Rüdiger Stobbe / 12.12.2023 / 13:00 / Foto: Doenertier82 / 4 / Seite ausdrucken

Woher kommt der Strom? 48. Analysewoche 2023

Die konventionelle Strom-Eigenproduktion in Deutschland reichte trotz 69,7 Prozent Anteil allein nicht aus, um den Bedarf zu decken. Es musste praktisch durchgängig Strom importiert werden. Das wurde richtig teuer. 

Drei Tage herrschte in der KW 48/2023 kalte Dunkelflaute. 7,2 Prozent trugen Windkraft- und PV-Anlagen zur Stromgewinnung bei. Die Residuallast, die Strommenge, die noch konventionell hinzuerzeugt und/oder importiert werden muss, war entsprechend hoch. Die Deckung des Bedarfs fiel entsprechend hochpreisig aus. 147 €/MWh wurden im Mittel fällig. Das lag auch daran, dass die deutsche, konventionelle Strom-Eigenproduktion trotz 69,7 Prozent Anteil allein nicht ausreichte, um den Bedarf zu decken. Es musste praktisch durchgängig Strom importiert werden. Das kostete den Stromkunden 9,51 Mio € für die drei Tage. Der mittlere Importpreis lag bei 158 €/MWh. Zum Vergleich die bisher aufgelaufenen Jahreswerte: Der mittlere Strompreis beläuft sich seit dem 1.1.2023 auf 98 €/MWh, der mittlere Strom-Importpreis auf 107 €/MWh. Eine Dunkelflaute kostet richtig Geld. Da spielt es faktisch keine Rolle, wieviel „Erneuerbare“ installiert sind. Wenn die Energieträger Wind und Solar nicht zur Verfügung stehen, nutzen angeblich so preiswerten „Erneuerbaren“ nichts. Angeblich: Der Kosten für den notwendige Backup-Gaskraftwerkspark wird bei den Kalkulationen der Energiewendefreunde nie eingerechnet.

Was wäre nötig, um die Residuallast jederzeit decken zu können? Der erwähnte Backup-Gaskraftwerkspark. Machen wir die die Rechnung für das Szenario „Ausbaugrad der Erneuerbaren 86 Prozent“ mit dem Zukunfts-Agorameter auf. Nehmen wir an, dass unsere Nachbarn Deutschland jederzeit und durchgängig 10 GW Strom zur Verfügung stellen könnten. Dann wären in der Spitze knapp 90 GW Strom zu erzeugen, damit keine Versorgungslücken mit Stromabschaltungen entstehen. Das entspräche etwa 45 Groß-Gaskraftwerken à 1,4 GW Leistung (90 Prozent Verfügbarkeit). Zusätzlich zur aktuell bestehenden um die 31 GW Gaskraftwerksleistung.

Eine Planung in diese Richtung wurde tatsächlich mal angedacht. Allerdings nur für weit weniger Leistung als die notwendigen GW. Konkret läuft nichts. Angesichts der Tatsache, dass die nicht verfassungsgemäßen Kreditschiebereien aufgeflogen sind und das Kassenvolumen der Bundesregierung entsprechend mau ist, wird sich da in nächster Zukunft auch nichts tun. Gut, man könnte sagen, das mit dem Ausbaugrad 86 Prozent, das wird ohnehin nichts. Man könnte auch sagen, dass die Energiewende gescheitert sei. Wer aber will schon ein Miesepeter (früher: Defätist) sein. Lasst uns doch erst mal die Heizungen und Autos auf Elektro tauschen. Dann sehen wir weiter. Zur Not betreiben wir die innovativen Errungenschaften – beide über 100 Jahre alt – mit Kohlestrom. Dann hat der Bürger, direkt und als Steuerzahler/Stromkunde, zwar viel Geld für nichts bezahlt, aber ohne „Risiko“ gibt es halt keinen Fortschritt.

Nur noch am Rande: Seit dem 8. Dezember 2023 haben Scholz, Habeck, Baerbock, Lindner und fast alle weiteren Kabinettsmitglieder Anspruch auf die volle Pension, falls die Ampel „kippen“ sollte. Mindestens 4.700 € für zwei Jahre Mitarbeit am faktischen Niedergang Deutschlands. Ist doch was, oder?

Wochenüberblick 

Montag, 27.11.2023 bis Sonntag, 3.12.2023Anteil Wind- und PV-Strom 19,4 Prozent. Anteil regenerativer Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 30,9 Prozent, davon Windstrom 18,3 Prozent, PV-Strom 1,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 11,6 Prozent.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Wochenvergleich zur 48. Analysewoche ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zur 48. KW 2023: Factsheet KW 48/2023 – ChartProduktionHandelswocheImport/Export/Preise, CO2Agora-Chart 68 Prozent AusbaugradAgora-Chart 86 Prozent Ausbaugrad.

