfen, das der Gottesstaat seinen weiblichen Untertanen mit Knüppeln aufzwingt.

Das Gruppenfoto zeigt sie mit Kopfschleier, dem Sinnbild islamischer Frauenerniedrigung. Einige zudem mit Tschador, jenem Stoffsack, der die weiblichen Formen verbirgt. Die Vertreterinnen der «ersten feministischen Regierung der Welt» wirken wie die devoten Nebenfrauen eines Orientpatriarchen.

Weg mit dem Teppich!

Mit etwas Wehmut erinnert man sich an die grosse Oriana Fallaci. In Iran war Ayatollah Khomeini 1979 nach einem Volksaufstand eben an die Macht gekommen, als die Journalistin ihn zu einem Interview traf. Unverblümt fragte sie ihn nach den Erschiessungen von Gegnern, nach seinen diktatorischen Anwandlungen, und als sie auf die Frauen­diskriminierung zu sprechen kam, zog sie ihren Tschador aus und sagte, sie werde «diesen mittelalterlichen, dummen Teppich» nicht mehr tragen.

Trotz der Brüskierung setzte er das Interview fort. Die Frau hatte ihm Eindruck gemacht. Doch Mut und Kühnheit gedeihen schlecht in Zeiten politisch korrekter Leisetreterei, in einem müden Westen, der nicht mehr weiss, welche Werte er verteidigen will.

Zuerst erschienen in der Basler Zeitung

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Leserpost

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Friedrich Schäfer / 02.03.2017

Damit ist alles gesagt über den Unwert der dämonischen Genderideologie. In der alltäglichen Sprache hat sie sich bei 99℅ der Bevölkerung schon durchgesetzt. Den Verwirrer freut es.

John Farson / 02.03.2017

Erwähnen sollte man, wenn man so einen Artikel schreibt, noch Frau LePen, die das Treffen dann lieber absagt, als sich zu verhüllen.

Carsten Berg / 01.03.2017

Darf man zu dem Sachverhalt extrem Stellung nehmen?  Trump hat wohlmöglich doch Recht, wenn er bemerkt, jeder VIP kann denen überallhin fassen wenn der Preis stimmt.  Feminismus unter dem Tschador ist wie Marxismus als Lob auf die Ausbeuterei.  Man sollte die Frauen nicht zusehr verurteilen. Wenn die deutschen Obehäupter beider Kirchen auf dem Tempelberg die Kreuze abnehmen, ist das auch nur Kapitulation.  Ohne rechten Sinn für die Nachhaltigkeit des Signals an die Muslime.

Thomas Nuszkowski / 01.03.2017

Lächerlich. Ich formuliere mal um: Aus “«feministische Politik» die «Gleichheit von Mann und Frau als fundamentales Ziel»” wird “knallharte Männerpolitik mit der Gleichheit von Mann und Frau als fundamentalem Ziel” Die haben es entweder nicht eilig ihr Ziel zu erreichen, oder sie lügen.

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