Wenn man sich ein Testverfahren ausdenkt, dass die Motorelektronik befragt und gleichzeitig keine Regeln für der Testverlauf vorgibt, kommt jeder bei Jugend forscht Abgelehnte nach zwei Sekunden auf die Idee, den Fest zu optimieren. Wo also ist der Skandal? Und der jetzt die moral-ökologische Keule gegen VW schwingt, sollte aufpassen, dass sie ihm nicht auf die Füße fällt, wenn sich herausstellt, dass es die ganze Branche betrifft.
Herr Dr. Hartwich, sie sollten ein wenig abwarten, denn aktuell weiß man so gut wie gar nichts über die Hintergründe. Das Ding kann nämlich in alle Richtungen ausschlangen. Meine Vermutung ist, dass eine Software für den Anwendungsfall A entwickelt wurde und zwar von einem größeren Zulieferer wie Conti oder Bosch und dass diese dann im Hause Volkswagen für den Anwendungsfall B parametriert wurde. Oder anders: Irgendein Ingenieur hat da an einer Schraube gedreht, die er in seiner Funktion nicht vollumfänglich verstanden hat. Natürlich ist aktuell das Geschrei sehr groß, aber offizielle Ergebnisse jedenfalls liegen nicht vor. Vor allem weiß man noch nicht, ob nur der VW-Konzern betroffen ist oder auch andere. Und man kann auch noch nichts darüber sagen ob ausländische Konzerne ähnliche Probleme haben. Und man weiß auch noch nicht, ob nun die Fahrzeuge grundsätzlich grenzwertuntauglich sind, oder ob das Problem mit einem Softwarepatch behoben werden kann. Wenn letzteres der Fall ist, dann hat man im Grunde nur eine fehlerhafte Software ausgeliefert.
Winterkorn und die VW-Verantwortlichen sind willfährige Opfer einer in weitesten Bereichen verlogenen Umweltpolitik, in der Wirtschaftsbosse die Vorgabe immer neuer völlig überzogener, unrealistischer und für die Umwelt unbedeutender Grenzwerte für alles und jeden als willkommene Marketingchancen betrachten, statt sich aus besserer Erkenntnis und in Verantwortung für die Sache, die Mitarbeiter, das Unternehmen, die Gesellschaft und die Umwelt einer im Ökologismuswahn agierenden Politik Widerstand entgegenzusetzen und Einhalt zu gebieten. VW hat selbst erkannten Grenzwertunsinn aus reinem Gewinnstreben mitgetragen, weil man glaubte, sich so durch technische Kniffe vor allem gegenüber den Wettbewerbern einen Vorsprung zu verschaffen. Ihre Vorgehensweise dabei haben sie von der Kohl-CDU abgekupfert, die damals willfährig dem Drängen nach unsinnigen neuen Spielregeln der Parteienfinanzierung nur deshalb nachgab und durch eine eigene Gesetzgebungsinitiative Verbote schuf, für die man für sich selbst sichere heimliche Umgehungsmöglichkeiten zu kennen glaubte, durch die man sich Vorteile gegenüber den Konkurrenten versprach. Über diese moralfreie Überschätzung eigener Intelligenz und Fähigkeit ist Kohl damals genauso gestürzt wie jetzt Winterkorn. Zu ihrem Unglück fehlte Ihnen nach Entdeckung der Tricksereien die notwendige Intelligenz zu erkennen, daß die Verbote und Regulierungen, deren Verletzungen man ihnen öffentlichkeitswirksam unter wildesten Drohungen vorwarf, aus ihrer eigenen Unfähigkeit genauso unvollkommen - weil ja von ihnen mitentworfen - waren, wie ihre Tricksereien. Wer aber unglücklicherweise grundsätzlich an seine eigene Unfehlbarkeit glaubt, meint natürlich, nur bei der Trickserei einen tragischen einmaligen Fehler gemacht zu haben, nach dem es nur noch Eingeständnis , “Asche auf Haupt” und Rücktritt gäbe, gleich, welcher Schaden dadurch für andere eintreten sollte. Tatsächlich - und hierauf muß VW im Eigeninteresse konsequent abheben - hat VW durch die gewählte Softwarelösung natürlich überhaupt nicht die Ergebnisse des Abgastestes manipuliert: Die im Testzyklus ausgeworfen Schadstoffe sind völlig korrekt messbar gewesen und gemessen worden. Wenn sich eine Umweltbehörde einbildet, mit einem solchen Testzyklus auf die Schadstoffmenge schließen zu können, die im tatsächlichen Fahrbetrieb ausgestoßen wird, war das bei VW offensichtlich ein Irrtum. VW hat nämlich nicht die Messungen und die Testwerte manipuliert, VW hat lediglich im normalen Fahrbetrieb Leistungsreserven elektronisch mobilisiert, die zu hohen Abgaswerten führen. Kann es - rechtlich - Verantwortung von VW sein, wenn die Umweltbehörden sich für ihre Entscheidung, ob und wie ein Fahrzeug durch die Behörde eingestuft wird, die Schadstoffmenge als Kriterium heranzieht, die während des von ihr vorgeschriebenen Testzyklus ausgestoßen wird? Die Behörde nimmt doch immer und systematisch ohnehin in Kauf, daß Fahrzeuge tatsächlich in jedem Einzelfall in völlig anderer Weise gefahren werden als während des Testzyklus. Gäbe es eine Methode, den tatsächlichen Schadstoffausstoß eines jeden Fahrzeuges über sein Fahrzeugleben im Voraus zu testen, würde man das ja tun. Die Behörde kann sich aber nur bemühen, Einschätzungen über Schadstoffausstoß zu machen. Der Testzyklus ist dafür nur ein - bei VWs wohl untaugliches - Hilfsmittel, wie die US-Behörden jetzt erkennen. Soll sich VW für die Irrtümer von US-Behörden schämen und zu Grund richten lassen. Jeder VW-Fahrer sollte stolz sein, daß sogar sein Auto intelligenter ist als US- Behörden.