Jahresüberblick 2023 bis zum 3. Dezember 2023 

Daten, Charts, Tabellen & Prognose zum bisherigen Jahr 2023Chart 1Chart 2ProduktionStromhandelImport/Export/Preise/CO2Agora 68 Prozent AusbaugradAgora 86 Prozent AusbaugradStromdateninfo Jahresvergleich ab 2016

Tagesanalysen 

Was man wissen muss: Die Wind- und PV-Stromerzeugung wird in unseren Charts fast immer „oben“, oft auch über der Bedarfslinie angezeigt. Das suggeriert dem Betrachter, dass dieser Strom exportiert wird. Faktisch geht immer konventionell erzeugter Strom in den Export. Die Chartstruktur zum Beispiel mit dem bisherigen Jahresverlauf 2023 bildet den Sachverhalt korrekt ab. Die konventionelle Stromerzeugung folgt der regenerativen, sie ergänzt diese. Falls diese Ergänzung nicht ausreicht, um den Bedarf zu decken, wird der fehlende Strom, der die elektrische Energie transportiert, aus dem benachbarten Ausland importiert.

Eine große Menge Strom wird im Sommer über Tag mit PV-Anlagen erzeugt. Das führt regelmäßig zu hohen Durchschnittswerten regenerativ erzeugten Stroms. Was allerdings irreführend ist, denn der erzeugte Strom ist ungleichmäßig verteilt.

Montag, 27. November 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 30,2 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 40,7 Prozent, davon Windstrom 28,7 Prozent, PV-Strom 1,5 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,6 Prozent.

Zum Wochenanfang lässt die Windstromerzeugung über Tag nach. Am Nachmittag werden etwas höhere Stromimporte als vormittags notwendig. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 27. November ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 27.11.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Dienstag, 28. November 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 27,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 38,4 Prozent, davon Windstrom 26,9 Prozent, PV-Strom 0,9 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,6 Prozent.

Eine Winddelle von 10:00 bis 20:00 wird durch Stromimport ausgeglichen. Die Strompreisbildung

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 28. November ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 28.11.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Mittwoch, 29. November 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 30,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 41,7 Prozent, davon Windstrom 29,1 Prozent, PV-Strom 1,2 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 10,0 Prozent.

Die Windstromerzeugung lässt über Tag wieder nach. Es tut sich dennoch keine Vorabendlücke auf, so dass Strom hochpreisig exportiert werden kann.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 29. November ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 29.11.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Donnerstag, 30. November 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 6,4 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 18,9 Prozent, davon Windstrom 5,2 Prozent, PV-Strom 1,1 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,5 Prozent.

Tag 1 der kalten Dunkelflaute. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 30. November ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 30.11.2023: ChartProduktion, HandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Freitag, 1. Dezember 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 7,5 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 19,9 Prozent, davon Windstrom 7,1 Prozent, PV-Strom 0,4 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,3 Prozent.

Tag 2 der kalten Dunkelflaute. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 1. Dezember ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 1.12.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Samstag, 2. Dezember 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 7,9 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 20,9 Prozent, davon Windstrom 7,2 Prozent, PV-Strom 0,7 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 13,1 Prozent.

Tag 3 der kalten Dunkelflaute. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 2. Dezember ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 2.12.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

Sonntag, 3.Dezember 2023: Anteil Wind- und PV-Strom 19,3 Prozent. Anteil erneuerbare Energieträger an der Gesamtstromerzeugung 31,9 Prozent, davon Windstrom 17,7 Prozent, PV-Strom 1,6 Prozent, Strom Biomasse/Wasserkraft 12,6 Prozent.

Noch immer wenig Windstromerzeugung. Doch nicht gar so wenig wie an den drei Tagen zuvor. Die Strompreisbildung.

Belege für Werte und Aussagen im Text oben, viele weitere Werte sowie Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten bietet der Stromdateninfo-Tagesvergleich zum 3. Dezember ab 2016.

Daten, Charts, Tabellen & Prognosen zum 3.12.2023: ChartProduktionHandelstagImport/Export/Preise/CO2 inkl. Importabhängigkeiten

PKW-Neuzulassungen November 2023

Deutlicher Rückgang bei reinen Elektro-PKW

Von Peter Hager.

Im November wurden 245.701 PKW neu zugelassen, was einem Rückgang von 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Gegenüber dem Oktober 2023 gab es ein Plus von 12,2 Prozent.

Deutliche Zuwächse gab es bei den Hybrid-PKW (ohne Plug-in) und den Fahrzeugen mit Benzin-Antrieb.

Besonders starke Rückgänge gab es bei den Plug-in-Hybrid-PKW sowie den reinen E-PKW.

