@Herr Spieker: Aber was bedeutet das: ” 30% (das ist ungefähr die Grenze des technisch mach- und verantwortbaren bzgl. der Volatilität) der Stromerzeugung regenerativ zu bewerkstelligen” ? Wo kommen die restlichen 70% her ? Vom Primärenergiebedarf ganz zu schweigen. Wo kommt der Rest her ? Ist es verantwortbar, diese immensen Summen an Geldern für so wenig Effekt einfach zu versenken ? Ist nach dem Abschalten der AKW und zunehmend der KKW weiterhin damit zu rechnen, daß wir Stromexporteur bleiben ? Die Logik erschließt sich mir nicht. Die Abhängigkeit von Importen wird eklatant zunehmen, aber was für Strom werden diese Importe bestehen ? Wasserkraft aus Österreich und der Schweiz wohl kaum, wenn diese Länder auch vollständig ihre AKW und KKW schließen. Windstrom aus Niederlande und Dänemark ? Eher nicht. Wenn dort soviel weht, daß sie welchen übrig haben, dann weht er wohl auch bei uns genug. Bleibt Frankreich und Polen. Das ist schrullig, anders kann ich es nicht sagen.
Erst einmal vielen Dank an Sie, Herr Stobbe, dafür, dass sie mich bei jeder neuen Ausgabe von “Woher kommt der Strom” erneut erhellen. Von den regierungsamtlichen Verlautbarern des ÖRR sehe und höre ich nämlich nichts. Vielleicht würde sich etwas ändern, wenn die Bürger erkennen, in welch aberwitzige Strompreisspirale nach oben sie geraten. Wären auf der Grundlage Ihrer Zahlen auch die zu erwartenden Endverbraucherpreise grob kalkulierbar? Versorgungssicherheit ist eines, da herrscht die Meinung “wird schon alles gutgehen”, aber beim Geld werden die Bürger wirklich rebellisch. Meine nächste Anschaffung ist übrigens ein Stromerzeuger und zwei ordentliche Kanister mit Sprit…
@Herr Böhnki: Vielen Dank für Ihre Kritik! Erlauben Sie ein paar ergänzende Erläuterungen: Ja, wir kaufen Strom europäisch ein, von Schweden, Frankreich, Luxemburg, Tschechien, Schweiz, Österreich, Polen, Niederlande und Dänemark - nahezu alles direkte Nachbarn. Vor ca. 30 Jahren war unser Netz nicht so europäisch verquickt wie heute und die schnellen Stromzu- u. verkäufe waren so nicht möglich. Wir mussten also deutlich mehr Augenmerk auf gleichbleibend stabile Nettostromerzeugung legen. Der europäischen Netzverbund erlaubt heute deutlich mehr Flexibilitär auf der Erzeugerseite, vor allem mit volatilen Erzeugern. Schrullig, um Ihre Wortwahl zu benutzen, finde ich dass nicht, sondern eher intelligent. Ja zugegeben, Deutschland hat in 2019 für 1,552 Mrd. € Strom eingekauft, konnte aber im gleichen Jahr Strom im Wert von 3,960 Mrd. € verkaufen. In 2018 waren die Zahlen zwar noch besser aber ich finde das ist kein schlechtes Ergebnis. Nachtrag zu den Kosten: Wind onshore und Photovoltaik (Freifläche) haben schon heute die geringsten Stromgestehungskosten, also die Gesamtkosten die zur Generierung von Strom anfallen, verglichen mit konventioneller Stromerzeugung. Leider ist mit dem EEG-Gesetz eine politische Einspeisevergütung und kein marktwirtschaftlicher Preis festgesetzt worden. Diese Umlage wirkt heute maßgeblich preistreibend (neben den Steuern) und sollte schnellstmöglich beendet werden. Da auf Grund des Zertifikatehandels (derzeit rund 25€ je Tonne CO2) und steigender Rohstoffpreise die Kosten für konventionell erzeugten Strom zukünftig weiter steigen werden, macht es geradezu Sinn rund 30% (das ist ungefähr die Grenze des technisch mach- und verantwortbaren bzgl. der Volatilität) der Stromerzeugung regenerativ zu bewerkstelligen. Wo ich Ihnen unumwunden zustimme, ist die Tatsache, das der Bedarf an Primärenergie nicht duch regenerative Energien ersetzbar ist. Davon sind wir Lichtjahre entfernt!
