Rainer Bonhorst / 06.08.2012 / 11:34 / 0 / Seite ausdrucken

Zum Stand der Krise

Der eine oder andere findet die Euro- und Schulden-Krise vielleicht ein wenig verwirrend. Darum hier eine kurze Lagebeschreibung.

Im Zentrum der Krise befindet sich die Tatsache, dass Deutschland das reichste und sparsamste Land im Euro-Raum ist. Es ist so reich, weil es weniger Milliardenschulden hat als die anderen. Es ist so sparsam, weil es jedes Jahr weniger neue Schulden macht als die anderen. Als reicher und sparsamer Milliardenschuldner gibt Deutschland den anderen das Geld, das es nicht hat, damit diese in der Euro-Zone bleiben und den Geldgeber als Nazis beschimpfen können.

Die Beträge, die zur Rettung des Euro notwendig sind, sind so groß, dass sie nicht auf direktem Weg an ihre Ziele geschleppt werden können. Darum werden sie mit Hilfe von Rettungsschirmen und Zauberformeln wie ESM, EFSF und EFSM zu den Empfängern getragen. Der Bundestag wird nach jeder dritten Null vor dem Komma über die neuen Zahlungen informiert. Die Opposition sagt dann immer: Wir brauchen noch viel mehr Nullen.

Wie viel Geld unter den Schirmen und mit Hilfe der Zauberformeln noch transportiert werden muss, ist unklar. Einige Experten sagen: sehr viel. Andere sagen: wahnsinnig viel. Und einige sagen: Seid ihr wahnsinnig geworden?

Das Geld, das von den hoch verschuldeten Ländern in die noch viel höher verschuldeten Länder transportiert wird, entsteht auf dreierlei Weise. Es wird geborgt, gedruckt und herbeigezaubert. Gedruckt werden muss das Geld, weil diejenigen, von denen es geborgt werden soll, um es dann weiter zu verliehen, selber keines haben. Wird das Geld, das von denen geborgt wird, die selber keines haben, nicht gedruckt, so muss es herbeigezaubert werden. Die Zauberer heißen Keynesianer. Ihr Klub ist die Troika. Ihre Zauberformeln bestehen aus den bereits erwähnten Buchstaben und einer Prise Voodoo.

Dass das viele Gelddrucken keinerlei Inflation verursacht, sieht wie ein Wunder aus, ist aber ganz normaler Bestandteil des Geldzaubers. Er macht die Inflation unsichtbar.

Das Gute am Gelddrucken ist, dass es für einen Boom bei den deutschen Gelddruckmaschinenherstellern sorgt. Viele klagen schon über Facharbeitermangel. Darum können die Arbeitslosen in den Ländern, denen es schlecht geht, weil Deutschland ihnen Geld gibt, jetzt hier neue Jobs kriegen. Gelernte Zauberer haben auch gute Aussichten. Voodoo-Witches aus Nicht-EU-Ländern erhalten eine Blue Card.

Nachbarn und Freunde in Übersee dringen darauf, dass alle in der EU viel mehr Schulden machen, damit die Schuldenkrise überwunden wird. Die sparsame Bundeskanzlerin sagt “nicht so lange ich lebe” und tut es dann, um zu überleben.

Das alles ist so kompliziert, dass nur die Banken, die die Krise verursacht haben, den Überblick behalten. Um die Sache in Ordnung zu bringen, müssen sich die Banken viel Geld extrem günstig leihen und sehr teuer weiterverleihen. Das ist die Strafe, die sie verdient haben. Nur so wird es uns eines Tages wieder besser gehen.

Die Euro-Krise, die aus der Schuldenkrise entstanden ist, ist vor allem daran zu erkennen, dass die anderen Währungen genauso schwach sind wie der Euro. Nur der Schweizer Franken nicht. Der steckt in der Krise, weil er stärker ist als der Euro.

Die Hauptsorge in der Euro-Krise ist die, dass der Euro auseinanderbricht. Denn dann kriegen wir eine neue Krise. Wird hingegen der Euro gerettet, so dürfen wir die Krise, die wir schon haben, behalten.       

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