Silvia Meixner / 21.12.2015 / 16:30 / 0 / Seite ausdrucken

Der Retter der Pommes ist natürlich: Schweizer! (Silvis Culture Club 82).

Seine Freunde haben ihn anfangs belächelt. Jetzt lacht keiner mehr. Jetzt gibt es nämlich einen Film über den Ueli Maurer und nun haben es natürlich alle immer schon gewusst: Dass dieser Mann es schafft, den Pommes-Automaten zu perfektionieren. Wer, wenn nicht der Ueli, Kartoffelbauer aus Wallisellen.

Ueli Maurer hat eine einfache Rechnung: Er macht tolle Kartoffeln, verkauft sie und irgendjemand macht dann schlechte Pommes draus. Das wollte er nicht länger mit ansehen. Auf einer Kanada-Reise entdeckte er einen Pommesautomaten und die Idee, ihn zu perfektionieren, ließ ihn nicht mehr los. Nicht, dass die Dinger nicht funktioniert hätten. Aber sie hatten ihre kleinen Tücken.

Im Film „Ueli Maurers Pommes-Frites-Automat“ ( http://www.ueli-maurers-pommes-frites-automat-der-film.ch/ ) hat Regisseur Stephan Hille den heute 72-Jährigen jahrelang begleitet, er erzählt liebevoll-sachlich von seinen Hoffnungen und Rückschlägen. Wie der Kartoffelbauer in einer Schweizerischen Amtsstube sitzt, wo man ihm dringend davon abrät, mit den chinesischen Unternehmern, die er nur via Internet kennt, Geschäfte anzufangen. Da tut er einem fast leid, der enttäuschte Ueli. Aber er ist niemand, mit dem man Mitleid haben muss. Er weiß, was er will und das macht diesen Doku-Film so zauberhaft. Haben wir nicht alle Projekte, große Projekte, die entweder schon in der Idee ersterben oder auf kurzer Strecke? Und warum halten Männer wie Ueli Maurer durch, während andere dann doch aufgeben und sich fortan ihre Entschuldigungen zusammenbasteln?

Der Zauber des Ueli Maurers liegt darin, dass er unbeirrbar seinen Plan durchzieht. Immer dann, wenn man ihm im Film „Bitte, lass das!“ zurufen möchte, läuft er zu Höchstformen auf. Früh morgens bricht er beispielsweise auf, um in einer Kinder-Fernsehsendung seine Erfindung zu präsentieren. Pommes und Kinder, besser geht’s nicht. Aber Fernsehstudio ist nicht die weite Welt. Und so fährt der Experte zu einer Kartoffelmesse in die Niederlande. Auch im Land der Kartoffel wird er zuerst argwöhnisch beäugt – und geht als Sieger vom Feld. Der Höhepunkt des Films ist, wie Ueli Maurer zwei Pommes-Automaten sorgsam verpackt, um mit ihnen nach Dubai zu fliegen. Auch dort skeptische Blicke. Bis die Menschen seine Pommes probiert haben. Knusprig und verführerisch.

Er hat lange getüftelt und dann mit einem vergleichsweise kleinen Schritt die Pommes perfektioniert. Bei allen anderen Automaten befand sich der Tiefkühler über der Fritteuse, was zu Verschmutzungen und unangenehmen Gerüchen führte. Er platzierte den Tiefkühler unter der Fritteuse - Problem gelöst. Und er verbesserte die Frittiertemperatur und das Portionieren und setzt einen Spezialpropeller im Öl ein. Darauf hätten auch andere kommen können. Ueli Maurer hat es einfach gemacht. Das ist der Unterschied. Das unterscheidet einen mittelmäßigen Pommes-Automaten von einem, der in Dubai die Menschen begeistert. Den Schweizern wird ja gerne vorgeworfen, behäbig zu sein. Falsch geraten. Man sollte niemals Schweizer Kartoffelbauern unterschätzen. Niemals!

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