Grundlastfähige AKW und KKW (bis Ende 2022 werden weitere Kapazitäten von 8 GW sowie 7 GW vom Netz genommen) lassen sich nicht durch volatile WKA und PVA ersetzen. Erforderliche, wirtschaftliche Großspeicher sind nicht in Sicht. Und Gas als Back-up ist teuer. So wird die Energiewende zunehmend zum Risikofaktor für D: die Versorgungssicherheit nimmt ab, Stromimporte nehmen zu, als Lastmanagement bezeichnete Stromabschaltungen häufen sich und der Strompreis wird weiter steigen (für Privathaushalte von 2009 bis 2019 im Durchschnitt um 35%). Die Ahnungslosigkeit ist wirklich erschreckend. Ein Beispiel war auch der Presseclub “Keine Kernkraft, keine Kohle: Woher kommt künftig unser Strom?” vom 19.01.: keine Fakten, lediglich Worthülsen und viel Hoffnung. Man redet von Demand Side Mangement (Lastverschiebung) und Speichern (z.B. PtX, E-Autos) was weder in Kürze in großem Umfang nutzbar noch wirtschaftlich sein wird. Den von “Experten” genannten Systemwechsel werden wir noch in Form von Stromzuteilungen erleben. Ohne eine ausreichende, verlässliche und kostengünstige Stromversorgung wird Deutschland als Industriestandort “abgewirtschaftet”. Leider sind die Verantwortlichen in Politik und Industrie nicht in der Lage diesen Irrweg zu korrigieren.
@Tim Spieker: “Es ist gesellschaftlicher Konsenz aus der Atomkraft auszusteigen und es ist Konsenz die CO2-Emissionen zu reduzieren indem wir aus der Braukohlevertromung aussteigen. Diesen gesellschaftlichen Konsenz, egal wie technisch sinnvoll oder nicht, sollten wir einfach mal zur Kenntnis nehmen.” ich persönlich bin diesen Konsens NIE mitgegangen. Und Sie werden sich wundern, wie brüchig dieser angebliche Konsens ist, wenn die tatsächlichen Belastungen daraus sichtbar werden, also das Wäschewaschen nur bei Sonnenschein Realität wird… Es ist leider eben nicht nur das *Wäschewaschen*, ich erinnere an unsere angebliche *industriegesellschaft*. Die können Sie dann nämlich vergessen…
@Tim Spieker: Googeln Sie mal Australien+Blackout. Sie werden staunen. BTW: Der Ausstieg aus der Atomkraft mag Mehrheitsmeinung sein, gesellschaftlicher Konsens ist es aber nicht, ausweislich etlicher Umfragen dazu.
Fessenheim soll noch 2020 abgeschaltet werden. Wo werden die Schwaben dann Strom herkriegen?
@Herr Spieker: wenn es gesellschaftlicher Konsens ist, aus der Atomkraft auszusteigen und Co2 durch Abschaltung von Kohlekraftwerken zu reduzieren - dann muß der Konsens natürlich auch beinhalten, daß man zum Ausgleich für fehlenden Strom keinen Atom- oder Kohlestrom aus Frankreich oder Polen importiert. Sonst wird´s schrullig. Und bleiben Sie nicht bei der Stromerzeugung stehen - Sie müssen den Primärenergiebedarf im Auge haben. Und da nützt es auch nichts, wenn Sie so ein wenig larmoyant über die Kosten nachdenken. Das werden Sie nur mit Wind, Sonne und Biogas nicht hinbekommen, egal in welche Form Sie den Windstrom auch umwandeln wollen. Und da der Wettstreit der Länder kein Kindergeburtstag ist, wird das Betreiben der Waschmaschine, oder der Produktionslinien in der Wirtschaft, nur dann, wenn die Sonne schein, nicht funktionieren. Sie werden sich zumindest vom Konsens des Atomausstiegs verabschieden müssen. Eine einfache Frage der Vernunft.
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