Der Anteil von PKW mit Verbrennungsmotor lag bei 74 Prozent (in 10/2023 lag er bei fast 75 %)

Antriebsarten

Benzin: 81.734 (+ 12,5% ggü. 11/2022 / Zulassungsanteil: 33,3%)

Diesel: 39.470 (- 1,0% ggü. 11/2022 / Zulassungsanteil: 16,1%)

Hybrid (ohne Plug-in): 60.463 (+ 38,7% ggü. 11/2022 / Zulassungsanteil: 24,6%)
darunter mit Benzinmotor: 42.353
darunter mit Dieselmotor: 18.110

Plug-in-Hybrid: 18.124 (- 59,3% ggü. 11/2022 / Zulassungsanteil: 7,4%)
darunter mit Benzinmotor: 16.882
darunter mit Dieselmotor: 1.242

Elektro (BEV): 44.942 (- 22,5% ggü. 11/2022 / Zulassungsanteil: 18,3%)

Quelle

Top 10 nach Herstellern (01-11/23) 

Hybrid-PKW (ohne Plug-in): 608.893 (01-011/22: 424.869)

Audi: 17,2%
Mercedes: 15,4%
BMW: 14,7%
Toyota: 7,3%
Ford: 6,7%
Hyundai: 5,1%
Fiat: 4,6%
Suzuki: 3,7%
Volvo: 3,7%
Mazda: 3,5%

Hybrid-PKW (mit Plug-in): 157.830 (01-11/22: 292.292)

Mercedes: 23,8%
BMW: 12,5%
Audi: 9,5%
Seat: 7,4%
Ford: 6,5%
Volvo: 5,0%
VW: 4,3%
Opel: 3,9%
Skoda: 3,8%
Kia: 3,6%

Elektro-PKW (BEV): 469.565 (01-011/22: 366.234)

VW: 13,7%
Tesla: 12,7%
Mercedes: 7,2%
BMW: 6,8%
Audi: 5,9%
Hyundai: 5,7%
Opel: 5,1%
Skoda: 4,3%
Fiat: 4,3%
MG Roewe: 3,5%

Die beliebtesten zehn E-Modelle in 11/2023 (Gesamt: 44.942)  

Skoda Enyaq (SUV): 3.588
Tesla Model Y (SUV): 2.840
BMW 4er (Mittelklasse): 2.261
VW ID 4/5 (SUV): 2.240
BMW X1 (SUV): 1.948
Tesla Model 3 (Mittelklasse): 1.937
VW ID 3 (Kompaktklasse): 1.786
Fiat 500 (Minis): 1.730
Audi Q4 (SUV): 1.640
Seat Born (Kompaktklasse): 1.554

Bundesnetzagentur: Ab Januar 2024 können private Wallboxen „gedimmt“ werden

Ab 2024 sollen neue private, nicht öffentliche Ladepunkte für E-Autos bei einem Engpass im Verteilnetz des Netzbetreibers "gedimmt" werden können (bei der Vorgängerregierung nannte man es noch „Spitzenglättung“). Der Leistungsbezug einer Wallbox (die Bundesnetzagentur spricht von einer steuerbarer Verbrauchseinrichtung, zu denen auch Wärmepumpen zählen) kann dann durch den Netzbetreiber auf max. 4,2 kW begrenzt werden (typisch sind maximale Ladeleistungen von 11 kW bzw. 22 kW). Damit soll eine Überlastung im Verteilnetz durch ein gleichzeitiges Laden vieler E-Autos (z.B. in den Abendstunden nach der Arbeit) vermieden werden. Voraussetzung sind ein SmartMeter sowie ein Energiemanagementsystem, welches die Wallbox entsprechend ansteuert. Um dies den Kunden schmackhaft zu machen, soll es für den E-Auto-Ladestrom geringere Netzentgelte (pauschal oder prozentual) geben.

Quelle

CAM-Report Oktober 2023: Plug-In-Hybride wachsen in China stärker als BEV

Während PKW mit Plug-In-Hybrid in diesem Jahr in Deutschland sehr stark eingebrochen sind (Januar bis Oktober: - 44%) legten diese in China von Januar bis Oktober mit +83% auf 2 Millionen Stück deutlich zu. Im gleichen Zeitraum wachsen BEV-PKW mit +19% auf über 4 Millionen Einheiten.

Quelle 

Die bisherigen Artikel der Kolumne Woher kommt der Strom? mit jeweils einem kurzen Inhaltsstichwort finden Sie hier. Noch Fragen? Ergänzungen? Fehler entdeckt? Bitte Leserpost schreiben! Oder direkt an mich persönlich: stromwoher@mediagnose.de. Alle Berechnungen und Schätzungen durch Rüdiger Stobbe und Peter Hager nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr.

 

Rüdiger Stobbe betreibt den Politikblog Mediagnose.

