Vera Lengsfeld / 13.10.2015 / 13:23 / 14 / Seite ausdrucken

Merkel: Keine Steuererhöhung für Flüchtlinge! Wirklich?

Man darf gespannt sein, welche Halbwertzeit Merkels neuestes Versprechen hat. Wer ihr glaubt, meint auch, dass die deutsche Vereinigung aus der Portokasse bezahlt wurde.

Wolfgang Prabel, der Autor des lesenswerten Buches “Der Bausatz des Dritten Reiches”hat nachgerechnet und kommt zu realistischeren Aussagen:

“Vor vier Wochen gingen wir von 800.000 Zuwanderern aus mit einem resultierenden Finanzbedarf von 6 Mrd. € für ein ganzes Jahr. Dazu kamen 400 Millionen € für die Betreuung von damals geschätzt 6.500 unbegleiteten Kindern. Das ist aber inzwischen alles Schnee von gestern.

Seit September kommen pro Tag etwa 15.000 Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge in die Bundesrepublik. Aufs Jahr hochgerechnet sind das 5,5 Millionen Leute. Die Kosten für die Befriedigung von deren Grundbedürfnissen werden sich im kommenden Jahr auf etwa 48 Milliarden Euro belaufen, ohne den geringsten Familiennachzug gerechnet. In Deutschland gibt es nämlich den steuerfreien Grundfreibetrag für Ledige von 8.652 € pro Jahr, der den Aufwand für das Existenzminimums abbildet. Wenn man die Leute noch beschulen will, entstehen zusätzlich Kosten pro Auszubildenden von etwa 4.000 € im Jahr. Zusammen für geschätzt 4 Mio. Leute mit Deutschkurs, dem Erlernen einer Schriftsprache bis zur Berufsqualifikation etwa 16 Mrd. €.

Arbeits-Ministerin Andrea Nahles rechnet mit 1 Mio zusätzlichen Hartzern im kommenden Jahr. Wahrscheinlich ist das viel zu konservativ geschätzt. Wenn es wahr wäre, würde sich deren Zahl also von 4,4 auf 5,4 Mio erhöhen. Der Beitragssatz für die Alo-versicherung beträgt seit dem 1. Januar 2011 3,0 Prozent des beitragspflichtigen Bruttoentgelts. Er wird sich also von 3,0 auf 3,7 Prozent erhöhen, wenn die Ministerin sich nicht fatal verschätzt hat.

Auch bei den Gesundheitskosten gibt es eine Steigerung, weil ein Teil der Neuankömmlinge einen Rückstau bei der Behandlung von Krankheiten mitbringt. Die Bevölkerung würde bei 5,5 Mio Neuankömmlingen um knapp 7 % wachsen, und damit auch die Gesundheitskosten. Der Beitragssatz für die Krankenversicherung betrug 2015 7,3 Prozent des beitragspflichtigen Bruttoentgelts. Er dürfte bei 7 % mehr Versicherten auf 7,8 % steigen.Für einen Durchschnittsverdiener mit etwa 3.000 Euro brutto würden die Sozialabgaben um 36 € im Monat oder 432 € im Jahr steigen, der Arbeitgeberanteil ebenso. 

Die Zahl unbegleiteter Kinder und Heranwachsender wird 2016 inzwischen auf 40.000 geschätzt. Die Kosten für deren Rund-um-die-Uhr-Betreuung werden konservativ auf 60.000 € pro Fall und Jahr geschätzt, zusammen also knapp noch einmal 2,4 Milliarden €.
Wir müssen natürlich auch beim Staatsaufwand noch einen Zuschlag kalkulieren. Der Landrat des Kreises Weimarer Land hat ein Anwachsen seiner Beamtenschaft von 413 auf 442 Leute veranschlagt, allerdings noch auf Basis von 800.000 Zuwanderern im Jahr. Man braucht mehr Beamte und Angestellte, insbesondere Einwanderungsbürokraten und Polizisten. Wenn man sehr konservativ geschätzt landesweit von 100.000 neuen Beamten ausgeht, die pro Person etwa 60.000 € im Jahr kosten, so ergeben sich noch einmal 6 Milliarden € Aufwand.

