Ulrike Stockmann / 15.09.2020 / 14:00 / Foto: Shane Balkowitsch / 98 / Seite ausdrucken

Vorfreude auf den Greta-Film?

Im Oktober wird der Film „I am Greta“ (deutscher Titel: „Ich bin Greta“) in den Kinos starten, eine Dokumentation über die Klima-Aktivistin Greta Thunberg. Bereits am 4. September fand die Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig statt. Den Trailer kann man sich bereits hier anschauen. Eine interessante Rezension zum Film findet sich in der Frankfurter Rundschau von Daniel Kothenschulte:

„Beginnend mit den ersten Schulstreiks reiht der Film Aktionen und öffentliche Auftritte aneinander, oft unterlegt mit süffiger Barockmusik. Man bestaunt, was man schon wusste – die erstaunliche Qualität ihrer selbstverfassten Reden, die sachlich im Ton sind und oft berührend emotional im Vortrag. Doch eine vertiefende Darstellung ihrer Ideen für ein Umdenken in der Klimapolitik bleibt aus. Dafür unterlegt ein überbordender Musikeinsatz Tränen mit Barock-Piano.

Private Aufnahmen zeigen sie als Arbeitsbesessene, die ein aufopferungsvoller Vater kaum davon abhalten kann, noch nachts die fremdsprachigen Ausgaben ihrer Webseite zu inspizieren. Im Wissen um ihr junges Alter und die Asperger-Diagnose wären viele indiskrete Nahaufnahmen eigentlich für einen seriösen Dokumentarfilm Tabu. Greta Thunberg selbst mag mit dem Ergebnis leben können, auf den Zuschauer wirkt vieles davon beinahe missbräuchlich.“

In der Tat drängte sich mir nach dem Anschauen des kurzen Trailers bereits die Frage auf, woher das exzellente Video-Material von Gretas ersten Schulstreiks stammt, als sie noch vollkommen unbekannt war. Kurz überlegte ich, ob die Szenen nachgestellt worden seien. In Wahrheit nahm der Autor, Kameramann und Regisseur des Films Nathan Grossmann bereits in einem frühen Stadium Kontakt mit Greta auf – weil ein gemeinsamer Bekannter ihm von den Umtrieben der Familie Thunberg berichtet hatte:

„Sie hatten ihm erzählt, dass Greta einen Sitzstreik planen würde, um für das Klima zu protestieren, weil sie das Gefühl hat, dass niemand etwas unternimmt. In Schweden standen die nationalen Wahlen vor der Tür und sie wollte zeigen, wie wichtig dieses Thema ist. Wir hielten uns im Hintergrund und dachten, wir könnten ein oder zwei Tage drehen und sehen, was passiert“, erzählt Grossmann.

Gesamte Anti-CO2-Industrie profitiert von Gretas Gesicht

Doch nach drei Wochen beschloss Greta, über die Wahlen hinaus mit ihren Streiks weiterzumachen. Die Bewegung wurde größer, sie begann auch im Ausland bekannt zu werden. So wurde aus Grossmanns vager Filmidee der Wunsch, einen „Film über die Klimaschutz-Bewegung und über Greta“ zu machen. Er beschloss, in Vollzeit an dem Projekt zu arbeiten. „Ich war einfach sehr interessiert an ihrer persönlichen Geschichte“, sagt er weiter.

Fortan begleitete er Greta bei öffentlichen Auftritten, ihrer spektakulären Atlantik-Überquerung sowie im besagten familiären Rahmen, den Daniel Kothenschulte in seiner Rezension als unangebracht intim schildert.

Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass es im bereits zitierten Bericht weiter heißt: „Als die junge Klimaaktivistin die fertige Dokumentation zum ersten Mal sieht, ist sie anfangs irritiert, sich selbst bei ihren Streiks, bei den radikalen Reden und im Familienalltag zu erleben. Bei den Dreharbeiten ist ihr gar nicht klar, dass dieser Film – auch ganz private Momente – einmal auf der riesigen Leinwand eines internationalen Filmfestivals wie in Venedig zu sehen sein würde.“

Erste Schritte in HD-Qualität festgehalten

Jedoch gefalle ihr der Film gut, weil er ein realistisches Bild von ihr und ihrem Leben vermittle, sagte Greta laut Deutsche Welle in einem Interview. An der Weltpremiere nahm sie nur virtuell teil, „klimaneutral per Videoschalte“, wie Kothenschulte in seiner Rezension bemerkt. Greta sprach in ihrer Videobotschaft unter anderem von „Verschwörungstheorien“ die behaupteten, sie denke und spräche nicht für sich selbst. Mit dem Film wolle sie dies entkräften.

Es fällt schwer, Gretas Ansinnen zu glauben angesichts der Tatsache, dass mittlerweile die gesamte Anti-CO2-Industrie von ihrem Gesicht profitiert. Nicht umsonst wurde der Film mit 4 Mio. US-Dollar vom Haupt-Produzenten, dem Streamingdienst Hulu, gefördert. Derzeit besitzt Disney die Mehrheit an diesem Konzern. Ein weiterer Mitfinanzierer ist die ARD, wo die Doku im November ausgestrahlt werden soll. „Mitbetreut“ wurde der Streifen von der WDR-Redaktion unter Jutta Krug. Weitere Produzenten sind laut BILD-Zeitung Cecilia Nessen und Fredrik Heinig von „B-Reel Films“ sowie die Sender „SVT“ und „BBC“.

