Wolfgang Meins / 17.04.2019 / 06:29 / Foto: Pixabay / 45 / Seite ausdrucken

Windenergie, Infraschall und das Schweigen im Umwelt-Bundesamt 

Kürzlich erschien im Deutschen Ärzteblatt eine einführende Übersicht zum Thema Windenergie und Infraschall. Genauer: zum Forschungsstand über mögliche gesundheitliche Auswirkungen des von Windenergieanlagen (WEA) emittierten Infraschalls. Dazu fasst der Artikel die aktuelle relevante Forschungsliteratur zusammen. Bei diesem nicht ganz einfachen Thema kommen die beiden Autorinnen durchweg zu Schlussfolgerungen, die auch nach eigener Durchsicht der Originalliteratur bestehen können. 

Stutzig macht ihre Feststellung, dass gerade jene Länder wenig Forschungsehrgeiz an den Tag legten, die zu den größten Windparkbetreibern weltweit gehören. So seien in Deutschland lediglich zwei (medizinische) Studien durchgeführt worden, obwohl das Land die dritthöchste Windenergieerzeugungskapazität besitze. Damit stellt sich für den kritischen Leser natürlich auch die Frage, welche Rolle in diesem Zusammenhang das Umweltbundesamt mit seinen 1.600 Mitarbeitern spielt. Schließlich lautet der Leitspruch des Amtes „Für Mensch und Umwelt“. Dazu später mehr. 

Als Infraschall wird Schall unterhalb einer Frequenz von 20 Hertz bezeichnet. Damit ist er normalerweise für das menschliche Ohr nicht zu hören. Vielmehr geht die Wahrnehmung dieser Frequenzen – in Abhängigkeit vom Schalldruckpegel – vom Hören zum Fühlen über. Betroffene schildern Vibrationen, Erschütterungen oder ein Unsicherheitsgefühl. Noch eine weitere Besonderheit zeichnet Infraschall aus: Er breitet sich nahezu verlustfrei aus, wird also nicht durch Hindernisse wie Gebäude oder Schutzwälle abgeschirmt. Darüber hinaus nimmt der Schallpegel von Infraschall mit zunehmendem Abstand von der Schallquelle nur in vergleichsweise geringem Maße ab: bei Infraschall von 10 Hertz mit einer Wellenlänge von 34 Metern nach 68 Metern um 6 dB, nach 136 Metern um weitere 6 dB usw. 

An verschiedenen Organen messbare Effekte

In der Nähe von Windkraftanlagen (WEA) lebende Personen machen den Infraschall verantwortlich für eine ganze Reihe von gesundheitlichen Problemen, etwa Erschöpfung, Schlafstörungen, Depressionen, Kopf- und Ohrenschmerzen, Übelkeit und Schwindel. Allerdings konnte mittels Polysomnographie gezeigt werden, dass der Schlaf nicht nennenswert durch nicht hörbare Schallphänomene beeinflusst wird. Auch die anderen Symptome werden nicht unwesentlich durch eine negative Erwartungshaltung beeinflusst, so dass auch eine Art Nocebo-Effekt eine Rolle spielt. 

Demgegenüber stehen etliche Studien, die an verschiedenen Organen messbare Effekte durch Infraschall entweder direkt oder indirekt nachweisen konnten. Sogar ein (mittelbarer) Effekt von Infraschall auf das Hören erscheint grundsätzlich möglich. Eine kanadische Arbeitsgruppe hält es aufgrund ihrer Ergebnisse ebenfalls für möglich, dass bisher symptomlose Menschen mit bestimmten Anomalien im Gleichgewichtsorgan besonders empfänglich für die Auslösung von Übelkeit und Schwindel durch Infraschall sind. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf die ja mit ganz ähnlichen Symptomen einhergehende Seekrankheit, von der auch nur fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung wirklich stark betroffen seien.  