Zusammen haben wir 72 Mrd. € Kosten ermittelt, natürlich überschläglich.Das sind pro sozialversicherungspflichtigen Vollbeschäftigten, davon hat Deutschland etwa 28 Millionen, 2.600 € im Jahr. Ob sich die Steuerzahler das gefallen lassen?

Die gesamten Steuereinnahmen von Bund. Ländern und Gemeinden betrugen 2014 in Deutschland 644 Mrd. €. Der Mehraufwand für die Asylbewerber und Wirtschaftsflüchtlinge macht bezogen auf diese Größe mit 72 Mrd. € deutlich mehr als 10 % davon aus. Wer weiß, wie verplant die Steuereinnahmen bereits sind, bevor der Steuerpflichtige überhaupt Kopfstand gemacht hat und welches Hick-Hack zwischen dem Bund, den Ländern sowie Gemeinden jedes Jahr stattfindet, nur um gesetzlich festgeschriebene Pflichtaufgaben zu erfüllen, der ahnt, daß für die Asylbewerber und Wirtschaftsflüchtlinge fast nichts übrig ist.

Nun wird auch noch mehr sozialer Wohnungsbau in den Ballungszentren gefordert. Wenn man pro Person mal 20 Quadratmeter Wohnraum annimmt, so ergeben sich für 5,5 Millionen. Leute 110 Millionen Quadratmeter. Bei einem Quadratmeterherstellungspreis von etwa 1.200 € ist das insgesamt eine Investition von 132 Milliarden Euro. Na gut, über die Jahre kommt ja Miete. Die wird allerdings größtenteils über das Hartz-System aufgebracht werden müssen. 

Im Gegensatz zu den Interwiev-Aussagen der Bundeskanzlerin werden die meisten Leistungen für das Asylsystem auf Dauer nicht von Freiwilligen nach Feierabend erbracht werden können. Es wird richtiges Geld kosten, weil Hauptamtliche erforderlich werden. Nun wurde zu Anfang ja behauptet, daß die zugereisten Ärzte und Ingenieure in Zukunft Steuern und Sozialabgaben zahlen würden. Auch diese Behauptung wurde inzwischen revidiert. Statt der Hochqualifizierten kommen nach Regierungsangaben 15 Prozent Analphabeten. Und das wahre Ausmaß der Unqualifikation ist noch nicht zu Tage getreten, weil viele noch vor der Registrierung einfach untertauchen.

Professor Sinn hatte wohl Recht, als er unter dem Strich Kosten statt Erträge der Einwanderung errechnete. Es gehört nur wenig Phantasie und keine ausgeprägte Sachkenntnis dazu, sich auszurechnen, daß die öffentlichen Finanzen spätestens 2017 oder 2018 zusammenbrechen werden, wenn es so weitergeht.”

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Detlef Dechant / 14.10.2015

Die Rechnungen sind sehr interessant, sollten aber von Fachleuten noch einmal gegengerechnet werden, da darin auch Leistungen verzeichnet sind, die sich gegeneinander aufrechnen. So sind Einstellungen, die notwendig sind, zusätzliche Arbeitsplätze, die auch in die Sozialhilfe einzahlen. Auch ist zu klären, ab wann die Versicherten die Leistungszahlungen über ihre Beiträge leisten und bis wann die Kassen über Steuermittel, die alle zahlen, entschädigt werden. Auch hier gibt es Kompensationen. Aber insgesamt dürfte Herr Sinn schon richtig liegen! Dies resultiert aber auch aus der mangelhaften Abschiebung abgelehnter sowie straffälliger und auch nicht integrierbarer Migranten.

Hans-Ulrich Weidenbruch / 14.10.2015

Es sagte schon mal ein Bundeskanzler: “Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.“ oder: “Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin. Nun sind sie halt da.” Ich bin sicher, dass wir das anders formuliert bald wieder häufiger hören werden.

Ivan de Grisogono / 14.10.2015

Sehr informativ, danke! Sollte als Flyer an alle Buerger verteilt werden!

Rainer Seiferth / 14.10.2015

Ihre Rechnung wird schon so ungefähr hinkommen liebe Frau Lengsfeld. Und bestimmt werden sich einige Wirtschaftszweige, wie z.B. die Bau- und Immobilienbranche, über die steigende Binnennachfrage freuen. Dass nach den Bundestagswahlen im Herbst 2017 ein paar Steuern erhöht werden steht jetzt schon fest, ich schätze mal die MwSt. wird europäisch „harmonisiert“, also 22% oder besser gleich 23% weils schöner ausschaut, und weh tuts ja eh. Der Michel wird knurren und blechen, und heimlich AfD wählen.