Der Film kann wohl als weiterer Baustein in der PR-Maschinerie betrachtet werden, die Greta seit ihrer „Entdeckung“ umgibt. Schon als ich im vergangenen Jahr die Biografie, die ihre Mutter Malena Ernman über sie geschrieben hat („Szenen aus dem Herzen“), las und anschließend rezensierte, gewann ich den Eindruck, dass allzu Privates allzu schonungslos und auf Gretas Kosten an die Öffentlichkeit gebracht wurde. Da Greta selbst es vermutlich aufgrund ihres Naturells nicht so sehr auf Publicity anlegt, kann man nur spekulieren, wer sie in das Licht rückte, das in den Medien einschlug wie eine Bombe. Und dafür sorgte, dass schon ihre ersten öffentlichen Schritte in HD-Qualität festgehalten wurden.

Foto: Shane Balkowitsch CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Josef Kraut / 15.09.2020

Ich habe den Film nicht gesehen und werde es auch nicht. Nur frage ich mich, ob in dem Film auch auf Klima-Panik-Netzwerk eingeht, das die Fäden zieht und dieses bemitleidenswerte Mädchen ausnutzt: angefangen bei den eigenen Eltern über Ingmar Rentzhog, der mit „We Don‘t Have Time“, einem Netzwerk für Klimaaktivisten, auch an Greta viel Geld verdient, bis zum Club of Rome, der seit den 70er Jahren viel Unsinn in die Welt posauniert. Wenn ich könnte, würde ich dem Mädchen eine Therapie spendieren. Das würde die Panik-Industrie allerdings vermutlich zu verhindern wissen. Und Sorgen sind ohnehin nicht angebracht: Vielleicht bekommt sie ja bald einen lukrativen Posten bei einer von der Regierung finanzierten Nicht-Regierungs-Organisation oder wird Justizministerin von Sachsen. Ein Jura-Studium ist dafür ja offenbar nicht Voraussetzung.

Wolf Hagen / 15.09.2020

Wenn die Welt eines NICHT braucht, dann einen Film über diese alberne Rotzgöre und ihren Klima-Schwachsinn! Klar, ändert sich das Klima, hat es immer und wird es immer. Nur sind die 4% menschengemachtes CO2 dafür sicher nicht ausschlaggebend. Ich bin durchaus für Naturschutz, aber bitte nicht so einen Unsinn. Und schon gar nicht als langweiligen Film, der per Staatsfunk (ARD) von meinen Steuergeldern finanziert wird.

Wolfgang Kaufmann / 15.09.2020

Egal ob Greta jetzt dafür ist oder dagegen, sie ist erst 17 und damit nicht voll geschäftsfähig. Allein durch ihr Alter ist sie nicht in der Lage, negative Wirkungen abzuschätzen und ggf. bewusst in Kauf zu nehmen; die bekannten Pathologien tun ihr Übriges. – Die Gefahr ist sehr groß, dass eines Tages die Geister, die diese Schausteller-Familie rief, die Tochter zermalmen werden. Vielleicht allein schon, wenn der Hype in sich zusammenbricht. – Nur auf der Welle des Zeitgeists zu surfen ist nämlich ein fragwürdiges Privileg.

Sam Lowry / 15.09.2020

Damals hat man uns kleinen Kinder in der Schule mit Horrorfilmen aus der Nazizeit auf Super8 traktiert. Morgen werden dann solche Filme in den Schulen gezeigt. Was schlimmer für die Seele von Kindern ist, soll jeder selbst erfahren. Die Kinder von Bekannten, die ich kenne, sind jedenfalls durch die Bank verhaltensgestört. Entweder hyperaggressiv, oder das Gegenteil. Eine sehr seltsame Welt ist das geworden, hier in “Germoney”; und dazu noch diese Windspargel, die all die ehemals schönen Panoramen verschandeln. Neenee…

Harald Unger / 15.09.2020

Dr. G. himself war kein Freund der Laternenmast Propaganda. In einer anderen Zeit, 2010, schrieb der Spiegel, heute undenkbar: >Goebbels hatte den Grund bereits 1937 auf der ersten Tagung der Reichsfilmkammer treffend formuliert: “In dem Augenblick, da eine Propaganda bewusst wird, ist sie unwirksam!” Propaganda solle “nur durch Haltung, durch Ablauf, durch Vorgänge, durch Kontrastierung von Menschen” in Erscheinung treten.< . . . Das ist heute dann doch etwas anders. Die Propaganda kann gar nicht fett genug daherkommen. Gretas Streifen wird gewiss sämtlichen Preise abräumen und die künftigen Lehrpläne dominieren. Es wird ein Musical geben, eine Theaterfassung, mit umfangreichen Merchandising. Seinen Inhalt lautierend und mit Emojis wiedergeben zu können, das Abitur sichern.

Walter Weimar / 15.09.2020

Schwachsinn wird nicht dadurch besser, als das man es in Drei D, Farbe, Hifi oder sonstwie mit technischem Hochstandard darstellt.

Paul Greenwood / 15.09.2020

Dieser Film sollte man auf Agfa drehen. Greta ist aus der Vergangenheit und fordert uns “Jugendherberge und Heime” zu bauen.

Sabine Lotus / 15.09.2020

In diesem Fall gewinnt ein neuer Lockdown doch direkt mal an Attraktivität.

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