Henryk M. Broder / 27.04.2016 / 09:00 / 2 / Seite ausdrucken

Integration ohne Grenzen

Hat man noch vor wenigen Jahren einen jungen Menschen, der die Schule gerade beendet hatte, gefragt, was er oder sie werden möchte, bekam man in vier von fünf Fällen als Antwort: „Irgendwas mit Medien“.

Mit „irgendwas“ war natürlich nicht Pförtner beim ZDF oder Gärtner beim Bayerischen Rundfunk gemeint, sondern  „Moderator“ – am besten einer Talkshow wie „Anne Will“ oder „Menschen bei Maischberger“.

Diese Träume sind inzwischen ausgeträumt, denn das Genre „Talkshow“ läuft sich langsam tot. Aber es gibt neue Berufe, die ebenso „angesagt“ sind, wenn auch mit weniger Glanz und Glamour verbunden: Eventmanager, Insolvenzverwalter und, seit kurzem, Integrationshelfer.

Wie der Name schon andeutet, handelt es sich dabei um Kräfte, die von Amts wegen anderen Menschen helfen sollen, sich zu integrieren. So etwas wie Sozialarbeiter, nur mit einem speziellen Auftrag. Sie stehen nicht alleinerziehenden Müttern, Langzeitarbeitslosen oder schwererziehbaren Jugendlichen bei, sondern Migranten, die alles aufgegeben haben, um nach Deutschland zu kommen und den Deutschen beim Aufbau einer multikulturellen Gesellschaft zu helfen.

Inzwischen hat fast jede Gemeinde, jeder Landkreis, jedes Land eine oder einen Integrationsbeauftragte(n).

Allein das Land Baden-Württemberg fördert im Haus-haltsjahr 2015/2016 die „Stellen-Schaffung“ für 158 kommunale Flüchtlings- und Integrationsbeauftragte mit über 13 Millionen Euro – entsprechend der „Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Integration über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe und Integration“.

Die Integrationshelfer ihrerseits integrieren sich ebenfalls, gründen Vereine und Netzwerke, um Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Einige gehen noch weiter, setzen sich für „für die Völkerverständigung ein“, dafür, „dass Freundschaften mit den Immigranten entstehen und so die Verbundenheit in Deutschland wächst“. Dafür muss aber erst einmal Verbundenheit unter den Integrationshelfern hergestellt werden. Anfang der Woche kamen in Dresden 250 Integrationshelfer zusammen, „um Gesicht zu zeigen“ und „ein Zeichen zu setzen, dass der Rest der Republik nicht bei Pegida mitläuft“. Und um mehr Geld für die Integrationsarbeit zu fordern.

Zuerst erschienen in der Weltwoche

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Leserpost

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Gerhard Sponsel Lemvig / 27.04.2016

Die Standortsicherungsmaßnahmen für die Arbeitsplätze des Integrationsbeauftragtengeschäftes läßt momentan zu wünschen übrig. In den von Parteifunktionären aufgekauften maroden ländlichen Wirtshäusern der BRD herrscht zwar noch kein Mangel an den Menschen, die beim Aufbau der deutschen multikulturellen Gesellschaft mit helfen, aber man macht sich in der Branche Sorgen. Das man die Zuarbeiter für die Umgestaltung der deutschen Gesellschaft als “Schlepper” diffamiert, fördert nicht gerade den Zustrom der Hilfskräfte. Vielleicht lassen sich ja manche Abgeordneten, die wegen der Wahlerfolge dieser AfD ihren Beruf im Parlamnet verloren haben, zu Aufbauhelfern umschulen und sie dann in die Wirtshäuser einziehen läßt.

Erwin55 / 27.04.2016

Ich kann “Integration” langsam nicht mehr hören. Wir brauchen keine Integrationshelfer, wir brauchen, wenn schon, Assimilationshelfer. Diejenigen, die sich hier assimilieren wollen, leider nur ganz ganz wenige, sind willkommen. Diejenigen, die hier archaische Strukturen und Verhaltensregeln integrieren wollen, haben Deutschland zu verlassen.

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