Gastautor / 22.07.2013 / 08:17 / 4 / Seite ausdrucken

Wie der Energieexperte der Tagesschau rechnet…

Frank Günther

Der preisgekrönte WDR-Energieexperte Jürgen Döschner erklärt die Angstpropaganda der EVU:


Kommentar zur Abschaltung von Kraftwerken

Energie-Dinosaurier in Panik

Von Jürgen Döschner, WDR

Gut zwei Jahre nach Fukushima und dem deutschen Beschluss zum Atomausstieg wird immer deutlicher: Energiewende ist kein Kaffeekränzchen. Denn nicht jeder kann, nicht jeder will Energiewende. E.On, RWE und die anderen Energieriesen gehören zu denen, die weder können noch wollen.

Ihre Gewinne, ihr Wohlergehen, ihr Überleben hängt - auch mehr als zehn Jahre nach dem rot-grünen Atomausstieg und dem eigentlichen Beginn der deutschen Energiewende - immer noch zu mehr als 90 Prozent an Kohle, Gas und Atom. Gerade mal acht Prozent des von RWE und E.On produzierten Stroms stammen aus erneuerbaren Quellen. Die neue Energiewelt ist dezentral und überwiegend in der Hand von Privatleuten, Landwirten, Genossenschaften oder Stadtwerken.

Das ist der Grund, warum die Vertreter der alten Energiewelt jetzt alle Register ziehen. “Blackout” heißt die ultimative Allzweckwaffe, mit der schon vor Jahren versucht wurde, den Menschen Angst zu machen, damals vor dem Atomausstieg. Nicht zufällig werden aus den Vorstandsetagen von E.On, RWE und Co. jetzt Horrorszenarien über die massenhafte Abschaltung von Gas- und Kohlekraftwerken lanciert. In den Vorstandsetagen der Energie-Dinosaurier greift allmählich Panikstimmung um sich. Denn im Kampf um die Neuausrichtung der Energielandschaft holen die Erneuerbaren immer weiter auf.

Beispiel Solarenergie: Gerade zur Mittagszeit, wenn der Stromverbrauch besonders hoch ist und die Energiekonzerne früher ihr bestes Geld verdient haben, können Solaranlagen an manchen Tagen bereits Deutschland zu 100 Prozent mit Strom versorgen.(*) Gas und Kohle kommen immer seltener zum Zuge. Außerdem sinken dank Wind- und Sonnenstrom die Börsenpreise, was die konventionellen Kraftwerke noch weniger rentabel macht.

Die Sorgen von RWE, E.On und Co. um ihre Gewinne sind also berechtigt. Aber es sind nicht unsere Sorgen. Denn die Energieversorgung selbst ist deshalb längst nicht in Gefahr. Sicher, bis Speichertechnik und andere Technologien eine 100-prozentige Stromversorgung durch Erneuerbare ermöglichen, brauchen wir noch das eine oder andere Gas- und vielleicht auch Kohlekraftwerk.(**) Doch deren Betrieb lässt sich ohne großen technischen und finanziellen Aufwand durchaus aufrechterhalten - notfalls in öffentlicher Hand.(***) Dazu brauchen wir weder RWE noch E.On.

Noch sind die Energie-Dinos nicht ausgestorben, haben dank billiger Kohle und niedriger CO2-Zertifikatepreise im vergangenen Jahr sogar rund zehn Milliarden Euro Gewinn eingefahren, fühlen sich stark genug, um zu drohen. Wir sollten ihre Drohungen ernst nehmen. Aber einschüchtern lassen sollten wir uns dadurch nicht.

Hier nachlesen:
http://www.tagesschau.de/kommentar/kommentar-kraftwerksabschaltung100.html


…und wie sehen die Fakten aus?

Döschners Vorstellungen zur derzeitigen Energiesituation sind etwas utopisch, wenn nicht bizarr; jedenfalls nicht ganz realitätskompatibel:

*) Die Solarenergie kann natürlich NICHT Deutschland zu 100 % mit Strom beliefern. Die höchste Einspeisung in diesem Jahr lag am 17.6. um 13:15 Uhr kurzfristig bei 23.000 MW.  Installiert sind 33.000 MW. Die abzudeckende Last im Sommer liegt - je nach Wochentag - zwischen 40.000 MW und 60.000 MW. Die gemittelte tägliche Solareinspeisung liegt bei 3.300 MW.

Da die Solareinspeisung nach der Mittagsspitze sofort wieder absackt in Richtung 0 MW am Abend, müssen konventionelle Kraftwerke wieder hochfahren, um ausfallende Solar-Leistung zu übernehmen.

Quelle: http://nature2010.tripod.com/wkr189.htm


**) »Wir brauchen noch das eine oder andere Gaskraftwerk«, wird erklärt. Das »eine oder andere Gaskraftwerk« könnte etwas zu wenig sein: Im Winter lagen um 18:00 abends häufig 70.000 MW Last an, während naturgemäß nur 0 MW PV am Netz waren und nur um 200 MW Windstrom. Wir brauchen daher vielleicht doch noch ein oder zwei Kraftwerke mehr - nämlich ca 80.000 MW konventionelle Leistung (Jahreshöchstlast) bei Totalausfall von Wind&Sdolar.

