Macron wird schon in wenigen Monaten seinen schmalen Kredit beim Volk aufgebraucht haben und seine Vorgänger in puncto Unbeliebtheit toppen. Gewählt wurden Präsident wie auch Partei lediglich von einem Sechstel der Wahlbürger. In Frankreich haben sich, wie in anderen mediterranen Ländern auch, die Regierungen politisches Wohlwollen erkauft durch Wahlgeschenke an diverse Interessengruppen. Leider sehen die starken Gewerkschaften ihre Hauptaufgabe in der Verteidigung dieser Privilegien. Ein derart schwacher Präsident wird kaum die nötige nationale Kraftanstrengung herbeiführen können, damit sich die Profiteure dem Gemeinwohl unterordnen. Auf lange Sicht glaube ich jedoch, dass die Franzosen mental gesünder sind als ihre Nachbarn jenseits des Rheins; immerhin gilt es dort keineswegs als Ausdruck von Heimtücke und Hass, dem nationalen Interesse das Wort zu reden. Aus historischen Gründen wird das Pendel langfristig auf die Seite von Pierre de Villiers schwingen.
Lieber Manfred Haferburg, großen Dank für diese brillante Analyse! Es sei hier eine kurze Bemerkung zu Ihren Schlußfragen erlaubt. Als ehemaliger “Ossi” können Sie natürlich nicht wissen, daß Bundeswehrgenerale auf Grund ihrer Ausbildung gar nicht rücktrittsfähig sind. Bereits während der Generalstabsausbildung an der Blankeneser Kaderschmiede verinnerlichen sie den “Primat der Politik” so stark, daß sie, überspitzt gesagt, auf Befehl selbst ihre Großmutter verkaufen würden; so zumindest munkelt man in Nicht-Generalstabskreisen der Bw. Die letzten Generale, die mit ihrem Rücktritt ein Zeichen setzen wollten, gab es Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre - aber jene Offiziere waren ja mit dem Kadavergehorsam der Wehrmacht infiziert.
HOLLANDE wurde gewählt, weil SARKOZY unbequem wurde. Der Sarko wollte vor über 10 Jahren Frankreich modernisieren. Vorlage AGENDA 2010. Es gab einen gemeinsamer Wahlauftritt im TV mit der Kanzlerin, wo sie die Qualitäten des Sarko und die gemeinsamen Ziele anpries wie Bayernbier. Das hat Sarko eher geschadet. Somit war klar, die Masse der Franzosen wollte null Reformen. Weil niemand recht wusste, was ihm daraus blühen würde. Dasselbe bei MACRON. Macron steht noch mehr unter Druck als einst Sarko. Es ist viel einfacher als Herr Haferburg schrieb: Denn, einem Dauerschuldner geht es auf Dauer niemals besser. Sowie, ein Staat ohne stabilen wirtschaftlichen Mittelstand, der den Staat faktisch allein trägt, ist im Grund nicht reformfähig. Weil ihm dazu die finanziellen Spielräume fehlen. Siehe Italien. Spielräume schafft nur das reale Steueraufkommen. Das wiederum hängt (auch) am BIP. Dies ist in FRA wesent-licher kleiner als in D. Man kann es drehen und wenden: Macron wird nur kleine Teilerfolge schaffen. In den Hinterköpfen ist allen die Notwendigkeit bewusst. Reformeifer und Geschwindigkeit wird es nicht geben, weil die massige Bürokratie, die personell angegriffen werden muss, alles dagegen aufbieten wird. Selbst ein Diktator mit dem KGB im Kreuz, wie Putin in Russland, ist seit 1998 schmählich am selben Problem gescheitert, sogar auf niedrigerer Ebene.
Guten Tag, mir sind in Ihrem Artikel zwei Fehler aufgefallen: 1. Deutsche Frauen bekommen im Schnitt 1,6 Kinder, nicht 0,6 2. Ihr dritter Absatz beginnt mit “Jetzt, im Juli 2014…” Müsste es nicht Juli 2017 lauten? Viele Grüße von einem täglichen Stammleser, bitte berichten Sie weiterhin in Ihrer unvergleichlichen Art!
Mit Schröder und Merkel hat in Deutschland ein gnadenloser Selbstbetrug Einzug gehalten, welcher hartnäckig andauert ohne das irgendwo ein Ende in Sicht ist.
In Deutschland übernehmen Politiker regelmäßig die politische Verantwortung für ihr Komplettversagen, um dann einfach weiter zu machen wie bisher. Es ist zum Heulen, was diese Massen an dumm-dreisten Promotionsbetrügern, berufs- und bildungslosen Anti-Demokraten in höchsten Staatsämtern und auf allen Ebenen darunter mit Deutschland anstellen. Noch schlimmer ist es, dass die Bürger dies einfach so hinnehmen und die Medien den zelebrierten Wahnsinn mehrheitlich bejubeln. Kränker als Deutschland ist in Europa ganz sicher kein Land. Eine Genesung des Patienten wird mit jedem weiteren Tag immer unwahrscheinlicher.
“l etat c est moi” ist witzigerweise französisch. Worauf ich hinaus will, ist das gerade Merkel das für sich und deutsches Steuergeld absolut verinnerlicht hat. Ich zweifle keine Sekunde daran, das sie alle europäischen Schulden vergemeinschaften läßt, wenn es ihr persönlich irgendwie nützlich sein kann. Das Geld nehmen sie alle, jeder, soviel er nur kriegen kann, aber bei der Verteilung der Flüchtlinge misstrauen sie Merkel zutiefst. Und das zurecht. Und Danke für Ihren Text, Herr Haferburg. AchGut ist immer eine Freude in grauer Zeit.
Der Autor hat sicher recht, daß die deutsche “Energiewende” und die von Merkel und Juncker angeführte (angebliche) “Griechenland-Rettung” sich mit Sicherheit nicht als Blaupause für erfolgreiches Wirtschaften eignen. Aber die - ja auch vom Autor benannten- französischen Sonderprobleme bestehen gleichwohl: Neben absurd hohen Steuern insbesondere der zu Tode regulierte Arbeitsmarkt und die Macht kommunistisch orientierter Gewerkschaften. Und da kann man den gemeinen (Durchschnitts-) Franzosen und die chice (Durchschnitts-) Französin nicht ganz aus ihrer persönlichen Haftung entlassen. Mit ihrem in vorgestriger Klassenkampf-Ideologie verhafteten Denken und ihrer chronischen Lust an Streik und Straßenkampf haben die Franzosen ja immer wieder dafür gesorgt, daß überfällige Reformen verhindert werden. Macron ist nun sicher nicht derjenige, der prädestiniert wäre, dem französischen Staatsinterventionismus ein für alle Male dem Garaus zu machen. Aber er ist ein Anfang. Und: Wo war die Alternative? Melenchon, Hammon und auch die (angeblich rechte) Le Pen: Sozialisten aus dem Bilderbuch. Mit einem Wirtschaftsverständnis irgendwo auf dem Niveau zwischen Lafontaine und Honecker. Mit jedem dieser drei Kandidaten wäre Frankreich in 5 Jahren auf einem Level zwischen Portugal und Griechenland gelandet. Und Fillon hat sich (leider) mit seiner so typisch französischen Affäre selbst zerlegt. Insofern: Macron war und ist wohl doch das kleinere Übel. Herr Haferburg hat sicher recht, daß es spannend bleibt. Für mich persönlich übrigens auch: Noch habe ich die Wahl, im September an der Cotê d’ Azure (mal wieder) in einen Benzin- oder in einen Fluglotsenstreik zu geraten.
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