Zur Ergänzung: Schön anzusehen ist auch eine Szene mit Einstein, das - britische - Publikum lachte. Einstein hinterließ uns Humor. Fachlich waren er und Oppenheimer unterschiedlicher Ansicht, was Quantumphysik betrifft. Gut dargestellt ist auch Isidor Isaac Rabi, der hochbegabte Mathematiker und Physiker John von Neumann kommt zu kurz. Einige Komikerszenen aus dem Labor hat Nolan weggelassen, aber nicht die Szene beim Friseur, die ich nicht näher beschreibe. Der ganze Haufen hatte neben Genie auch eine ganze Menge Humor, kannte und respektierte sich und arbeitete globalisiert (Cambridge, Kopenhagen, Göttingen, München, Zürich, Leiden), bis Hitler des Weges kam. Eine fruchtbare Zeit wurde einfach gekappt. Dadurch, dass der Holocaust im Vordergrund stehen muss, sieht man schwer, was außerdem alles kaputt ging. Der Film wurde als Double-Feature mit Barbie angeboten. Ich wüsste ein besseres Double-Feature: Erst Midway, dann Oppenheimer. Manches versteht man dann etwas besser, auch wenn es mühsam ist. Asiaten können grausam sein (“The Deer Hunter”). Oder USS Indianapolis Juli 1945. Keine Rettungsversuche von seiten der Japaner.
@Talman Rahmenschneider. “Die Botschaft lautet: Guck mal, Russland.” Mußte ja wohl kommen. Tatsächlich hat Rußland etwa 500-1000 nukleare Sprengköpfe mehr als die USA und vermutlich bessere Abfangraketen. Ob es uns gefällt oder nicht: es zeigt sich gerade in der Ukraine, was die westliche Super-duper-Technik ausrichtet. Unabhängig davon sollte allen hier klar sein, daß man sich in der Berliner Regierung, welche weder in Washington, noch in Moskau inzwischen mehr ernstgenommen wird, aber überzeugt ist, daß man den Russen die Krim abnehmen könnte, Kernwaffen wohl so vorstellt wie eine Explosion aus dem Kinosessel. Wohl bekomm’s…
Oppenheimer hat die Bombe gebaut, und die Titanic ist untergegangen. Wußten wir alles schon vorher. Der Film ist gut gemacht und nicht langweilig, hat auch entfernt einen Bezug zur Gegenwart - die ewige Lust an Zensur und Kontrolle, die derzeit weltweit wieder aufflammt, besonders in den Staaten und Deutschland. Aber dazu hätte es nicht Oppenheimers Geschichte bedurft. Von mir weder Warnung noch Empfehlung. Ob der Film überflüssig ist oder nicht, möge jeder selbst entscheiden.
@ Rudi Knoth: Heisenberg saß mit Hahn, Carl Friedrich von Weizsäcker und etlichen weiteren Größen am Ende des Krieges mit D und danach in Farm Hall bei Cambridge ein, wo sie abgehört wurden, was sie nicht wussten und für unwahrscheinlich hielten. Geheimdienste hatten sie dorthin “geladen” (Operation Epsylon). Sie diskutierten, ob man angeben sollte, man habe bewusst langsam gearbeitet. Ich halte das durchaus für realistisch möglich, dass heimlich langsam gearbeitet wurde. Außerdem fehlte manches begabte Personal, weil es in Amerika oder in Auschwitz war. Ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass Heisenberg etwas für das Regime übrig hatte, zumindest nicht in den letzten zwei bis drei Jahren. Vielleicht ist das euphemistisch.
