@ Horst Oltmannssohn: “Da kann der Historiker auch mal lächelnd darüber hinwegsehen, daß die Ukraine einen Großangriff auf die Volksrepubliken gestartet hat am 19. Februar 2022.” Ich muss Sie enttäuschen, aber das ist falsch. Glauben Sie der russischen Propaganda nicht alles.
Lothar Wermann interessant Ihre Ausführungen. War das wirklich, so dass in Polen sich viele freuten, weil sie dachten Briten und franzosen hauen sie raus, und dann haben sie die Deutschen vom Hals? Habe den Eindruck dass diese Einstellung in der Ukraine und auch im baltikum besteht. Wenn es Krieg gibt, haut uns die Nato raus, und dann wird dann russland besiegt, und dann sind wir die los. Ein gefährlicher Trugschluss, weil diese Länder als erstes dran sind, und alles abbekommen.
@ Thomas Schlawig: “Achgut tut sich mit solchen ‘Autoren’ keinen Gefallen und reibt sich in die Riege der Systemmedien ein. Warum bloß?” Schon mal darüber nachgedacht, dass es deswegen bei Achgut erscheint, weil es sich schlichtweg um die Wahrheit handelt und die Autoren mehr Hintergrundwissen haben als Sie?
@ Lothar Wermann Sie haben Recht, der Begriff „Überfall“ scheint deplatziert. Dieser und auch der von der „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ sind dem Polizeirecht entnommen, vermutlich einst im Rahmen von Propaganda, um die besondere Verwerflichkeit der deutschen Aggression zu verdeutlichen. Ebenso tauchen Propagandabegriffe wie „Hitlerdeutschland, Naziwehrmacht“ etc. selbst in gegenwärtigen Publikationen seriöser Historiker mitunter noch auf. Tatsächlich wäre der Begriff „Angriff“ der sachlich korrekte im militärischen Kontext. Nicht Recht geben kann ich Ihnen, wenn es um die Präventivkriegsthese im Zusammenhang mit der deutschen Rußlandkampagne geht. Selbst die Abwehr beim OKW deutete die grenznahe Dislozierung der Roten Armee nicht als Bedrohung; die sowjetische Doktrin der Vorwärtsverteidigung war bekannt und für die deutschen Generalstäbler kein Grund zur Besorgnis. Der Anlaß für einen Präventivkrieg ist im Kriegsrecht, wie so vieles andere, nicht näher erläutert. Daraus ergeben sich allerlei Unklarheiten. Muß es objektive Tatbestände für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff des Gegners geben? Wie läßt sich eine solche Zwangslage seriös nachweisen, muß sie überhaupt nachgewiesen werden? Oder genügt bereits das subjektive Gefühl der Bedrohung, um dem Gegner zuvor kommen zu dürfen? Muß überhaupt ein unmittelbar bevorstehender Angriff befürchtet werden? Was, wenn dieser erst Monate oder Jahre später zu befürchten ist? Ein weites Feld für Juristen und Völkerrechtler. Klar ist zumindest eines, zum Zeitpunkt des Beginns der deutschen Rußlandkampagne lagen den deutschen Militärs keine Hinweise auf einen unmittelbar bevorstehenden Angriff der Sowjetunion vor. Ansonsten noch: Die Erkenntnisse des Werner Maser sind zum Forschungsstand längst nicht mehr state of the art.
@ G Probst: Die NATO hat 20 Jahre in Afghanistan verbracht - und drei Wochen nach der Rückzugsankündigung der Amerikaner haben die Taliban ganz Afghanistan zurückerobert. Was sagt das über NATO-Soldaten oder die Politik des Westens aus? Ich stelle mir gerade vor, dass die Aliierten nach 20 Jahren Besetzung im Sommer 1965 Deutschland entnervt verlassen würden - und alte Wehrmachts- und SS-Kämpfer nehmen Hamburg, Köln oder Freiburg innert dreier Wochen ohne Gegenwehr ein. Vielleicht sollten wir Westler einmal analysieren, wieso wir mehr gehasst werden als Sharia-Fighter… Wir machen unglaublich viel falsch… und die Zerstörung der Ukraine geht auch voll auf unser Konto. Wir hätten aus der Ukraine eine Brücke zwischen West und Ost machen können - aber unsere Elite wollte, dass sie zum antirussischen NATO-Bollwerk wird. 120’000 tote Ukrainer sind die Folge davon. Ich hoffe, dass nach dem Sieg der Russen der Westen nie mehr kriegsfähig sein wird. 30 Jahren Schalten und Walten ohne Rechenschaftspflicht (sprich - US-Hegemonie) muss endlich ein Ende finden.
