Wegen meines Vorwurfs der Technikfeindlichkeit an die Grünen stellt mir ein Leser die schlaue Frage, ob die grünen Technologien der Sonnen- und Windkraftwerke nicht auch Ergebnisse der Ingenieurskunst seien, und damit also Technik.
Die Frage, wo Technik beginnt und wo sie aufhört, ist sicherlich eine spannende Sache. Darüber lässt es sich bestimmt abendfüllend reden, sowohl im Rampenlicht als auch bei Kerzenschein. Es wäre aber eine Diskussion am Kern des Problems vorbei. Auch die Fahrradproduktion stellt ein beachtliches Segment unserer Wirtschaft dar. Trotzdem ist es noch nicht dazu gekommen, dass jemand behauptet hätte, man könne das Flugzeug durch ein fliegendes Fahrrad ersetzen.
Genau das aber verfolgen die Grünen mit dem, was sie in der Energiefrage anstreben. Diese ist und bleibt eine Frage der Technik und der Ressourcen, die für die jeweilige Technik nötig sind. Das Ziel jeder Energiedebatte aber sollte die Schaffung und Sicherung des von uns benötigten Energieumfangs sein, um insgesamt weiterzukommen.
Schon die Terminologie, mit der der Grüne Diskurs ausgestattet ist, zeigt, dass es ihren Predigern nicht darum geht. Bei allen Vorschlägen, die sie zu machen haben, kann man ohne viel Aufwand feststellen, dass es keine grundsätzlichen Lösungen sind, die sie anbieten. Ganz vorne ist immer auch das Wort Sparen eingeflochten: Energie Sparen!
Wie es sich aber mit dem Sparen verhält, zeigt uns ein banales Beispiel aus dem Tagebuch der Marktwirtschaft. Sparen ist streng genommen ein Faktor der Werbung und des Wachstums: Wenn Sie jetzt sofort diese Waschmaschine kaufen oder jenes Computerspiel sparen Sie soundso viele Euro. Das sind 20 % des Preises. Was nicht gesagt wird: Um die 20 % zu sparen, muss ich die 80 % ausgeben.
Das ist nicht eine Frage des Kapitalismus, wie man jetzt bequemerweise meinen könnte, sondern ein Grundsatz unserer modernen Gesellschaft. Das Geheimnis ihres Fortkommens besteht eben darin, dass alles in Währung umgerechnet wird, und schon kann man die Menge durch den Kredit erweitern, den Abschlag und den Nachlass.
Diese goldene Regel allerdings bietet keine Lösung, sondern nur Aufschub. Was aber unser Thema angeht, nützt auch der Aufschub nicht mehr viel. Im Klartext: Die Ressourcenfrage ist nicht zu umgehen. Wer sich ihr aber stellt, muss von dem ausgehen, was die Menschen benötigen, um ihre Lebensweise nach ihren Vorstellungen zu gestalten und nicht von dem, worauf sie nach Ansicht der Buchhaltung verzichten könnten. Theologisch gesprochen: Der Adressat der Schöpfung ist der Mensch, nicht der Planet.
Alle Ressourcen sind endlich. Zumindest bei unseren heutigen technischen Möglichkeiten. Innerhalb unserer Technik-Vorstellungen ist im Grunde alles geleistet. Das Fahrrad ist maximal beschleunigt, fliegen wird es dadurch nicht.
Wir stehen vor einem Epochenbruch, und das Problem ist, dass wir nicht wissen, wie wir ihn meistern könnten. Es fehlt uns nicht nur an dem Willen zur Veränderung, es fehlt uns auch die Vorstellungskraft dazu. Wer nicht mehr an die Kraft seiner Phantasie glaubt, dem hilft auch sonst nichts mehr. Das Ziel von Technik kann nur die Lösung eines Problems sein und nicht seine Begleitung. Technik ist kein Zauberstab, sie ist nicht ein Instrument für die Natur sondern für den Menschen, das verrät schon der Begriff Umwelt. Die gute Technik gibt es nicht. Man kann auch mit dem exzessiven Anbau von Zuckerrohr den Planeten ruinieren.
Wenn wir jetzt über Sinn und Unsinn der Atomkraftwerke in Deutschland diskutieren. Ist es trotz allem die falsche Diskussion. Es geht darin schließlich nur um die Bewertung einer Technologie. Das Ziel der Debatte müsste aber die Gewährleistung unseres Energie-Verbrauchs sein. Wenn das Gleichgewicht im Strom-Netz verloren geht, gehen irgendwo die Lichter aus. Das ist der Sachverhalt, der nicht aus der Welt ist, wenn man ihn zur Weltanschauungsfragen erklärt. Im Ergebnis wird unser neuer Mittelstand sich demnächst freuen, dass aus seiner Steckdose Ökostrom kommt, für den er gerne mehr bezahlt, in Wirklichkeit ist es Atomstrom aus Prag, der mit seinen Steuergeldern eingekauft wird.
Kleines Bonmot: Prag hat eine gewisse Tradition, zumindest was die Alchemie angeht.
Noch nie hatte der Ingenieurs-Beruf in Deutschland eine so geringe Attraktivität wie heute. Dafür wächst der Andrang in den sozialen Berufen, im Kommunikations- und Kultur Wissenschaftsbereich, Wellness und Therapie. Und das ist auch nicht durch politische Sprüche zu beleben auch nicht durch die vielzitierte Forderung nach Investitionen in Bildung und Forschung. Egal wo man mit der Diskussion anfängt, am Wachstum geht kein Weg vorbei: Die moderne Gesellschaft, die Standards des heutigen Lebens sind ohne Energie nicht realisierbar, und auch nicht haltbar. Der Rest ist längst erzählt, nicht zuletzt als Anekdote von den Bürgern, die, nachdem sie beim Rathausbau die Fenster vergessen hatten, in Eimern und Säcken, Licht ins Rathaus von Schilda brachten. Bei der historischen Übermittlung der Geschichte ist ein Detail verloren gegangen, dieses: Schilda war die erste Stadt mit grüner Verwaltung.