Wer es noch nicht bemerkt haben sollte: Das IT Business hat genau das selbe Problem. Das war die Büchse der Pandora, die da mit der Öffnung des Internets über die gesamte Welt explodiert ist. Was von dem ein oder anderen Militär damals vielleicht noch als kommerzialisierte “Horch und Guck Maschine” gesehen und damit die Öffnung befürwortet worden ist, schlägt nun ganz brutal zurück. Noch schlimmer als bei der Verbreitung von Massenvernichtungswaffen, ist die Kontrolle über das Internet vollkommen verloren gegangen. Und damit auch über den eigenen Verteidigungsapparat. Die Technologie hat derart viele Löcher und ist derart komplex und unübersichtlich, dass die Datensammelwut des Westens total nach hinten schlägt. Die Welt weiß alles über uns. Sie weiß es von uns. Wir haben ihnen die Technologie uns auszuhorchen selbst gegeben. NSA, 5 Eyes & co. überwachen nicht nur den Feind, sie überwachen sich und ihre eigenen Leute auch selbst und sind dabei mit den Daten ihrer eigenen Leute so inkontinent, dass sie sich selbst zerlegen. Und hier kommt dann ein weiteres Problem ins Spiel: Seit man hier den Patriotismus zu Grabe getragen hat, ist der Westen käuflich. Bis in den Verteidigungsapparat. Man muss nur einen Mitarbeiter im Apparat mit Geld umdrehen und hat die “Hoch und Guck Maschine” erfolgreich angezapft und kennt damit jeden unserer Schritte, wenn wir ihn tun. Wir liefern dem Feind die “Doomsday Machine” um uns selbst plattzumachen. Das ist der aburdeste und dilettantischste strategische Fehler, den irgendein Militär jemals gemacht hat.
Diese Bomben waren so unsinnig wie der ganze Krieg. Es ging nicht um Sieg, sondern um Stärke gegen die Russen. Dafür sinnlose huntertausende unschuldige Menschenleben. Schon damals ließ sich die Wissenschaft von der Politik prostituieren. Es ging nur nicht um viel Geld. Oder doch?
@A. Ostrovsky Super Beitrag an @Lutz Liebezeit. “Der psychologische Krieg begann immerhin Anfang der 40-er Jahre. Oder doch 1912? ” Es fing aus meinem Wissen heraus mit C. Darwin an. Dieser hat den Gott gegebenen Stand in der Gesellschaft in Frage gestellt. Gleichzeitig, durch den Fortschritt, konnten immer mehr Menschen schriftliches zu Papier bringen. Selbst im Vatikan mussten sie den Index librorum prohibitorum („Verzeichnis der verbotenen Bücher“, Index Romanus) schliessen weil schlicht Fachkräfte fehlten und es zuviel Arbeit war. Eine schöne Grafik dazu in Wiki “Bücherverluste in der Spätantike”, Statistik der Bibliotheksbestände. Man sieht deutlich das Wissen und Bildung Jahrhunderte Teufelszeug war. Zeitlich ganz krass um die konstantinische Schenkung, eine gefälschte Urkunde, die “angeblich” in den Jahren 315/317 vom römischen Kaiser Konstantin I. ausgestellt wurde. Von Konstantinopel aus wurde Europa christianisiert. Nun ist das Internet Teufelszeug und soll umfangreich zensiert werden. Ich fragte mal ein Jesuit warum sie so Gold-Geldgierig sind und ihr Wissen letztlich für Geld missbrauchen. Bsp. Japan, Bildung, Astronomie auch Sternwarte hin, Gold zurück. “Wir missionieren nicht” war eine Antwort. Doch, die Wissenschaft missioniert ebenso. “Ich weiß etwas, was du nicht weißt”. Genau so ein Arbeitsklima besteht in manchen Forschungseinrichtungen. Und da kommt dann die Hochfinanz um das Übelste wie GoF zu entwickeln. Viele Wissenschaftler haben ein narzisstisches Einstein Syndrom.
@ Karsten Dörre: Stimme hier nicht zu, bei Barbie schon eher. Die Botschaft lautet: Guck mal, Russland. Daher der Zeitpunkt. Putin ist keineswegs unsensibel. Ich schätze, bei einer Szene hat ihm geschaudert, mir auch, jedem muss da schaudern. Haferburg deutet sie nur an. Man muss sie sehen.
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