Susanne Baumstark / 06.05.2020 / 11:00 / Foto: SecretDisc / 12 / Seite ausdrucken

Corona-App höchst problematisch

Das „Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung“ hat eine Datenschutz-Folgenabschätzung (DSFA) für die geplante Corona-App veröffentlicht. „Wir haben es angesichts der geplanten Corona-Tracing-Systeme mit einem gesellschaftlichen Großexperiment zur digitalen Verhaltenserfassung unter staatlicher Aufsicht in Europa zu tun“, heißt es in der Ausarbeitung. Die Autoren beklagen, dass offizielle Stellen eine von der europäischen Datenschutzgrundverordnung geforderte DSFA überhaupt noch nicht erstellt haben. Das Forum kommt in der Analyse zu vier Ergebnissen:

1. Die in den Diskussionen vielfach betonte Freiwilligkeit der App-Nutzung ist eine Illusion.

2. Ohne Intervenierbarkeit und enge Zweckbindung ist der Grundrechtsschutz gefährdet.

3. Alle bislang erwähnten Verfahren verarbeiten personenbezogene Gesundheitsdaten.

4. Anonymität der Nutzer muss in einem Zusammenspiel rechtlicher, technischer und organisatorischer Maßnahmen erzwungen werden. Die in der Diskussion zur App verkürzte Sicht auf Datenverarbeitung, die etwa durch Verschlüsselung zustande kommt, verschleiere „die erheblichen, gesellschaftlich wie politisch fundamentalen Risiken“.

Ein Vorstandsmitglied des Forums meint: „Aus dem Blickwinkel des Datenschutzes gehen die wesentlichen Risiken nicht von Hackern oder anderen Benutzern aus, sondern von den Betreibern des Datenverarbeitungssystems selbst.“ Die Informatiker haben darüber hinaus diesen Offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Kanzleramtsminister Helge Braun online gestellt. Zu den unterzeichnenden Organisationen gehören auch der Chaos Computer Club und die Stiftung Datenschutz. 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Susanne Baumstarks Blog Luftwurzel.

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Leserpost

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Andreas Goertz / 06.05.2020

Ob die Daten nun dezentral oder zentral ist weniger problematisch als die Verschlüsselungs- und Authentifizierungstechnologie. Das ließe sich aber lösen. Problematischer ist eher, wie die App über das reine Tracing hinaus genutzt wird. Da die aktuell angedachte teilweise Öffnung von Gastronomie etc. Niemandem beim Überleben hilft, sondern nur das Sterben etwas verzögert, ist das doch erwartbar: 100% Auslastung erlaubt, aber nur mit zertifiziert Corona-freien “freiwilligen” App-Usern…

Ralf Pöhling / 06.05.2020

Dass die Corona App höchstproblematisch ist, sehe ich auch. So etwas funktioniert kulturell in China oder auch in manchen arabischen Staaten, bei uns funktioniert das nicht. Der eigentliche Zweck so einer App wird auch nicht erfüllt. Wenn erst im Nachgang festgestellt werden kann, ob ein an SARS-CoV-2 Erkrankter in Kontakt mit anderen war, dann erfüllt diese App rückwirkend allenfalls eine statistische Funktion. Sie verhindert nicht die Ausbreitung der Krankheit. Man muss immer die Inkubationszeit im Kopf haben: Nehmen wir an, jemand ist mit SARS-CoV-2 infiziert, zeigt noch keine Symptome, ist aber bereits infektiös: Dann hat diese Person bei der (angenommenen) Inkubationszeit von zwei Wochen mindestens diese zwei Wochen Zeit, frei durch die Welt zu laufen. Im Innenstadtbereich einer großen Metropole (nehmen wir an, es handelt sich um einen dort Berufstätigen), käme dieser Person innerhalb der zwei Wochen mit potentiell tausenden von Menschen in Kontakt, bevor die Krankheit bei ihm ausbricht. Da es zudem bisher nicht die Regel ist, dass jemand mit Covid-19 Symptomen auch auf SARS-CoV-2 getestet wird und man sich telefonisch ohne weitere Anamnese einfach krankschreiben lassen kann, fehlt die Information, dass diese Person überhaupt infektiös war zudem völlig und der durch die App erzielte Datenbestand kann allenfalls nur noch durch staatliche Stellen oder durch Hacker missbraucht werden. Einer medizinischen Bewertung bzw. Analyse würden die Daten dann gar nicht zugeführt. Eine anderweitig angedachte Nutzung der erzielten Daten als die nach außen kommunizierte, wäre eine grobe Fehleinschätzung der Lage. Zudem gibt es in Deutschland weder einen Zwang zur Mitführung des Smartphones, noch einen Zwang überhaupt ein Smartphone zu besitzen und auch keinerlei Rechtsgrundlage für einen eventuell angedachten RFID Chip unter der Haut. Im Rahmen unserer verfassungsmäßigen Ordnung ist auch nichts dergleichen denkbar.

