Eine gute Analyse, eine der wenigen…
Danke, Herr Vahlefeld. Ihr Beitrag ist ein Augenöffner. Sie sprechen zu Recht den Antisemitismus als Lackmustest an. Ausgehend vom Antisemitismus der deutschen Medien, den Herr Broder ja hier schon oft genug thematisiert hat und dem tiefen Misstrauen der Pegida gegenüber den Medien vermute ich, dass dieses Thema schlichtweg bei Pegida keines sein wird. Dazu kommt, dass zwar der Ton gegen Israel zu DDR-Zeiten der allgemein verordneten SU-Politik entsprach, aber doch nie in das Volk vorgedrungen war, zumal die offizielle Linie ja immer eben als eine solche wahrgenommen wurde. Das hat auch Herr Broder nie verstanden: Dass eben die Politik der DDR im Rahmen der SU-Politik anti-Israelisch war, aber das Volk eben aus diesem Grunde sich für das Problem schlichtweg nicht interessierte. Natürlich trifft man am Biertisch auf den bösen Juden. Allerdings ist das Thema im Osten fremd, eher sekundär von den Medien hereingetragen. Nebenbei: Der Absatz über Gleichschaltung ist widersprüchlich: “Das hat übrigens nichts mit Gleichschaltung oder Verschwörung zu tun,”... “Die Gleichschaltung ... liegt allein im moralischen Konsens.” Die Gleichschaltung existiert, sie ist allerdings nicht staatlich verordnet, sondern liegt einerseits im Opportunismus, andererseits in einer gleichgeschalteten Weltsicht / Ausbildung der Meinungsmacher.
Sie haben eine gute Beobachtungsgabe, das beweist dieser Text. Vielleicht eine Bessere als ich, denn ich kann bislang nicht erkennen, dass Pegida irgendwas mit Juden zu tun hat - in keiner Richtung. Kann sein, dass da auch ein Jude mitdemonstriert, zum Beispiel weil er sich nicht unberechtigte Sorgen über einen wachsenden islamischen Antisemitismus macht. Ich glaube zudem auch nicht an sowas wie das besondere antisemitische Gen “der Deutschen”, dass sich nun enthemmt Bahn brechen könnte - könnte, das betonten Sie ja. Was mich auch immer stört, ist die Art, wie sich bestimmte Edelfedern über die einfachen Leute erheben - auch wenn Sie das wahrscheinlich nicht beabsichtigen. Eine Art infantile Trotzreaktion ist Pegida für mich jedenfalls nicht. Vielleicht hab ich das aber auch falsch verstanden. Sie schreiben in Bezug auf unsere Medien sehr richtig: “Der Leser scheint nicht reif genug zu sein, Informationen kommentarlos aufnehmen zu können.” Für mich sehen allerdings auch die meisten Demonstranten bei Pegida & Co. wie reife, mündige Bürger aus, die etwas auf die Straße treibt, was natürlich in der Sache auch kritisiert werden darf. Das ist eine Auseinandersetzung, die unsere Demokratie mAn enorm belebt. Aber bitte wertet nicht die Demonstranten ab.
Schön beschrieben. Aber warum zum Schluss geht m.E. der Faden verloren, wenn nicht der Wesentliche, der demokratischen Aspekt, der den jüdischen und freiheitlichen Optionen kulturell mehr entspricht, statt der islamisch dogmatischen Unfreiheit, dann immer noch traditionell misstrauisch befangen beäugt wird, statt eine engagierte demokratische Unterstützung für mehr Demokratie und Solidarität zu begrüßen. Wer bleibt da unentschiedener, als die Spaziergänger es sind, und aus welcher Skepsis? Vielleicht ist Unterstützung echter demokratischer deutscher Visionäre, die sich an der seit Jahrhunderten bestens funktionierenden Schweizer Demokratie orientieren, es besser mehr zu vertrauen, als denen, die nichts mehr fürchten müssen, als ihre wirkliche Entlarvung durch direkte Wahlen. Jedenfalls ist das Gespür für politische Wende-Hälse und Scharlatane in den neuen Ländern noch viel präsenter und schafft eine Option, die demokratische Chancen befördert. Die Etablierten in der deutschen Politik sind nicht wirklich authentisch oder ehrlich. Sie sind viel mehr die arroganten „alternativlosen“ Polit-Spießer, die die Bevölkerung mehr als satt hat.
Ein Phänomen überzeugend und bedeutend, wie es nun mal ist, verständlich erörtert.
Echt jetzt? Antisemitismus als “Lackmustest”? Pegida et al. hat man ja schon manches vorgeworfen, Antisemitismus aber bisher noch nicht. Oder sind Bedenken gegen den Islam nach ihrer Meinung - man hörte dergleichen schon gelegentlich - eigentlich nur die Fortsetzung des Antisemitismus mit anderen Mitteln? Oder stellen Sie das jetzt einfach mal so in den Raum in der Hoffnung, dass was haften bleibt? Und was ist denn eigentlich das “judenfeindliche Erbe der Deutschen”? Sowas ähnliches wie ein Nazi-Gen, das ich leider von meinen Eltern geerbt und auf meine Kinder weitervererbt habe? Und was soll ich jetzt tun? Dafür sein, dass möglichst viel bildungsferne Unterschicht von Südland nach Deutschland eingeführt wird, um unsere Nazi-Gene mittel- bis langfristig zu verdünnen? Ich bezweifle, dass dieser Import irgendeinem Juden in Deutschland gut bekommen würde.
Ein exzellenter Aufsatz. Sie schreiben mir aus der Seele. Pegida kenne ich noch nicht gut genug, aber die AfD sehe schon recht kritisch, gerade aus den Gründen, die Sie nennen: zur Schau gestellter Trotz, Antisemitismus, Antisamerikanismus. Selbst wenn die AfD aus meiner Sicht wichtige Themen anspricht, wähle ich sie nicht. Unsere Medien sind mehrheitlich auf links geeicht, daher kommt auch die Warnung vor jeder konservativen Neugruppierung. Konservative werden als “neue Rechte” diffamiert, während sich Linksextremisten sich “Linke” nenne. Die AfD wurde im Ansatz kaputtgeschrieben, während die Piraten, eine mindestens genauso fragwürdige Partei, hochgejazzt wurden.
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