Gastautor / 23.08.2011 / 23:45 / 0 / Seite ausdrucken

Politische Zündler

Von Christoph Spielberger

Die Unfähigkeit von Politik und Medien mit dem Phänomen der allnächtlich brennenden Autos in Berlin umzugehen, zeigt sich prägnant in dem Wort „Zündler“. Auch in konservativen Medien werden nun die Brandstifter, die überwiegend in der linksradikalen Szene vermutet werden, als „Autozündler“ bezeichnet. Eine bemerkenswerte Verharmlosung schwerer und Menschenleben gefährdender Kriminalität. Die Politik verhält sich mit den Medien komplizenhaft, solange sie nicht die Unterlassung dieses Begriffes einfordert. Sie ist es aus gutem Grund.Das Grimmsche Wörterbuch beschreibt Zündeln als das Spielen mit dem Feuer. Man denkt sofort an den Kinderreim Messer, Gabel, Schere, Licht dürfen kleine Kinder nicht. Für Politik und Medien sind die Brandstifter eigentlich Kinder, die nur spielen wollen.

Dies ist insofern richtig, als es sich um die Kinder des Sozialstaates handelt. Von seinen Segnungen in Unmündigkeit gehalten, werden ihre Vergehen von einer kultursensiblen Politik und Justiz de facto ermuntert und anschließend von der Presse verharmlost – zumindest bis es Tote gibt. Eltern, die eine Begrenzung ihrer Affekte sein könnten, sind schon lange nicht mehr vorhanden. Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie ihren Vorbildern in Frankreich und England nacheifern.

Die bösen Kinder rebellieren, quasi in ewiger Pubertät, gegen Vater Staat, von dem sie, als Sozialhilfeempfänger, vollkommen abhängig sind. Klar, dass dieser Widerspruch Hass erzeugt. Sofern sie der Autonomenszene angehören, finden sie in Kreuzberg, das seit Jahrzehnten alle antibürgerlichen Lebensentwürfe absorbiert, ihre Zuflucht. Diese Antiwelt ist oft nicht mehr als eine Paranoiawelt antikapitalistischer Masturbation. Wedeln gegen Rechts. Mit ihren Taten und Sprüchen – der Aufruf der Antifa zum 1. Mai hieß: „Nehmen wir uns die Stadt!“- obsessieren Autonombrandstifter über das, was sie niemals haben werden, Luxuskarossen, und kultivieren ihre Impotenz und ihren Neid als politische Haltung. Mit Slogans wie „Klasse gegen Klasse“, „gegen Gentrifizierung“, oder dem Klassiker „Deutschland verrecke“, sagt jeder Brandanschlag: wir sind die abgehängte Unterschicht – ungebildet, unfähig, asozial - und wir werden es auch bleiben.

Vater Staat ist nachsichtig. Denn er fühlt sich irgendwie mitschuldig, dass seine verzogenen Kinder mit einer schlechten Prognose leben müssen. Er ist es auch bei den anderen Blüten seiner zivilisationsmüden Jugend: Schulschwänzen (kein Bock, besser: Mobbing), Arbeitsunwilligkeit (immer noch kein Bock, besser: Unzumutbarkeit), Initiativlosigkeit (mangelnde Zukunftsperspektiven), Drogendelikte (Recht auf Rausch), Graffitis (Kunst), Vandalismus im öffentlichen Nahverkehr (schreckliche Langeweile) und Gewaltdelikte (niedrige Frustrationstoleranz). Horden von Sozialarbeitern verwalten Horden Jugendlicher, die lernen, nicht verantwortlich sein zu müssen. Noch in ihren Dreißigern wird jeder staatlich bestellte Gutachter sagen, sie hatten ja eine so schwere Kindheit gehabt.

Die Brandstiftungen dann politisch motiviert zu nennen, ist eine fatale Aufwertung. Es ist der verzweifelte Versuch, dem verzogenen Balg ein Gewissen anzudichten. Denn äußern die Zündler nicht legintime Interessen, geht es ihnen letztendlich nicht um ein gerechtes Anliegen? Nein, dies ist genau das Gegenteil von politischem Handeln, es ist bloß der Amok laufende Egoismus von Dumpfköpfen.

Doch in einer Stadt, in der Vandalismus zum Flair der Toleranz gehört und der Innensenator von „provozierend geparkten Autos“ spricht, agieren Brandstifter politisch und heißen Zündler.

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