In speziellen kernspintomographischen Untersuchungen zeigten sich – unter der Stimulation mit Infraschall nahe der Hörschwelle – eindeutige Aktivitätsveränderungen in verschiedenen Hirnregionen. Dabei muss es sich allerdings nicht zwingend um die Gesundheit beeinträchtigende Effekte handeln. Aber auch diese Befunde belegen, dass nicht hörbarer Schall unseren Körper nicht nur erreicht, sondern auch eine Wirkung auf ihn hat. In eine grundsätzlich ähnliche Richtung weisen Studien aus der Mainzer Uniklinik: An isolierten Herzmuskelpräparaten führt Infraschall zu einer um bis zu zwanzig Prozent reduzierten Kontraktionskraft. Möglicherweise beeinträchtigt Infraschall also die Muskelkraft und damit die Pumpleistung des Herzens, was zunächst im Tierversuch und dann am Menschen aber noch zu bestätigen wäre. Kurz gesagt: Es gibt noch eine Menge Forschungsbedarf.

Krachende Funkstille beim UBA

Wie bewertet nun das UBA die gesundheitlichen Risiken durch von WEA erzeugten Infraschall, was schlägt es vor und was hat es bereits unternommen? Schließlich dürften in Deutschland Zehntausende, möglicherweise auch deutlich mehr, diesem Risiko ausgesetzt sein. Gibt man in die Suchfunktion der Homepage des UBA Windenergie, Infraschall, Gesundheit ein, erhält man 13 Treffer, der letzte datiert aus dem Jahr 2016. Seitdem herrscht Funkstille. 

In einer Publikation des UBA mit dem Schwerpunkt Energiewende und Gesundheit vom September 2013 legt man sich ohne jedes Wenn und Aber fest: “Die Infraschallimmissionen liegen bereits bei geringem Abstand zu einer WEA unterhalb der Hör- und Wahrnehmungsschwelle. Daher ist nicht von einem gesundheitlichen Risiko auszugehen.“ Und: „Gesundheitliche Wirkungen des Infraschalls sind aufgrund der sehr niedrigen Schalldruckpegel nicht plausibel.“

Ein Jahr später liest sich das in einer im Auftrag des UBA unter anderem von Mitarbeitern der Fakultät Elektrotechnik der Uni Wuppertal erstellten „Machbarkeitsstudie zu Wirkungen von Infraschall“ auf den Menschen durch unterschiedliche Quellen schon etwas anders. Der die Studie redaktionell betreuende UBA-Mediziner – weitere medizinische Kompetenz war ganz offensichtlich bei der Studie nicht vertreten – fasst die Ergebnisse so zusammen: „Wie sich der Infraschall auf den Menschen auswirkt, muss noch genauer erforscht werden. Wie, dafür wurden in der Studie Vorschläge erarbeitet.“

Das hört sich erst einmal nicht schlecht an. Nur passiert ist in den seitdem vergangenen immerhin knapp fünf Jahren im Hinblick auf entsprechende UBA-Forschungsprojekte nichts. Was auch nicht wirklich verwundert. Denn zum einen sind die „erarbeiteten Vorschläge“ so umfassend, dass sie allein schon deshalb kaum eine Chance auf praktische Realisierung haben dürften. Zum anderen wurde die politische Brisanz des durch WEA erzeugten Infraschalls auch dadurch entschärft, dass dieser nur als eine Quelle unter vielen –  etwa Wärmepumpen, Biogasanlagen, Lüftungen, Pressen und Stanzen – abgehandelt wurde. 

Die bisher letzte Äußerung des UBA zu dem hier interessierenden Thema stammt aus dem November 2016. Auf zwölf Seiten positioniert es sich zu möglichen gesundheitlichen Effekten von WEA. Gemeint sind damit also nicht nur die Risiken durch Infraschall, sondern auch durch hörbaren Schall, Schattenwurf, Lichtemissionen, Eiswurf und weitere „Belästigungen“. Von zwölf Seiten zu sprechen, trifft eigentlich nicht ganz zu. Denn ohne Umschlag, die einleitende Eloge auf die Windenergie und das Literaturverzeichnis sind es nur fünf.

