Ein Moskauer Gericht begründet dieses Urteil gegen einen namhaften Oppositionellen, wenig originell, mit angeblichem Hochverrat und weiteren Delikten, die gut zu jedem politischen Prozess passen.
Der 41-jährige ehemalige Journalist Wladimir Kara-Mursa gilt als einer der schärfsten Kritiker des Kreml. Im April 2022 wurde er verhaftet, nachdem er den russischen Einmarsch in der Ukraine kritisiert hatte. In einem wenige Stunden vor seiner Festnahme auf dem US-Nachrichtensender CNN ausgestrahlten Interview habe er gesagt, Russland werde von „einem Regime von Mördern“ regiert. Heute wurde Kara-Mursa in Moskau wegen angeblichen Hochverrats und weiterer Vergehen zu einer Haftstrafe von 25 Jahren verurteilt. Die Höhe der Strafe gilt auch für russische Verhältnisse als außergewöhnlich, noch zumindest.
In seiner letzten Rede vor Gericht hatte der Oppositionelle erklärt: „Verbrecher sollten für ihre Taten Buße tun. Ich hingegen sitze wegen meiner politischen Ansichten im Gefängnis. Ich weiß auch, dass der Tag kommen wird, an dem sich die Dunkelheit über unserem Land verziehen wird“.
Kara-Mursa, der in Cambridge ein Studium in Kunstgeschichte abschloss und neben der russischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt, war von 2003 bis 2006 Berater des damaligen Duma-Abgeordneten und Putin-Kritikers Boris Nemzow, der am 27. Februar 2015 im Zentrum von Moskau erschossen wurde. Ab 2011 habe sich Kara-Mursa in der Protestbewegung engagiert, die faire und freie Wahlen in Russland forderte. Bei seiner Festnahme im April letzten Jahres warf man ihm laut Medienberichten zunächst vor, in einer Rede vor US-Abgeordneten aus dem Bundesstaat Arizona falsche Informationen über die russische Armee verbreitet zu haben. Im August 2022 sei er dann beschuldigt worden, mit einer „unerwünschten Organisation“ in Verbindung zu stehen. Kara-Mursa hatte zuvor er an einer Konferenz zur Unterstützung politischer Gefangener teilgenommen. Im Oktober soll er dann wegen Kreml-kritischer Äußerungen bei drei öffentlichen Veranstaltungen im Ausland auch noch wegen Hochverrats angeklagt worden sein, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf seinen Anwalt berichtet habe.
Kara-Mursa war in den Jahren zuvor auch Opfer von Anschlägen geworden. 2015 und 2017 wurde berichtet, er sei mit Vergiftungssymptomen zusammengebrochen und habe nur knapp überlebt. Die russischen Behörden stritten jede Beteiligung an den mutmaßlichen Anschlägen ab. (Quellen: Welt und TAZ)