@Jörg Pitschke: 2014 HAT sich die Ukraine erfolgreich gewehrt. Deshalb blieben vom angestrebten “Novorossija” (Neurußland) statt des halben Landes mit Kharkow und Odessa nur die mickrigen “Volksrepubliken” übrig. Auch deren Territorium wurde im Sommer in einer Gegenoffensive erfolgreich zusammengestutzt, bis Putins westliche Freunde dazwischen funkten. Denn nur die konnten den Kurs der MH17 so manipulieren, daß er über das Kampfgebiet führte, wo damals täglich ukrainische Militärflugzeuge abgeschossen wurden. Nun das zivile. Dieses Versehen kann man den russischen Söldnern nicht mal sehr übelnehmen, abgesehen von ihrem Gesamtverbrechen: wie sollten sie das ahnen? Aber warum hat die dabei unbeteiligte Ukraine (die russischen Beschuldigungen in all ihren sich gegenseitig ausschließenden Variationen sind billige Lügen) danach aufgehört, ihre Kampfflugzeuge einzusetzen? Warum kam da die Gegenoffensive zum Stehen, wenn nicht auf Befehl des Westens? Des Westens, der das Land dann zu den zwei Minsker Abkommen nötigte, nach dem Vorbild des Müncher Abkommens von 1938? - Die Altgenossen hier mögen schäumen. Aber aus allen russischen Regionen gibt es Berichte über den Unwillen der Zwangsrekruten, in diesen unsinnigen Krieg zu ziehen, dazu noch mit extrem mangelhafter Ausrüstung. Oft sogar weit unzureichender Verpflegung, wie es z.B. ein lokales Video aus Tuva zeigt, wo ein Rekrut aus dem Glied getreten ist, um - unter Beifall der übrigen - dem örtlichen Kommendatenn die Leviten zu lesen. Dieses Video zeigte nicht, wie es danach weiterging. In anderen Fällen wurden die Protestierenden brutal gefesselt und abtransportiert. Das wußten zweifellos auch die Tuwiner. Aber irgendwann reicht es den Menschen eben, v.a. wenn sie so oder so in den Tod geschickt werden. Für die Vergrößerung des größten Landes der Welt, das nicht mal sein bisheriges Territorium sinnvoll entwickeln kann. Dort sieht es ja meist SEHR anders aus als in Moskau oder Petersburg.
Danke, Herr Wermann. Leider sind hier bei den Putin - Relativierern und Freunden der aggressiven Sowjetpolitik fundierte Geschichtskenntnisse nicht gefragt…Das bring sie nicht etwa ins Grübeln - das blenden sie aus.
@Horst Olmannssohn: Da hat Kolumbien wohl nur Glück, daß seine Banditenguerilla keine solche unverblümte Unterstützung eines übermächtigen Nachbarstaats genießen. Sonst wäre wohl jetzt auch dort längst Krieg, weil die Zentralregierung ja wiederholt versucht hatte, die normale Staatliche Ordnung wieder herzustellen. Mit wechselndem Erfolg, nicht immer mit sauberen Mitteln. Aber dort hat niemand betritten, daß es sich um INNNERE Angelegenheiten handelte. Wie übrigens auch JEDER Putsch als innere Angelegenheit des betreffenden Landes galt. Nur bei Genossen Putin akzeptieren die Freunde von Volksrepubliken das alles als Ausreden. Wir kannten ja die verlogene Propaganda in den “Volksdemokratien” zur Genüge. Ich hatte mal gehofft, das gehöre der Vergangenheit an, denn die westliche Verlogenheit war - zumindest früher - weniger plump und primitiv. Aber auch in deutschen Straßen sieht man seit einigen Jahren wieder Hammer-und-Sichel-Schmierereien. Ekelhaft! Und hier auf der Seite gibt sich die “Antifa” bürgerlich und werteorientiert. Neostalinistische “Bündnispolitik” nach uraltem Muster. Und wie immer seit über hundert Jahren mit mächtigen heimlichen Unterstützern im Westen.
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