Kam die Polizei gar nicht wegen eines Schlumpf-Videos ins Richard-Wossidlo-Gymnasium in Ribnitz-Damgarten? Plötzlich ist von anderen Posts die Rede, wegen der die Beamten mit der Schülerin sprechen wollten.
Die Geschichte einer Schülerin, die wegen eines Tiktok-Beitrags zu blauen Schlümpfen und dem Wunsch nach einem blauen Deutschland bzw. der Aussage, dass Deutschland für sie nicht nur geographischer Ort, sondern Heimat sei, auf Initiative des Schulleiters von der Polizei aus ihrer Klasse geholt und einer Gefährderansprache unterzogen worden sein soll, ging durch die Medien (unter anderem hier und hier).
Nach Recherche der Welt soll es aber bei dem Gespräch mit dem Schulleiter und den Polizisten gar nicht um den Schlumpf-Beitrag gegangen sein. Der Hinweis-Mail an die Polizei wären demnach insgesamt acht Screenshots angehängt worden, darunter ein Post mit dem Schriftzug „nix yallah yallah“ vor einer vermummten Person, die mutmaßlich die Schülerin ist. Ihr Oberteil habe die Buchstaben „HH“ aufgestickt gehabt, außerdem habe sie eine Mütze der Marke „Pit Bull“ getragen. Unter ihrem Nutzernamen hätte auch die Zahl 1161 gestanden, die von Rechten im Internet als Code für „Anti-Antifaschismus“ verwendet werde, wie die Polizeiinspektion Stralsund auf Anfrage mitgeteilt habe.
In weiteren Posts hätte es demnach geheißen, „in Deutschland wird deutsch gesprochen“ oder „heimat freiheit tradition, multikulti endstation“. Mehrere Bilder nebeneinander hätten zudem den Slogan „Deutsche Jugend voran“ ergeben, der auch von der rechtsextremen Kleinpartei „Der III. Weg“ verwendet werde.
Und rechtfertigte all das nun den Polizeieinsatz? Nach Angaben der Polizei war das noch von der Meinungsfreiheit gedeckt und nicht strafrelevant, aber sie sollte gewarnt werden, nicht zu weit zu gehen. Deshalb hätten die Polizeibeamten den Schulleiter gebeten, die Schülerin zu einem Gespräch aus dem Unterricht zu bitten.
Aus Kreisen der Landesregierung habe es gegenüber der WELT geheißen, hätten die Beamten der Teenagerin mit dem Gespräch zum einen klarmachen wollen, dass sie die Grenze des Strafbaren überschreiten würde, wenn sie noch rechtslastigere Dinge verbreitet. Außerdem hätte man sie warnen wollen, dass sie sich mit ihren öffentlichen Posts womöglich in Gefahr bringe – etwa weil es persönliche Angriffe auf sie durch politisch Andersdenkende geben könnte.
Das Thema erhitzt weiterhin die Gemüter, auch weil es so viel Unklarheiten gibt. Vorraussichtlich wird der Fall am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern diskutiert.
Am Montag sei die Polizei erneut zum Richard-Wossidlo-Gymnasium gerufen worden, weil Unbekannte dort ein riesiges Banner mit einem freundlich lachenden Papa Schlumpf neben dem Schriftzug „Heimatliebe ist kein Verbrechen“ aufgehängt hätten. Ermittlungen wegen Hausfriedensbruchs seien aufgenommen worden.