Lange nichts mehr vom Euro gehört, nichts, das die Herzen höher schlagen ließe. Kein liturgische Feier der Währungsunion. Kein Hosianna der Euro-Priester, weder von Martin Schulz noch von Jean-Claude Junker, dem alten Schluckspecht. Nicht einmal der im Glauben gefestigte Wolfgang Schäuble mag derzeit über die Einheitswährung als Unterpfand des Wohlstands und Garant des Friedens predigen, seine Deutschen daran erinnern, dass sie die großen Gewinner der Euro-Wette sind.
Läuft das Geschäft wirklich so gut, dass man kein Wort mehr darüber verlieren muss? Fürchtet der Finanzminister, die anderen noch neidischer zu machen, als sie es ohnehin schon sind, wenn sie erfahren, wie wir uns die Tasche voll stopfen? Oder könnte es sein, dass die Rechnung nicht mehr so aufgeht, wie es dem Volk, dem großen Lümmel, versprochen wurde? Werden die Export-Vorteile, die uns die fortschreitende Abwertung des Euro verschafft, am Ende womöglich durch seine sinkende Kaufkraft zunichte gemacht? Hauen wir uns mit den sinkenden Zins selbst übers Ohr? Soll niemand merken, dass unsere Spargroschen wieder einmal von einer Utopie aufgefressen werden? Und was ist der Euro anders eine bestenfalls schöne Illusion?
Thomas Mayer, der einstige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, hat schon vor Wochen daran erinnert, dass noch keine Währungsunion länger bestanden hat, erst recht nicht, wenn sie politisch aufgeblasen wurde. Amerikanische Finanzexperten sagen das Scheitern der erzwungen Nivellierung grundverschiedener Volkswirtschaften bereits für die absehbare Zukunft vorher.
Dass man das in Brüssel nicht mitbekommt, ist kaum vorstellbar. Fragen muss man sich vielmehr , ob es den Ideologen langsam mulmig wird. Schweigen sie schon, weil sie die Sache nicht mehr im Griff haben? Versuchen sie, auf Zeit zu spielen, in der Erwartung eines Deus ex machina, der es wundersam richten wird?
Solchen Hoffnungen mussten sich bisher noch alle politischen Verwalter ideologisch dirigierter Wirtschaftssysteme hingeben. Auch die Kommunisten haben mit ihrer „politischen Ökonomie“ Dutzende von Volkswirtschaften zugrunde gerichtet - ebenfalls mit der Antizipation einer glänzenden Zukunft. Auch sie sind am Ende, nachdem nichts mehr da war, das sie weiter noch hätten ruinieren können, zunehmend verstummt, um sich endlich klammheimlich in die Büsche zu schlagen?
Ein unerhörter Vergleich? Mitnichten! Wunschdenken bleibt Wunschdenken, unvereinbar mit der wirtschaftlichen Realität, ob es sich nun auf den Marxismus oder auf den Glauben an den Euro beruft. Dessen Priester haben auch nicht mehr als ihr Dogma ins Feld zu führen, die Behauptung, dass alles gut gehen werde. Dass sie sich damit nicht mehr so recht an die Öffentlichkeit trauen, lässt nichts Gutes erwarten. Zu guter letzt bleiben wir abermals auf den Schulden sitzen und müssen sehen, wo wir das Geld für die Pensionen der Eurokraten auftreiben.