In Leipzig findet in der Nikolaikirche das erste Friedensgebet statt. Es wird von Pfarrer Christian Führer und dem Arbeitskreis „Hoffnung“ gestaltet. Von nun an fanden diese Friedensgebete jeden Montag statt, mit stetig wachsenden Teilnehmerzahlen. Niemand ahnte, dass in wenigen Monaten von diesen Friedensgebeten die größten Massendemonstrationen in der Geschichte der DDR ausgehen würden.
Im „Neuen Deutschland“ ist die Welt, deren Untergang in Leipzig gerade eingeleitet wird, noch in Ordnung. Es meldet, dass 9,6 Millionen Mitglieder des FDGB, des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, ihre Leitungen wählen.
Der frisch gewählte Chef, Harry Tisch; wird in einigen Monaten der Korruption bezichtigt und landet als einer der letzten Häftlinge im Staatssicherheitsgefängnis Hohenschönhausen.
Der Linke- Politiker Bodo Ramelow , der demnächst Ministerpräsident von Thüringen werden möchte, gab schon mal eine Kostprobe, was zu erwarten ist, sollte er tatsächlich als Regierungschef Einfluss auf die Bildungspläne des Freistaates bekommen. Er lehnte in einem Interview mit der „Südthüringer Zeitung“ den Begriff „Unrechtsstaat“ für die DDR ab. Sie sei zwar auch kein Rechtsstaat gewesen, aber sie hätte ein besseres Arbeitsrecht besessen, als die Bundesrepublik. Dieses „bessere Arbeitsrecht“ hat hunderte Menschen nicht vor einem politisch motivierten Berufsverbot geschützt. Gegen willkürliche Kündigungen gab es keinen Rechtsschutz.
Selbst die Grenze fand Herr Ramelow notwendig, um die DDR vor dem „Ausbluten“ zu schützen. Dass die Menschen, die der DDR den Rücken kehrten, nur ihr legitimes Recht in Anspruch nahmen, nicht in einer Diktatur leben zu wollen, ist Herrn Ramelow gleichgültig. Der Anspruch der sozialistischen Staatsdiktatur, über ihre Bürger wie über Leibeigene zu verfügen, gilt Ramelow mehr, als das Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen. die Weisheit der Wähler bewahre Thüringen vor so einem Regierungschef.