Niels Dettenbach / 13.10.2015

Wie ich die bunten Neusozialisten kenne, werden Sie zuerst wieder leistenden Minderheiten in die Tasche fassen. Die Gewerbesteuer, Hundesteuer sind typische Kandidaten, über die allein Kommunen regelmäßig drauf fassen. Beachtet man die Tatsache, das Deutsche die Hälfte des Jahres nur für den Staat / das “WIR” arbeiten gehen, bevor auch nur ein Rubel für persönlichen Bedarf oder gar Interessen rollt, darf geruhsam bezweifelt werden, das Deutsche ausgerechnet diesmal auf die Barrikaden gehen. Notfalls druckt der Staat wieder neues Geld und legt die Kosten so von hinten auf die Leute um. Sozialismus fetzt!?!...

Paul H. Ertl / 13.10.2015

Liebe Frau Lengsfeld, die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst. Scherz beiseite, 15.000 Ankömmlinge pro Tag (seit September) machen natürlich erst dann gut fünf Millionen, wenn man die denn ein Jahr lang jeden Tag hätte. Davon sind wir zum Glück - jedenfalls 2015 - weit entfernt. Daß wir mittelfristig mit einer solchen Zahl rechnen müssen, ist - sollte sich die Politik der Bundeskanzlerin (eine “richtige” Regierung haben wir ja nicht mehr) nicht ändern - allerdings nicht unwahrscheinlich und dann könnten es leicht 2.600 Euro pro Vollzeit arbeitenden Kopf werden. Allerdings zahlt die Hälfte dieser Köpfe praktisch keine Steuern und das wird sich auch mit einem weiteren “Soli”, oder wie auch immer man das nennen wird, keinesfalls ändern, weil ja “starke Schultern mehr tragen sollen”. D.h., die 50%, die die Einkommensteuer fast alleine aufbringen, werden pro Kopf über 5.000 Euro zu tragen haben. Damit nicht genug, manche Leute (wie meine Frau und ich) arbeiten beide voll, da wären wir dann schon bei 10.000 Euro. Unglücklicherweise gehören wir außerdem noch beide zu dem einem Prozent der Steuerzahler, das über 15% des Aufkommens bezahlt, wir können uns also auf 20 oder auch 30 TEUR einstellen. Da stellt sich die Frage, ob man nicht seine Immobilien an die Kommune(n) verkauft (einem Teil meiner (sozialdemokratischen) Nachbarn könnte ich so auch den Herzenswunsch nach “sozial durchmischten” Wohngegenden, die es ja leider, leider “bei uns” nicht gibt, erfüllen) die Läden dicht macht, seine vier Kinder (zwei studieren schon) einsammelt und nach Lettland zieht. Ersatz für uns ist inzwischen ja reichlich da, wie man hört.

Wilfried Paffendorf / 13.10.2015

Wenn Frau Merkel KEINE Steuererhöhungen verspricht, dann liegen die Pläne für Steuererhöhungen bereits in der Schublade. Welches ihrer vielen Versprechen hat diese Frau nicht schon gebrochen und das Gegenteil ist eingetreten? Was sollte mit ihr schon alles NICHT zu machen sein? Ich würde Frau Merkel nicht einmal mehr nach der Uhrzeit fragen!

Renate Simon / 13.10.2015

Sehr geehrte Frau Lengsfeld, ich kann nur jeden Abgeordneten auffordern, endlich das Misstrauensvotum gegen Merkel zu stellen, da nicht davon ausgegangen werden kann, dass Ich-ich-Merkel die Vertrauensfrage stellt. Helfen Sie anderen Abgeordneten aus anderen Parteien dabei, endlich wieder zu Verstand zu kommen. Man gewinnt den Eindruck, das alle von Sinnen sind. Übrigens ist mir die Icherei bei Will gewaltig auf den Keks gegangen, Merkel rettet die Welt im Alleingang. Wie auch immer, wie dieses Desaster vernünftig geregelt werden soll, weiß wohl niemand. Das einzige, was klar sein dürfte, ist, wer das bezahlt.

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