Sehr geehrter Dr. Hartwich, die tatsächlichen Umweltschäden durch havarierte Öltanker bzw. -plattformen und das tatsächliche Risiko für den Menschen durch unerwünschte Wirkungen eines Medikaments dürften wohl um Größenordnungen höher sein, als die potenziellen Schäden durch manipulierte Abgasprüfungen. Früher musste man manuell eine Schraube verdrehen, heute tut dies die Technik automatisch. Dass aus letzterem ein größerer PR-Schaden resultiert, hat wohl eher mit dem Pharisäertum der PC zu tun, Auto sind ja per se schon irgendwie igitt. Hinzu kommt die sehr günstige Gelegenheit, einem Konkurrenten unter pharisäerhaftem Gejaule mal wirtschaftlich so richtig schön einen einzuschenken, es sei denn, es handelt sich ohnehin nur um durch Geldhandel virtuell aufgeblähtes Geld.
VW hat eigentlich nur eine blödsinnige Abgasregel unterlaufen. Wenn man VW etwas vorwerfen kann, dann dass sie in Deutschland jeden Öko-Schmarn bisher unwidersprochen mitgemacht haben. Dafür und alleine dafür, haben sie eine Strafe verdient.
Ich nehme an, das wird mit Bentley oder Laborghini beglichen, möglicherweise mit beiden, wenn es noch schimmer wird. Beide Marken sind im Grunde genommen überzählig, da Porsche sowohl Luxus als auch Geschwindigkeit bietet und weit näher am Markenkern oder eher “Markengeröllfeld” dran liegt als die anderen beiden - ich vermute mal - Piech-Liebhaberschnäppchen. Insgesamt könnte ein indischer/chinesischer/arabischer Großinvestor 15-30 Mrd hinblättern für die beiden, dann wäre der Schaden finanziell beglichen. Was die Dieseltechnologie betrifft, die ist vermutlich tot. Jedenfalls für Volkswagen, andere insb. Daimler könnten mit dem sog. “Diesotto” vielleicht noch eine Runde drauflegen, aber insgesamt ist der Diesel am verglühen, da die Technik immer filigraner werden muss und das bei einem eigentlich brachialen Selbstzündersystem. Meine Strategie (für VW) aus der Misere heraus bestünde in dem offensiven Vorgehen und dem Eingestehen, dass der Diesel im Unternehmen die finale Stufe erreicht hat und das Ding abdrehen (bei PKWs, nicht LKWs). Anstatt dessen würde ich voll in die Erdgastechnik reingehen und v.a. in den USA ein großflächiges Tankstellensystem installieren mit 100-200.000 Tankstellen (5-10 Mrd Euro Investition). Erdgas hat eindeutige Vorteile nicht nur beim Preis pro gefahrenem Kilometer, sondern ist auch unendlich viel sauberer als Diesel und Benzin UND schont den Motor. Die Technik dafür widerum ist schon entwickelt, wird aber bislang aus naheliegenden (Netz-)Gründen nicht wirklich in der Breite verfolgt. Denn bis die Batterietechnik endlich weit genug ist für den Massenmarkt (und nicht nur Q7 Prestigemonster) wird es noch 20 Jahre dauern. Das ist genug Zeit, um die Tankstellen abzuzahlen und genügend E(rdgas)-Autos an die Amerikaner zu verkaufen. Mit Erdgas anstelle von Diesel könnte VW sich nicht nur freimachen vom exorbitanten Imageschaden, der beim Thema Diesel bleiben wird, sondern gleichzeitig auch etwas sehr sinnvolles und letztlich zusätzich pofitables Neues aufbauen.
Man sollte hier bei aller berechtigten Kritik, die Verhältnismäßigkeit nicht aus dem Auge verlieren! Keine Frage, Strafe muss sein. Auch dürfen die Besitzer der betroffenen Fahrzeuge nicht darunter leiden. GM muss 900 Millionen Dollar Strafe zahlen, weil es Defekte rund um Zündschlösser verschwiegen hat und gegen Landesrecht verstossen hat. In Folge der defekten Zündschlösser soll es mehr als 100 Tote gegeben haben. Im Falle von VW werden nun astromomische Summen genannt (5-18 Milliarden $), obwohl keiner zu Schaden kam und noch nicht einmal alle Informationen auf dem Tisch liegen. Das finde ich unverhältnismäßig. Da sollte sich die Berichterstattung ein wenig zurückhalten. Die Art und Weise, sowie die Intensität der Bericherstattung hierzulande schadet der “Deutschland AG” womöglich mehr als der sogenannte Skandal selbst!
Grund hierfür ist aber auch der insbesondere in Deutschland herrschende Ökowahnsinn. Man kann die Physik nicht austricksen. Der moderne Verbraucher möchte im Porsche Cayenne mit gutem Gewissen in den Ököladen fahren. Ich möchte gar nicht wissen, wie bei den sogenannten “Erneuerbaren Energien” in Sachen Leistung, Lebensdauer, CO2-Reduktion etc. betrogen wird. Mal ganz abgesehen von dem grundsätzlichen Unsinn der Enrgierzeugung durch Photovoltaik und Windkraft (zumindest in Deutschland).
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