Silvia Meixner / 15.12.2015 / 12:00 / 2 / Seite ausdrucken

Warnung vor dem Keks! (Silvis Culture Club 81).

Früher hat die Großmutter im Advent die Kekse gebacken, die Kinder bekamen vom rohen Teig ein bisschen Bauchweh und alles war gut. Heutzutage lässt man backen, nicht den Bäcker, das wäre viel zu einfach, wir bestellen im Internet. Weihnachtsgebäck könnte man auch ganz einfach selbst machen, aber weil im Advent immer so viel dazwischen kommt, reden sich die Leute ein, dass es einfacher ist, sie zu bestellen.

Der Österreichische Rundfunk warnt jetzt auf seiner Internetseite orf.at vor Angeboten aus privaten Backstuben: „Kekse aus dem Internet: Strafen drohen“. Anfangs dachte ich, es gehe um Haschkekse oder ähnliches. Aber es geht um Vorschriften. Wer Vorschriften und Auflagen missachtet, läuft Gefahr, bestraft zu werden. Stellen Sie sich das mal in Ihrem lückenlosen Lebenslauf vor: Drei Monate Gefängnis wegen illegalem Vanillekipferlverkaufes. Wer soll Sie mit so einem Makel noch einstellen?

Das Abgleiten in die Illegalität geht schneller als man glaubt. Ein österreichischer Konsumentenschützer warnt: „Wenn man Kekse über einen längeren Zeitraum - also mehr als drei Wochen – anbietet, würde ich es als Gewerbe einstufen.“ Wer in diesem Fall in Österreich kein Gewerbe anmeldet, verstößt gegen Gewerberecht. Das mit dem Gefängnis können wir zum Glück mildern, es geht nur um Strafen in Höhe von bis zu 3.600 Euro. Wegen Rumkugeln oder Schokogebäck!

Ich bin sehr froh, dass ich das rechtzeitig gelesen habe, meine Weihnachtskekse backe ich jetzt selbst, wie jedes Jahr. Dass es zu dieser Problematik keine EU-Regelung gibt, beweist einmal mehr die sinkende Bedeutung der Europäischen Union.

Auch in Berlin gibt es in diesem Advent massive Keks-Probleme. Kürzlich schenkte eine Unbekannte in einem Park zwei jungen Leuten Kekse, die offensichtlich mit einer rattengiftähnlichen Substanz angereichert waren. Ich habe die Backerzeugnisse nur auf einem Foto gesehen, sie sahen grauenhaft aus, ich hätte sie entweder gar nicht angenommen oder im nächsten Mülleimer entsorgt. Was lernen wir als Kinder? Nimm’ von Fremden keine Bonbons und auch keine Kekse. Von der Schenkerin fehlt jede Spur, die Beschenkten landeten im Krankenhaus. Det is Berlin. Ich werde meine Vanillekipferln unter strengen Laborbedingungen am 24. backen und sogleich aufessen. Ich hoffe, dass die EU sich bis zum nächsten Advent etwas einfallen lässt. Eine Keksverordnunge ist ja wohl das mindeste, was ich als EU-Bürgerin erwarten darf.

Wenn die nicht bis Mai auf dem Tisch liegt, trete ich aus der EU aus.

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Hans-Peter Hammer / 15.12.2015

Vorsicht, Frau Meixner, mit solchen - wenn auch nicht ernstgemeinten - Vorschlägen an die EU! Humor ist Eurokraten wesensfremd, die nehmen das ernst! Und am Ende gibt’s tatsächlich eine Keksverordnung und Sie dürfen nicht mal mehr - ohne vorherige Zertifizierung, Fortbildung, räumliche Auflagen, Bezugs- und Herkunftsnachweis der verwendeten Grundstoffe, plus vollständiger, in so groß gedruckter Schrift, daß auch die 90jährige Oma es ohne Brille lesen kann, Inhaltsauflistung und Allergiegefahrenhinweis - für die eigenen Familie backen, geschweige denn Besuchern - oder gar Kindern - die Backerzeugnisse (auch kostenlos nicht) anbieten!

Hans Spaniol / 15.12.2015

Ich würde auch gerne aus der EU austreten. Wo kann man sich melden?

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