(***)  Der Betrieb von ca. 80.000 MW konventioneller Kraftwerkskapazität dürfte sich »ohne großen technischen und finanziellen Aufwand« leider NICHT aufrechterhalten lassen. Wenn weder EON noch RWE dazu gebraucht werden; wenn sie enteignet und außer Landes gejagt werden sollen, muß der Staat die gesamte konventionelle Stromerzeugung des Landes übernehmen. Wenn das ohne großen technischen und finanziellen Aufwand geht, ist unklar, warum EON z.B. zehntausende Mitarbeiter beschäftigt.

Davon abgesehen hat auch das in Staatshand befindliche Unternehmen EnBW die Abschaltung von vier Kraftwerksblöcken angekündigt.

“Der Energiekonzern EnBW will insgesamt vier Kraftwerksblöcke mit einer Gesamtleistung von 668 Megawatt abschalten, da sie nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können.”

http://www.stromtip.de/News/28881/EnBW-will-vier-konventionelle-Kraftwerksbloecke-abschalten.html

RWE besteht auch zu einem Teil aus “staatlichen”, d.h. hier städtischen Kraftwerken, die ebenfalls Abschaltungen ankündigen.

Vielleicht könnte ja der Staat seine eigenen Staatsbetriebe übernehmen?

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Leserpost

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Jürgen Burghardt / 22.07.2013

Das ist die Realität, warum druckt die Bildzeitung nicht …und wie sehen die Fakten aus? Es wäre schön, wenn sich Fachleute zu solchen Themen äußern würden, ein Energienetz unterliegt komplexen physikalischen Gesetzen, die zu verstehen nicht in einem Schnellkurs zu begreifen sind. Herr Günther sollte auch einmal erklären, wer das Netz betreibt, die Genossenschaften, Privatleute, Landwirte? Wer übernimmt die Sicherstellung der von der EU vorgeschriebenen Qualitätsanforderungen an den Netzbetreiber ? Hat sich Herr Günther schon einmal den Gasmarkt angeschaut? Gas muß ein Großabnehmer auch vorher ordern oder er zahlt kräftig dafür, er zahlt auch Strafe, wenn er die bestellte Menge nicht abnimmt, da vielleicht doch gerade viel Sonne scheint, ein Lob auf die Börsen die das möglich machen. Die Windkraftbetreiber sollten einmal auf ihren Schautafeln anzeigen wie viel Prozent ihrer Nennleistung gerade abgegeben wird und nicht, wie viele Haushalte man versorgen könnte bei Idealbedingungen, das wäre eine Forderung die die Grünen stellen könnten, dann fliegt aber ihr Lügengebäude zusammen. Das neue Lieblingsthema Castorlagerung wird mit derselben Angstverbreitung und Unwahrheiten geführt. Vielleicht sollte man nach Schweden schauen, die lagern ihre Castoren in Kavernen, leicht zu bewachen und jederzeit zugänglich, falls man neue Technologien entwickelt hat (oder schon vorhanden?) um die Halbwertszeit zu senken. Und wenn so ein Granitberg einmal in sich zusammen brechen sollte, dann haben wir ein viel größeres Problem. Eine fundierte Aufklärung über den Aufbau, die mechanische Festigkeit und die Langzeitstabilität solcher Behälter wäre ein sinnvoller Beitrag, wenn die Behälter tatsächlich strahlen würden, hätten die Aktivisten die die Castoren “erstürmen” schon längst Gott und die Welt verklagt.

Martin Landvoigt / 22.07.2013

Makaber. Dass es Menschen gibt, die wohl wegen Realitätsferne aus Takka-Tukka-Land ausgewiesen würden: Hier finden sie nicht nur Asyl sondern auch eine prominente Plattform, zwangsgebührenfinanziert. Aber dass es Menschen gibt, deren Fähigkeit zu logischen Schlüssen beschränkt sein mögen, bleibt unvermeidlich. Mich interessiert, wer diesen den Titel Experte verleiht. Und, wer sie aufs Schild hebt. Wenn uns Frau Kemfert mit dubiosen Wirtschaftlichkeitsrechnungen eine andere Realität zaubert, als wir sie tägliche erfahren, mag dreist sein, aber wie lange halten wir dieses Dauerfeuer der Desinformation noch aus? Gibt es eine Agenda hinter dieser Medienpolitik? An eine Verschwörung mag niemand glauben. Aber der Ratio erschließt es sich nicht.

Klaus Weil / 22.07.2013

Mit dem Rechnen haben sehr viele der schreibenden Zunft so ihre Schwierigkeiten. Solaranlagen brauchen Sonne, klar. Aber wieviele Sonnenstunden? Das Jahr hat 8760 Stunden und in Deutschland haben wir durchschnittlich 1000 Stunden Sonne, 800 im Norden und 1200 im Süden. Und der Rest?

Rudolf Kipp / 22.07.2013

Es ist in der Tat unglaublich was für einen, mit Verlaub, Blödsinn dieser “Energieexperte” des WDR da so zusammenfabulieren darf.

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