Bei Seehofer geht es doch nur noch um eine Frage: Nennt man ihn “Drehhofer” oder “Heißlufthorst”? Ich persönlich finde ja “Drehhofer” besser.
Seehofer macht da nur noch ein wenig Wahlkampf für die bayerischen Landtagswahlen im Herbst. Das ist genauso glaubhaft und sinnvoll wie die Aufhängung von Kruzifixen in den Landesbehörden Bayerns durch seinen schlichten Nachfolger Söder bei weiterhin scheunentorweit geöffneten Staatsgrenzen für Jedermann. Dabei war ja schon die Pseudo-Obergrenzenpolitik der CSU so blödsinnig dass es auch die schwärzesten Bayern nicht mehr übersehen konnten.
Genau wie von der Leyen (die will es nur noch nicht so richtig wahr haben), so wird auch Seehofer scheitern. Mit einer scheinbar großen, aber im Kern undankbaren Aufgabe hat Merkel noch alle ungeliebten Kritiker oder Konkurrenten/innen abgebügelt.
@Sarrazin: Ich sehe das anders. Seehofer kann im Grunde tun & lassen, was er will, weil ohne ihn die Koalition auseinanderbricht. Deshalb hat er sich ja auch das Innenministerium schnappen können. & deshalb hat er gleich mal mit der Aussage, der Islam gehört nicht zu Deutschland provoziert. Es war ein Testlauf, was passiert. Und passiert ist gar nichts. Ob Seehofer aus seiner Freiheit etwas macht, ist die andere Frage. Die einfachste Möglichkeit, den Familiennachzug zu sabotieren, ist einfach zu “versagen”. Wenn das Innenministerium unter Seehofer nicht in der “Lage” ist, rechtzeitig Richtlinien für den Familiennachzug aufzustellen, tja, dann muss der halt verschoben werden.
Seehofer ist ein Spielball Merkels - wie alle Unions-Minister. Dass Seehofer jetzt wieder große Worte machen darf, ist der Bayern-Wahl geschuldet. Reden darf er, nur tun darf er nichts, jedenfalls nichts, was Merkel nicht will. Die große Frage ist nur, ob das verfängt. Ob die bayrischen Wähler dieses Spiel nicht durchschauen. Wenn Söder den Bayern nicht eine bessere Botschaft vermitteln kann, wird die Wahl ein Desaster für die CSU. Vielleicht hat das ganze Spiel ja Methode. Merkel hat Seehofer der Kabinettsdiziplin untetworfen. Er darf zwar dampfplaudern, Eine reale Politik im Sinne der im Artikel aufgezählten Themen zugunsten des Bürgers darf er nicht machen. Das sicherlich auch von Merkel dadurch erwartete schlechte Ergebnis der CSU in Bayern passt ihr voll in den Kram. Das wäre doch dann die Gelegenheit, den Horst ganz abzuservieren.
Niemand aus dem Norden der Republik sollte uns Bayern unterschätzen. München ist schon lange nicht mehr repräsentativ. Der Herr Seehofer ist gut nach Berlin abgegeben und eine neuerliche absolute Mehrheit für die CSU im Herbst ist unwahrscheinlich. Denken Sie an die Abstimmung zur Olympiabewerbung und die dummen Gesichter der Münchner Clique. Hier auf dem Land draußen rumort es gewaltig, und ich wundere mich, wer da alles “narrisch”(verärgert) auf die Politischen ist.
Herr Sarrazin versucht in rührender Sisyphos-Manier, dem a priori gescheiterten, rückgratfreien Herrn Drehhofer noch einen Rest an Hoffnungsschimmer anzutünchen. Das muss von vorneherein fehlgehen. Hopfen und Schmalz sind bei diesem - auch gesundheitlich seit langem und bekanntermaßen strapazierten - Herrn Drehhofer, der nur noch seine Ministereinkunfte und -pension verwaltet, verloren.
Eigentlich ist Seehofers Position doch gar nicht so schlecht: Sollte die CSU die Fraktionsgemeinschaft aufkündigen und sich sofort bundesweit aufstellen, wird eine nicht genau abzuschätzende Zahl von Mitgliedern der CDU-Bundestagsfraktion überlaufen, und Merkel hätte eventuell auch mit den sofort bereitstehenden Grünen keine Mehrheit mehr. Das die FDP sich zur Verfügung stellen würde, ist eher unwahrscheinlich. Da das fundamentale politische Problem Deutschlands letztendlich nur über eine Reorganisation der gegenwärtigen Parteienstruktur gelingen kann, würden auch hier die Weichen neu gestellt. Kann ein Mann der gar nichts mehr zu verlieren hat, wirklich so mutlos sein, wenn sich diese letzte, einmalige Gelegenheit vor ihm auftut.
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