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Hermine Mut / 12.12.2023

Syna verrät mir nicht, wie sie den ab 1/24 (die 20 Jahre sind rum )  voll einzuspeisenden PV-Strom vergüten würde. Habe vor 1 Monat angefragt - bisher keine Antwort (außer automat. Eingangsbestätigung).  Versteht das jemand ?

Gerhard_F_Mossmayr / 12.12.2023

-2- Mit ganz klaren Worten hat Mme. Pannier-Runnacher erklärt, dass sie es von den Deutschen für schizophren halte, die eigenen Kernkraftwerke zu schließen, sich damit von nuklear erzeugtem französischen Strom abhängig zu machen und dann auch noch mit erhobenem Zeigefinger den Moralapostel zu spielen. Ziemlich unverblümt stellte sie in Aussicht, dass Frankreich eventuell im Winter auch mal den eigen erzeugten Strom brauchen könnte und dann halt für Deutschland nichts übrig bliebe. In den deutschen Medien hat man nicht sooo viel davon gehört. Das war für unsere französichen Freunde ein Affront, der ihnen sichtlich unangenehm war. Wieder musste ich sie beruhigen und erklären, dass wir unsere letzten Kernkraftwerke ja jetzt alle abgeschaltet hätten. Morgens beim Kaffeekochen würde ich daher nun jeden Tag freundlich “Bonjour électricité française.” sagen. Die haben sich abgerollt vor Lachen und hielten das für einen guten Witz. Nein, sagte ich, ihre Energieministerin hätte leider völlig Recht, und es sei sogar noch schlimmer: Nach Inbetriebnahme der Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsleitung “ALEGrO” von Lüttich nach NRW hätten die Belgier den sogenannten “Problemmeilern” in Tihange und Doel in diesem Jahr eine Laufzeitverlängerung gegeben. So sei das nun mal, wir Deutschen protestieren dagegen und die Belgier freuen sich, dass sie uns nun länger nuklear erzeugten Strom teuer verkaufen können. NRW würde ja auch gerne französischen Strom nehmen, der ist allerdings zu weit weg. Daher wird also belgischer Atomstrom genommen damit im ehemaligen Industrieland NRW mit seinem Ruhrgebiet nicht die Lichter ausgehen. Das allerdings natürlich nur unter Protest. “Les Allemands sont toutement fous!” Da wußten sie jetzt auch nicht, ob sie lachen oder weinen sollten und haben uns spontan Asyl angeboten ... ... und seitdem denke ich da ernsthaft drüber nach!

Gerhard_F_Mossmayr / 12.12.2023

-1- Da möchte ich ein paar Anekdötchen aus der deutsch-französischen Freundschaft anfügen: Unsere normannischen Freunde haben sich letztes Jahr im Frühling bitter beklagt, dass man ihnen den Strompreis hochgesetzt habe. Von 18 auf 19 ct. (brutto natürlich) bei unverändert fünf Euro monatlicher Grundgebühr. Und obwohl wir uns schon seit vielen Jahren kennen und wirklich gut verstehen, sah ich an ihrer verhaltenen Reaktion, dass sie mir die Antwort mit den “deutschen” Verhältnissen nicht so ohne weiteres glauben wollten. Seis drum, seit dem ist das ein Thema zwischen uns. Dieses Jahr habe ich ihnen dann hier so mal die letzten drei Abrechnungen unseres Stromversorgers gezeigt und die erste aus 2003, als wir neu eingezogen sind. Betretenes Schweigen ... Dann haben sie sich wirklich betroffen für ihre Energie- und Nukleare Sicherheitsministerin entschuldigt. Ich hatte das in den französischen Gazetten gelesen und stand nun wieder vor der Aufgabe, meinen Freunden zu erklären, dass Mme. Pannier-Runnacher mit all ihren Aussagen leider vollkommen recht hätte. Die hatte sich ziemlich deutlich gegen die moralischen Vorwürfe aus Deutschland in Bezug auf die französische, auf Kernenergieversorgung gestützte Energiepolitik verwahrt. -2-

Astrid Niebuhr / 12.12.2023

Wie heißt es so oft in Filmen und Serien ?  Hypothetisch gesprochen ! Es interessiert mich , wie lange es dauern würde , ein KKW - Kernkraftwerk - zu planen und zu bauen. Hypothetisch gesprochen :  Am 1. Januar des Jahres Null um 00.01 Uhr wird beschlossen : Wir bauen ein KKW.  Um 00.02 Uhr desselben Tages werden die Bleistifte gespitzt. Hypothetisch gesprochen gibt es keinerlei —- ich wiederhole : keinerlei —-  Hindernisse. Keine Einsprüche, keine Wetterkapriolen , keine Personalengpässe, keine Materialengpässe, keine geologischen Überraschungen,  keine was-auch-immer . Wie lange würde es dauern, bis der erste Strom durch die Leitungen fließt ?

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