Karla Kuhn / 06.05.2020

„Wir haben es angesichts der geplanten Corona-Tracing-Systeme mit einem gesellschaftlichen Großexperiment zur digitalen Verhaltenserfassung unter staatlicher Aufsicht in Europa zu tun“, heißt es in der Ausarbeitung.”  Dafür brauche ich kein Forum von Informatikern, DAS sagt mir mein GESUNDER Menschenverstand.”  Silvia Orlandi. ob Herr Spahn das will ?? Ich glaube kaum, daß er   gefragt wird, er war bei den Bilderbergern, der Herr Bankkaufmann und wahrscheinlich denkt er, er ist jetzt eine “große Nummer ? Daß er vielleicht instrumentalisiert wird, kann er sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Ich frage mich eh, WARUM der Mann nicht schon längst von Merkel fallen gelassen wurde, sie ist doch sonst nicht so zimperlich? Kann er ihr noch von nutzen sein ?  Dr. Klaus Rocholl, ich habe gelesen, daß die App auf den alten Smartphones gar nicht installiert werden kann, ich habe ein altes und bin zufrieden mit ihm. Falls man mir doch noch eins aufdrangen will, dann bleibt das DING immer aus und wird auch nicht geladen, also TOTE HOSE !  WILL der KURZ SCHLÜSSELKINDER, wie nach dem Krieg ?? Wie wäre es mit einem Hundehalsband für KURZ ? Der KURZ ist-jedenfalls für mich, genau so eine ENTTÄUSCHUNG wie der Söder. Nur mit dem UNTERSCHIED, KURZ bekommt MÄCHTIG PFEFFER vom KICKL und seinen Mannen. Einfach HERRLICH diese Auseinandersetzungen. KICKL ist noch redegewandter als KURZ und bringt es SUPER auf den PUNKT.( Erinnert mich an früher, Strauß, Schmidt, Wehner und Co., heute nur ein Trauerspiel, außer AfD ) Statt ÖR bei uns KICKL und Co. auf youtube ! Übrigens LE PENN ist auf dem Vormarsch, wenn Macron so weitermacht, hat er die Wahl schon jetzt verloren und Merkel keinen Verbündeten mehr. Wer weiß ?? Ich glaube, der liebe Gott läßt die Bäume nicht in den Himmle wachsen !

Gerd Heinzelmann / 06.05.2020

CCC: Heißt das nicht Chippen contra Corona und ist eine Stiftung von Bill Gates? Danke für die Info, das hätte blamabel werden können! Und was ist dann irgendwann mit Menschen, die kein Handy haben/mitnehmen? Bekommen die dann einen Schlüsselanhänger, wie Kanzler Kurz aus Österreich es vorgeschlagen hat? Dazu fehlt nur noch der Pot von Joschka Fischer und Cem Özdemir! MfG

Edgar Timm / 06.05.2020

Jenseits aller Bedenken frage ich mich, was eine App nutzt, die einen Mindestkontakt von 15 Minuten voraussetzt. Wenn das Virus durch Tröpfchen und Aerosole übertragen werden kann, sollte die zeitliche Untergrenze eher bei 15 Sekunden liegen.

Sasa Stern / 06.05.2020

Seit heute gilt u.a. “notverordnet” in Baden-Württemberg: Daten der Gesundheitsämter i.S. Corona-Infiziert ....sind der Polizei zugänglich ! Gelöscht wird, wenn keine Infektionen mehr bestehen - Prosit.  Nachzulesen auf der Website Ministerium für Inneres - Baden-W.

Andi Nöhren / 06.05.2020

„Die Corona-App ist höchst problematisch.“ Aber doch nur für die Untertanen, doch nicht für die Regierenden.

Dr. Klaus Rocholl / 06.05.2020

Ganz einfach: Update-Funktion am Handy deaktivieren… und gut is! Was auf mein Handy kommt, bestimme immer noch ich!

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