Herr oder Frau Hurlebaus schlägt im „Tagesspiegel“ vor, in Berliner Bussen die Sitzbänke auszubauen, „das schafft Platz und ist fast kostenneutral“. Hervorragende Idee!
Das Flughafendesaster BER hat nämlich, so scheint es, auch Folgen für den Verkehr auf dem Boden. Verkehrsexperten befürchten, dass der Berliner Senat die Flughafenlöcher insofern stopfen muss, dass deshalb künftig weniger Geld für den öffentlichen Nahverkehr übrig bleiben wird. Das glaube ich sofort. Zumal es eine supertolle Ausrede für alle künftigen Pannen sein wird. Deshalb erwägt man, Buslinien auszudünnen, natürlich nur am Stadtrand, weil dort brauchen sie die Menschen am ehesten. Im Innenstadtbereich kann man ja vielleicht noch auf Alternativen ausweichen. Hierzu sei angemerkt, dass das S-, U-, Bus- und Tramsystem in Berlin grundsätzlich gut ist, Busse zum Beispiel fahren in Winkel, in die man das nie für möglich gehalten hätte. Noch. Und wenn die S-Bahn mal planmäßig fährt, ist sie eigentlich auch eine prima Erfindung.
Hurlebaus These ist deshalb so vernünftig, weil sie ausbaufähig ist. Schon lange frage ich mich angesichts des meistens nicht vorhandenen Service bei Fluglinien, wann kurz nach dem Anschnallen die erste Ansage dieser Art kommen wird: „Ist ein Pilot an Bord? Wir haben nämlich aus Gründen, zu denen wir aus Sicherheitsgründen nichts sagen können, derzeit keinen und wenn Sie pünktlich nach Paris fliegen möchten, wäre es gut, wenn alle mithelfen.“
Die Idee, Flugzeugsitze auszubauen und die Passagiere stehen zu lassen, waberte ja schon mal durch die Medien. Offensichtlich haben irgendwelche Bürokraten oder Stümper das hoffnungsfrohe Projekt wieder gekippt. Die ausgebauten Sitzbänke aus Bussen und U-Bahnen könnte man für Cafes nutzen oder, wie in Berlin allüberall erprobt und für gut befunden, für ein Kunstprojekt, das der Senat mit mindestens 44.000 Euro unterstützt.
Silvia Meixner ist Journalistin und Herausgeberin von http://www.good-stories.de