Endlich ist das Pen-Zentrum der Bundesrepublik aufgewacht und appelliert an den Tschechoslowakischen Staatspräsidenten, den Schriftsteller und Bürgerrechtler Vaclav Havel, sowie die anderen inhaftierten Mitglieder der Charta 77 aus der Haft zu entlassen.
In Westberlin hat der frisch gebildete Rot-grüne Senat eigene Probleme: insgesamt acht Häuser wurden in der Stadt besetzt, die meisten in Kreuzberg. Oberbürgermeister Walter Momper ließ räumen. Danach gab es Krawalle in Kreuzberg. Polizisten wurden mit Steinen attackiert, ein Kaiser’s, das den Krawallmachern im Weg stand, wurde geplündert.
In der DDR gab es etwas Neues: es tagte die erste „Nationale Konferenz über Resultate und Aufgaben der Umweltpolitik“. Bei dieser Konferenz wurde natürlich nicht thematisiert, dass es sich bei der DDR um das umweltverschmutzteste Land in Mitteleuropa handelte. Aber die Partei-, und Staatsführung hatte den wachsenden Unmut unter der Bevölkerung wegen der Umweltschäden bemerkt und musste wenigstens so tun, als wollte sie etwas dagegen unternehmen. Tatsächlich war sie machtlos. Sie hatte bereits vor Jahren die Filter von den Fabrikschornsteinen entfernen lassen, um die Produktion nicht zu behindern. Sie hatte bei sinkender volkswirtschaftlicher Leistung keinen Spielraum, diese Maßnahme rückgängig zu machen. In den am schlimmsten betroffenen Regionen, wie im Bitterfelder Chemiegebiet, kam der Schnee bereits grau vom Himmel. Die Sonne war nur durch einen Dunstschleier zu sehen. Reisenden, die am Chemiewerk Leuna vorbeifuhren, trieb es die Tränen in die Augen, nicht wegen des Verfalls, den sie sehen mussten, sondern wegen der ätzenden Luft, die nur die Einheimischen ohne Weinen zu müssen, ertragen konnten.
Eines der größten Wunder nach der Vereinigung war, wie schnell die meisten Umweltschäden geheilt werden konnten. Heute haben die Neuen Länder einen so hohen Umweltstandard, dass die Nachwendekinder glauben können, in der DDR wäre die Umwelt in einem besseren Zustand gewesen, als heute.