„Soziologen sind, das ist allgemein bekannt, humorlose Linksextremisten, die sinnloses und abgedroschenes Zeug verzapfen. Ethnologen hingegen haben hinduistischen Heiligen zu Füßen gesessen, haben fremdartige Götter geschaut und schweinischen Ritualen beigewohnt, sind an Orten gewesen, wo noch nie jemand vor ihnen war. Sie sind vom Ruch der Heiligkeit und himmlischen Nutzlosigkeit umwittert. Sie sind Heilige des britischen Kults einer um ihrer selbst willen gepflegten Exzentrizität.“

Der das schreibt muss es wissen: Nigel Barley ist Brite, Ethnologe und Autor. Alles zusammen macht sein Buch „Traumatische Tropen – Notizen aus meiner Lehmhütte“ zu einem zwerchfellerschütternden, kurzweiligen und intelligenten Lesegenuss. Woher soll man sonst erfahren, dass „Möge deine Stirn faltig sein“ in bestimmten Teilen Kameruns ein Segenswunsch ist?

Mit der unnachahmlichen Respektlosigkeit, die wir am englischen Humor so lieben, rammt er beliebte Klischees über den schwarzen Kontinent in Grund und Boden. So darf der Leser, der vielleicht vom exotischen Reiz schwarzer Schönheiten träumen mag, erfahren:

„Die Prostituierten dürften die aufdringlichsten Vertreterinnen ihres Gewerbes sein, die mir je zu Gesicht gekommen sind. Eine allgemein gängige Form der Annäherung besteht für sie darin, einfach zu dem Auserwählten hinzugehen und ihm mit schraubstockähnlichem Griff zwischen die Beine zu fassen“.

Auch mit der Borniertheit deutscher Entwicklungshelfer macht Barley Bekanntschaft - er sei ein Schmarotzer auf Kosten der afrikanischen Kultur, heißt es prompt, während sie selbst just dafür gesorgt haben, dass die Landwirtschaft auf Baumwollanbau umgestellt wird und Nahrungmittel für teures Geld eingeführt werden müssen. Auch die Mär vom Buschmenschen als im Einklang mit der Natur lebenden Ökoheiligen kann Barley nicht verifizieren, beklagt das Bergvolk der kamerunischen Dowayos doch immer wieder, dass er ihnen keine Maschinengewehre mitgebracht hat, mit denen sie die letzten Antilopen der Gegend niedermähen können.

Bestellen und genießen. Möge eure Stirn faltig sein!