Die „Normalisierung“ der Beziehungen der beiden deutschen Teilstaaten schreitet voran. Erstmals treffen sich Angehörige beider deutscher Armeen außerhalb einer Manöverbeobachtung. Haben sie sich bei dieser Gelegenheit versichert, im Ernstfall nicht aufeinander zu schießen? Wohl kaum. Ist die Frage des Einsatzes von Grenzsoldaten gegen Flüchtlinge an der innerdeutschen Grenze angesprochen worden? Wenn ja, hat man nichts davon gehört. Der Schießbefehl ist jedenfalls nach diesem Treffen nicht aufgehoben worden.
Erich Honecker empfängt jeden Tag einen anderen Gast: Heute ist es der tschechoslowakische Politiker Jan Fojtik. Natürlich verliefen die Gespräche in freundschaftlicher Atmosphäre und vollster Übereinstimmung. Je mehr der Staat unter seinen Füßen wegbröckelt, desto höher will Honecker sich über ihn erheben.
Das Hoffieren von Diktatoren ist keineswegs von gestern. Die heutigen Zeitungen sind voll von Berichten
über die morgen beginnende Berlinale. Im „Tagesspiegel“ lobt Christina Tilmann unter dem reißerischen Titel „Krise, Krieg und Kapital“ die Berlinale als das politischste aller Filmfestivals. Auch in diesem Jahr gehe es wieder um Auseinandersetzung mit „Neoliberalismus und Privatwirtschaft, … Kapital und Korruption, Krieg und Krise … Was in Indonesien oder im Iran, in Guatemala oder Nordkorea passiert, ist auf…der Berlinale nicht mehr nur in Nebenreihen präsent“
Klingt sehr gut! Können wir also eine Ächtung der öffentlichen Hinrichtungen, des Hängens von Frauen vor einer schier unübersehbaren, animierten Männermenge erwarten? Keinesfalls.
In diesem Jahr präsentiert die Berlinale die iranisch-kanadische Koproduktion „Letters to the President“. Auf der Website der Filmfestspiele wird sie als eine „zurückhaltende Montage“ beschrieben, die zeige, „wie schwierig es ist, ein abschließendes Urteil über die Politik eines Landes zu fällen, in dem Pragmatismus, religiöse Praxis, politische Strategie und gezielte Manipulation Teil desselben Systems sind“. Die Proteste des Clubs Iranischer und Europäischer Filmemacher (CIEF), der in einem Offenen Brief an den Berlinale-Intendanten Dieter Kosslick gegen die Aufführung scharf protestiert hat, sind bislang unbeachtet geblieben. Im „Tagesspiegel“ finden sie auch keine Erwähnung. So wird dem Berlinale-Publikum ein Propagandafilm über einen Diktator und Holocaustleugner serviert. Ahmadinedjad, human und volksnah, ein wahrhaft kommoder Diktator? Festivalchef Kosslick müsste wissen dass unter dem islamischen Regime alle Filme zensiert werden und nur das gefördert wird was den Vorgaben des Iranischen Ministeriums für Islamische Kultur und Unterweisung entspricht. Iranische Filmemacher werfen Kosslick Nähe und Verbundenheit zu den Regierungsstellen im Iran vor, weil er dem offiziellen Kulturaustausch ein international beachtetes Forum bietet, obwohl das eine wichtige Legitimation dieses Terrorregimes bedeutet. Fazit: Diktatoren können noch so dröge( Honecker), oder tödlich (Ahmedinedjad) sein, sie finden immer willige Unterstützer.