Frey, SWR: “So muss doch der Eindruck entstehen, wir würden uns unsere journalistischen Sendungskonzepte von den Parteien diktieren lassen.” Wie denn, so? Etwa wenn die SPD mit Boykott droht, und daraufhin der SWR nachgibt und die AfD auslädt? Sorry, Herr Frey, es ist nicht nur der Eindruck entstanden, die ÖR würden sich von einzelnen Parteien etwas diktieren lassen, sondern die ÖR haben direkt schon den Beweis geliefert, daß es so ist, nämlich daß ihnen die SPD ihre “journalistischen Sendungskonzepte” diktieren kann, jedenfalls was den SWR angeht. Hier die einzige Strategie, mit der die ÖR ihre Unabhängigkeit in dieser Sache tatsächlich hätten beweisen können… Die geplante TV-Runde mit Vertretern von CDU, SPD, Grünen, AfD, FDP und Linken wird durchgeführt. Wer nicht kommen will, kommt nicht, Sendung findet trotzdem statt. Tja dann, wenn Sie unbedingt nicht wollen, tschüß, Frau Dreyer, wir stellen dann eine rote Rose auf ihren Stuhl, tschüß, Herr Kretschmann und ein kleines Windrad auf ihren. Es steht doch außer Frage, daß sich die Attraktivität verfemter Parteien nicht dadurch reduzieren wird, daß alle anderen die Auseinandersetzung mit ihnen boykottieren (im Gegenteil, dadurch könnte sie sich erhöhen), sondern sie wird sich erst durch die inhaltliche Auseinandersetzung genau dann reduzieren, wenn die anderen die besseren und überzeugenderen Argumente haben. Es entsteht jetzt der Eindruck, daß die Boykotte deswegen so hartnäckig durchgezogen werden sollen, weil der Glaube in die Durchschlagskraft der eigenen Argumente fehlt. Meint Dreyer etwa, sie könne in der Diskussion nicht gegen die Argumente von AfD-Seite bestehen? Dieser Verdacht drängt sich mir auf. “Feigheit” wäre für diese Drückebergerei also nicht das passende Wort, denn einer Konfrontation, bei der man unterliegen wird, aus dem Wege zu gehen, ist nur bedingt feige, aber eigentlich doch klug. Laut der letzten Umfrage wird die AfD sicher ins rheinland-pfälzische Parlament einziehen (Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF, Umfrage 19.01.–21.01., AfD: 9%). Was wird Dreyer dann machen… das Parlament boykottieren? Da nicht mehr hingehen, um den AfD-lern nicht zu begegnen? Wenn sie das so plant - und wenn sie konsequent sein will, müsste sie das ja - dann sollte sie das den Wählern aber vor der Wahl sagen.
Ziemlich schlimme ad-hoc Übersicht, was eine missratene Politik und Medienwelt so anrichten kann. Aber es sind leider nur Details. Und viele viele weitere gleichartige Abläufen und Miss-Zustände wäre eigentlich auch noch zu beklagen: jeder einzelne wäre schon ein bedrohlicher Skandal. Von außen betrachtet, hat der Wahnsinn unser Land in Besitz genommen. Noch sind wir wirtschaftlich stark, was manches ausgleichen kann. Aber irgendwann bricht alles zusammen, wenn die Mittel knapp werden. Und was machen wir dann mit den Tätern/Täterinnen, die den totalen Wahnsinn vorbereitet hatten? Irgendwelche Vorschläge, wie gesühnt werden muss?
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.