Manfred Haferburg / 30.05.2018 / 10:00 / Foto: CDU / 23 / Seite ausdrucken

Überholen ohne einzuholen: Smartphone „Made in Germany“

Fast alle Deutschen benutzen gedankenlos ihr Smartphone, ohne sich der Schande bewusst zu sein, dass Deutschland keine Smartphones herstellen kann, genauso wenig wie Kernkraftwerke, Bahnhöfe oder Flughäfen. 

Wie eilig doch die Zeit vergeht, wie schnell ist nichts getan. Zehn Jahre – genauso lange, wie der BER Verspätung hat, wird in Deutschland schon kein Smartphone mehr produziert. Was soll die Kanzlerin über die Digitalisierungsanstrengungen ihrer Untertanen denken, wenn sie auf einem Blackberry daddeln muss, der leider in Übersee produziert wurde? 

Doch jetzt bügelt Siemens diese Scharte aus und das erste Smartphone Made in Germany kommt! Und weil die Deutschen klein nicht können wollen, heißt der Handschmeichler „Gigaset GS 185“. 

Gigaset, Weltniveau, sogar mit Farbbildschirm und Touchscreen! Überholen ohne einzuholen, die Chinesen und Südkoreaner können sich schon mal warm anziehen. Und die 185 steht wohl für den Preis in Euronen. Der Smartphone-Gigant Siemens wäre nicht Deutsch, wenn er nicht gleichzeitig – statt technischer Einzelheiten – bekanntgeben würde: Pappe und Papier für Betriebsanleitung, Etiketten und Verpackung sollen von lokalen Lieferanten bezogen werden, was die Umwelt entlastet. 

Darüber hinaus soll die Smartphone-Produktion Arbeitsplätze in Bocholt sichern. Aus ganzen 30 Teilen wird hier der deutsche High-Tech-Traum montiert. Die Fertigungslinie wird von acht Mitarbeitern besetzt, die – bei genug Nachfrage – in drei Schichten arbeiten könnten. Klotzen statt kleckern, nennt man das wohl. 

Nicht abschaltbare Auto-Genderungs-Korrekturfunktion

Noch läuft die deutsche I-Phone-Konkurrenz auf dem Teufelszeug-Betriebssystem Android, akut NSA und KGB gefährdet. Aber es dauert sicher nicht mehr lange, bis auch ein eigenes deutsches Betriebssystem entwickelt wird. In den deutschen Digitalisierungs-Denkfabriken tuschelt man schon über die weltbewegenden Innovationen, die dieses Betriebssystem attraktiv für den Weltmarkt machen sollen: Das neue deutsche Betriebssystem wird voll DS-GVO- und NetzDG-kompatibel sein. 

So wird die Kamera automatisch alle Gesichter verpixeln, wobei die Pixelfarben nach Nutzergeschmack frei einstellbar sind. Das Adressbuch verschickt automatische Zustimmungsanforderungsmails für neue Adressbucheinträge und blockiert die Adressaten bis zum Bestätigungsmaileingang. Auch eine nicht abschaltbare Auto-Genderungs-Korrekturfunktion soll in die Tastatur integriert sein. Eine Hate-Speech-Schutzfunktion erkennt politisch unkorrekte Worte beim telefonieren in Echtzeit und ersetzt sie durch einen frei einstellbaren Sound. Gleichzeitig wird der Nutzer für eine der Schwere des Vergehens angemessene Zeit gesperrt. 

Ein automatischer Fakten-Checker wird von der Amadeu Antonio Stiftung definierte Fake-News und ihre dazugehörigen Plattformen blocken, eine selbstlernende Nudging-Funktion wird vor Alkohol- und Fleischkonsum warnen und – darauf warten schon viele Nutzer viel zu lange – der Startbildschirm wird per Zufallsgenerator automatisch ausgewählte optimistische Bilder gelungener Integration von zu uns Geflüchteten zeigen. 

Wir können ja schon mal einen Leserzuschriften-Kreativitätswettbewerb starten: Das neue deutsche Betriebssystem hat nämlich noch keinen Namen. 

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Leserpost

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Heinrich F. Meyer / 30.05.2018

@Sebastian Weber. Danke für die guten Wünsche, aber so schlimm ist es dann doch nicht. Übrigens, falls mein Kommentar nicht veröffentlicht worden wäre, wäre es auch kein Ruhmesblatt für die Achse gewesen, die die Einengung des öffentlich sagbaren ja gerechtfertigterweise kritisiert. Dennoch kann ich an dem hier geschilderten Sachverhalt keinerlei Problem erkennen. Die Marktwirtschaft gilt ja noch, und wer mag, darf weiterhin die Produkte aus chinesischen Sweatshops beziehen.

Dalek Sander / 30.05.2018

Diese “nicht abschaltbare Auto-Genderungs-Korrekturfunktion” habe ich neulich in den WeLT-Kommentaren auch erdacht. Die E-Mail-Bestädigung genauso. Egal, wer zuerst da war… Deutsche Erfindungen, die es in deutsche Produkte schaffen, haben nun mal ein mittlerweile ziemlich enges Spektrum. Würde konsequent die deutsche Erfindung – der mpeg 3-Komprimierungsalgotithmus, auch als “mp3” bekannt, zuerst in Deutschland in einem Hardware-Gerät auf den Markt gebracht, ginge nix ohne GEMA-Freigaben. Zum Glück gab es dann doch den iPod…

Sebastian Weber / 30.05.2018

@Heinrich F. Meyer Schön zu sehen, wie Sie sich über den Beitrag ärgern. Ich hoffe, der Frust hält sich übers Wochenende. Sollte ja eigentlich. Immerhin ist Ihr Meinung hier wider erwarten veröffentlicht worden. :)

Steven Moritztor / 30.05.2018

Ja, ich erinnere mich an solchen und ähnliche Meldungen, jetzt fehlt noch die Information, dass die zu produzierende Stückzahl schon jetzt übererfüllt wurde

D. Anders / 30.05.2018

Knebel 1.0 oder DDR 20.18, funktioniert auf dem Mainstreamboard GEZ 1.0. Präsentation vom Duo Infernale: Kleber/Slomka.

Bechlenberg Archi W. / 30.05.2018

Für das Betriebssystem schlage ich “Anettoid” vor, für die jeweilige Versionbezeichnung dann “Stasi 2.0” und so fort. Erhältlich in den Trendfarben Erika, Viktoria, Heiko (ein ganz graues Steingrau mit kleinem Rotstich) oder auch Claudia (bunt wie eine Tüte geschmolzene Gummibärchen).

Rolf Menzen / 30.05.2018

Gigaset ist schon lange nicht mehr im Besitz von Siemens, sondern gehört einem chinesischen Investor. Ausserdem wird nur ein Modell demnächst in Deutschland, und das zum grossen Teil von Robotern zusammengebaut. Man will einfach nur testen, ob “assembled in Germany” verkaufsfördernd wirkt.

Lars Bäcker / 30.05.2018

Produziert wird das Telefon in Bocholt, bei der Siemens-DECT-Sparte “Gigaset”, dem europäischen Marktführer von Schnurlostelefonen. An diesem hält der chinesische Investor Pan Sutong über seinen Goldin Fund knapp drei Viertel der Anteile an Gigaset. Und da bekannt ist, dass sich chinesische Unternehmer/Investoren gerne mit dem “Made in Germany” schmücken, dürfte klar sein, wohin der Hase läuft…

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