Beim Infraschall macht man sich das Resümee einer US-amerikanischen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2014 zu eigen, „dass keine Gesundheitsbeeinträchtigungen von WEA durch Infraschall zu erwarten sind.“ Allerdings, so das UBA, „fehlen noch Langzeitstudien, die über chronische Effekte nach langjähriger niederschwelliger Infraschallbelastung Aufschluss geben könnten.“ Aber diese Ergebnisse will man offensichtlich entspannt auf sich zukommen lassen, um dann in zehn Jahren gegebenenfalls sagen zu können: „Tja, Pech gehabt. Aber jetzt sind die WEA nun einmal da.“

Das UBA kümmert sich lieber um „Gendergerechtigkeit“

Das Kontrastprogramm zu diesem Laissez-faire oder auch einer aktiven Vermeidungshaltung läuft im UBA beim Thema „Gender“ oder „Gendergerechtigkeit“. Bei den Suchwörtern „Windenergie, Gender“ erhält man stolze 82 Treffer, bei „Energiewende, Gender“ 107 und bei „Klimaschutz, Gender“ gar 244. Dort spielt für das UBA die Musik also deutlich lauter. Kein noch so abwegiges Thema ist sicher vor den Kampftruppen der Genderista, wie man in diesem „Zwischenbericht“ des UBA, mitverfasst von den Women for Climate Justice, nachlesen kann. Gleichzeitig ist es ein bedrückendes Dokument über den Verfall der empirischen Sozialforschung.

Ähnliche Forschungsübungen könnte man im Übrigen auch veranstalten für andere Teilgruppen der Gesellschaft: etwa die Aktienbesitzer, die Hartz-IV-Bezieher, die Alleinstehenden, die Älteren, die Kirchgänger oder die Haustierhalter. Damit kein Missverständnis entsteht, sei darauf hingewiesen, dass es natürlich bei speziellen Fragestellungen angemessen oder auch zwingend erforderlich sein kann, diese auf Teilgruppen der Gesellschaft herunterzubrechen. Aber alles, und wirklich alles, durch die vom UBA finanzierte Genderbrille zu betrachten, macht vor allem eines deutlich: den völligen Verlust an Respekt gegenüber dem steuerzahlenden Bürger, egal ob der nun männlich oder weiblich ist.                                            

Foto: Pixabay

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Sanne Weisner / 17.04.2019

Gendergedöns ist eben ein schönes Betätigung für die denkfaule Geschwätzwissenschaftlerin und somit quasi der Quotenarbeitsplatz in einer sonst eher männlich geprägten Wissenschaft und Technik.

Hans-Lothar Fischer / 17.04.2019

In Finnland gibt es sehr informative Untersuchungen zur Reichweite von Infraschallauswirkungen, die von WEA ausgehen. Die Studien wurden in den letzten Jahren in Nordfinnland durchgeführt und die Ergebnisse wurden vor wenigen Monaten veröffentlicht. Name des Verfassers: Metsätalo. Die gemessene Reichweite liegt bei 15 km. Empfindliche Messgeräte liefern jedoch auch noch in 90 (neunzig !) km Entfernung eindeutige Nachweise für Infraschall. In der betreffenden Studie werden auch medizinische Befunde / Aspekte dargestellt. In mehreren Facebook-Beiträgen wird auf diese Studien verwiesen.

Bernhard Krug-Fischer / 17.04.2019

Sehr geehrter Herr Meins, Sie können doch nicht erwarten, dass Studien vom UBA erstellt werden, wo die Ergebnisse dann gegen den Mainstream und den Ansichten der Grünen sprechen. Diese Studien müsste man dann unter Verschluss halten, also gibt man solche Studien erst gar nicht in Auftrag. Sie schreiben: „Das Kontrastprogramm zu diesem Laissez-faire oder auch einer aktiven Vermeidungshaltung läuft im UBA beim Thema „Gender“ oder „Gendergerechtigkeit“. Bei den Suchwörtern „Windenergie, Gender“ erhält man stolze 82 Treffer, bei „Energiewende, Gender“ 107 und bei „Klimaschutz, Gender“ gar 244. Dort spielt für das UBA die Musik also deutlich lauter.“ Dass das Thema „Gender“ oder „Gendergerechtigkeit“ eine höhere Trefferquote erreicht, wundert mich nicht.  Ich habe mir vor kurzem die Rede von Herrn Meuthen im Zuge der Europawahl angehört. Da erzählt er von seinen Erfahrungen im Straßburger Parlament. Da werden doch von den Grünen und Linken Reden gehalten, dass der Klimawandel nicht geschlechtergerecht und genderneutral sei. Auch betrifft der Klimawandel vor allem die Frauen.  Und dann wendet er sich an die Grünen: „Manche Menschen sind so hohl, da reicht ein Teelicht zum Röntgen.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Im Übrigen ist die Rede hörenswert.

