Vera Lengsfeld / 07.03.2009 / 22:43 / 0 / Seite ausdrucken

Siebenter März 1989/2009

Der letzte Tote an der Mauer hieß Winfried Freudenberg. Er wurde nicht erschossen, deshalb kennt man heute seinen Namen nicht mehr. Er stürzte ab, als er mit einem selbst gebauten Ballon die DDR verlassen wollte.
Der Autor Ehrhart Neubert bezeichnet die DDR richtig als eine „Gesellschaft auf der Flucht“. Seit Gründung der DDR sprach man von einer „Abstimmung mit den Füssen“. Bis August 1961 hatten bereits drei Millionen Bürger das Land verlassen. Etwa eine halbe Millionen Menschen gelangte bis 1989 in den Westen, die meisten über einen Ausreiseantrag. Obwohl der SED-Staat die Ausreisewilligen mit Entlassungen, Vermögensentzug und im Falle öffentlicher Proteste mit Haft bedrohte, stieg ihre Zahl stetig. Seit 1984 stellten jährlich etwa 50 000 Menschen Ausreiseanträge, 1987 waren es schon 100 000.Für eine Flucht aus der DDR konnte es nach offizieller Lesart nur einen Grund geben: Menschenhandel. Bis heute wird diese Legende aufrecht erhalten. Jüngst hat der Linke-Politiker Ramelow in einem Interview erneut behauptet, die DDR hätte sich durch Mauerbau vor dem „Ausbluten“, hervorgerufen durch massive Abwerbung, besonders von Fachkräften, nach dem Westen schützen müssen. Wirklichen Menschenhandel betrieb nur die DDR, indem sie ihre Landeskinder verkaufte. Etwa 34 000 politische Häftlinge hat die Bundesregierung freigekauft. Drei Milliarden DM kassierte die SED für die von ihr Verfolgten vom Klassenfeind.

Im kommenden Wahlkampf will die CDU nach Willen ihres Generalsekretärs aber nicht thematisieren, dass es sich bei der Linken um die Partei der Mauer und des Schießbefehls handelt. Die Auseinandersetzung soll um die Unfinanzierbarkeit der Vorschläge der Linken gehen. Das ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal dieser Partei mehr. Obwohl es immer noch kein schlüssiges Sanierungskonzept für Opel gibt, obwohl Opel keine Steuern mehr in Deutschland gezahlt hat und die Patente längst in Amerika hinterlegt sind, als Gegenwert für Hilfen der Amerikanischen Regierung, drängt Kanzlerkandidat Steinmeier auf Hilfen für Opel ohne wenn und aber. Den Steuerabstinenzlern soll Steuergeld hinterher geworfen werden. Die Kanzlerin hält noch dagegen. Fragt sich, wie lange noch.

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