Ralf Ehrhardt / 17.04.2019

Ebenso wie “Grün” oder “LINKS” kann auch “WIND” niemals SCHLECHT sein.  Das sind schließlich “amtlich festgelegte NATURGESETZE”.

Marc Blenk / 17.04.2019

Lieber Herr Meins, deutsche Ämter und Ministerien sind inzwischen voll umfänglich in den Händen von Ideologen und Politesoterikern. Eine riesige Industrie, welche nichts oder nur wenig produziert, eine riesige von vom Steuerzahlern alimentierten Armada ist entstanden, wie sie letztmalig nur in Ostblockstaaten zu finden war. Wenn überhaupt. Mit dieser Macht müssen sich alle arrangieren, die etwas produzieren möchten. Und deren Vorgaben erfüllen. So war das in der DDR, so ist es heute bei uns wieder. Entscheidend ist, wer dazu gehört und wer nicht. Bei ersterem werden nicht die selben Maßstäbe angelegt wie bei denen, die außerhalb des gutmenschelnden stehen. Dss werden die abzuwickelenden Kohlewerker schon bald zu spüren bekommen.

Kreppl Werner / 17.04.2019

Ein Einfluss der WEA`s auf das Wetter haben wir -denke ich- auch. Eine Bekannte aus den neuen Bundesländern meinte: “Westlich von meinem Heimatort hat jemand 40 Windräder aufgestellt. Seit dem regnet es da nicht mehr!” Eine Burg hier, die sich 80..90m über die Umgebung erhebt, ist den Bauern als Wetterscheide bekannt. Ich habe die Strömungsbilder aus den Wetterberichten während der Trockenheit 2018 verfolgt. Es war typisch, dass die Linien, vom Atlantik kommend,vor dem europäischen Festland nach Nord-Ost abgebogen sind.  In dieser Richtung liefen sie dann weiter entlang der europäischen Nordküste. Wir haben mit den WEA`s den Regenwolken ein zusätzliches Hindernis auf dem Weg ins europäische Festland entgegen gestellt. Hinter den WEA´s kann dann heiße trockene Luft aus Afrika leichter nah Europa vordringen. Ich denke es tritt zusätzlich auch noch ein LUV-LEE-Effekt auf. Aber mit dem Klimawandel hat die Politik ja eine billige Ausrede. Es ist viel Geld in die “Vergrünung” geflossen und das soll ja nun auch Rendite bringen.

Dr. Peter Adel / 17.04.2019

Infraschall ist nicht die einzige Umweltauswirkung von WKAs welche das Bundesumweltamt ignoriert. Ebenso werden die negativen Klimafolgen der Windkraftnutzung ausgeblendet. Denn Wind entsteht stehts durch Dichteunterschide in der Luft (im Vergleich zur adiabatischen Schichtung) die auf Temperaturunterschiede oder unterschideliche Luftfeutigkeit zurückzuführen sind. Wind bewirkt somit einen Feuchtigkeitstransport und einen Teperaturausgleich. Wenn man nun diesen Luftaustausch bremst sollte es zu verstärkten Dürren und ausgeprägteren Extremwetterlagen führen. Gauso also das was man angeblich durch die Energiewende bekämpft. Der Effekt ist auch keinsfalls vernachlässigbar. Eine Veröffentlichung auf der Basis von grundlegenden thermodynamischen Überlegungen kam dabei auf ein nutzbares Potential von 17 TW an Land bzw. ca. 57 GW dann anteilig für Deutschland. Dies ist schon in der Größenordnung der aktuellen Etzeugung. Ähnliche Berechnungen fanden sich schon Anfang der 90er Jahren in Physiklehrbüchern. Eine Beobachtungsstudie in den USA kam auf maximal 0,5 W/qm was 170 GW für Deutschland entsprechen würde. Möglicherweise sind da aber die großflächigen Auswirkungen noch nicht ausreichend berücksichtigt. Aktuel beträgt der gesamte energieverbrauch in Deutschland durchschnittlich 440 GW (14 000 PJ/Jahr). Abgesehen von dem Speicherproblem ist somit klar, dass die Windkraftnutzung zwar keinesfalls den Energiebredarf decken kann, aber bereits weit vorher massive Klimaauswirkungen haben dürfte. Offensichtlich gibt das Umweltbundesamt vor die Probleme zu lösen die es in Wirklichkeit mit verursacht.

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