von Christoph Spielberger
Good old Gudrun did it again. Professor Gudrun Krämer, die „renommierte Islamwissenschaftlerin“ der Freien Universität Berlin, entführt uns mal wieder in die Wunderwelt der tollen Religion aus dem siebten Jahrhundert. Diesmal diskutiert sie nicht mit den Schergen des iranischen Gangsterregimes über die bedrohte Menschenrechtslage in Deutschland, diesmal leugnet sie auch nicht den pathologischen Rassismus eines hochverehrten Rechtsgelehrten. Gestern Morgen erklärt sie in einem Interview für den Deutschlandfunk die Situation in Ägypten. Während sie anfangs zu allen Fragen merkwürdig sowohl als auch bleibt, wird sie am Ende, wo es um ihre Muslimbruderschaft geht, ganz direkt: „Die Muslimbrüder sind in Ägypten keine radikale Kraft, auch wenn sie heute in gewissen Ländern als solche bezeichnet werden. Sie sind keine radikale Kraft, wenn man unter einer radikalen Kraft eine bezeichnet, die A einen tiefgreifenden Wandel in den politischen, vor allem aber auch den wirtschaftlichen Verhältnissen befürwortet, und die einen Konfrontationskurs gegenüber dem Westen und Israel befürwortet. Nun muss man das ein bisschen differenzieren. Die Muslimbruderschaft will einen politischen Wandel, sie will ökonomisch eine bessere Verteilung der Reichtümer, aber sie will keinen grundlegenden Wandel des ökonomischen Systems. Gegenüber dem Westen ist sie sehr zurückhaltend und dennoch haben wir anderswo in der islamischen Welt islamistische Kräfte, die sehr gut mit den Amerikanern zusammenarbeiten können und auch mit Europa. Sie sind scharf kritisch gegenüber Israel, das ist unbestreitbar, was aber noch lange nicht heißt, dass eine Regierung - nehmen wir mal hypothetisch an, die augenblickliche würde stürzen -, an der auch Muslimbrüder beteiligt sind, nun sofort den Dschihad gegen Israel ausrufen würde. Da wäre ich doch äußerst zurückhaltend und würde mir vielleicht mal anschauen, wie tatsächlich durchgehend islamische, wenn nicht gar islamistische Regime im Nahen Osten wie etwa Saudi-Arabien sich gegenüber Israel verhalten.“
Bis gestern Morgen galt die Muslimbruderschaft gemeinhin als die wichtigste radikal- islamische Revolutionsbewegung. Ihr Motto lautet: „Gott ist unser Ziel, der Koran unsere Verfassung, der Prophet ist unser Führer, Kampf ist unser Weg und Tod im Dienst für Gott ist der vornehmste unserer Wünsche“. Von ihrer Gründung im Jahre 1928 bis gestern Morgen förderte sie direkt und indirekt den islamischen Terrorismus, aus ihrer Mitte heraus entstammt die Terrortheorie von Al-Qaeda, die Hamas ist ihr Tochterunternehmen im Gazastreifen. Ihr Obermufti Mohammed Akef lobt Osama bin Laden leugnet den Holocaust. Die Quellenlage zur Muslimbruderschaft ist erdrückend, Einschätzungen hier und hier und hier und hier. Die eigenen Worte der unradikalen Brüder zu ihrem Treiben in den USA: “The Ikhwan (the members of the Brotherhood) must understand, that their work in America is a kind of grand Jihad in eliminating and destroying the Western civilization from within and “sabotaging” its miserable house by their hands and the hands of the believers, so that it is eliminated and God’s religion is made victorious over all other religions. Without this level of understanding, we are not up to this challenge and have not prepared ourselves for Jihad yet. It is a Muslim’s destiny to perform Jihad and work wherever he is and wherever he lands until the final hour comes, and there is no escape from that destiny”
Doch Frau Krämer ist eine „renommierte Islamwissenschaftlerin“ manche sagen sogar „die renommierteste“ in Deutschland. Deswegen tut Frau Krämer einfach noch ein bisschen differenzieren.
Die Krämersche Radikalitätstheorie besteht aus vier Elementen in zwei Gruppen. Gruppe A: politischer und wirtschaftlicher Umsturzwille, Gruppe B: Gegnerschaft zum Westen und Israel. Nur wenn alle vier Kugeln im Krämerschen Radikalitätsbingo gezogen sind, darf der Spieler den Buzzer drücken. Nach der Krämerschen Unradikalitätsrelation waren die Nazis nicht radikal, denn sie wollten keinen grundlegenden Wandel des ökonomischen Systems. Und Nordkorea ist nicht radikal, denn es ist nicht gegen Israel. Mit der Krämerschen Deradikalisierungskur lässt sich jede noch so bizarre Diktatur schönreden. Dass die Errichtung eines islamischen Staates für Frau Krämer nichts Radikales hat, sollte dem deutschen Steuerzahler, der die verkrämten Radikalitätsphantasien bezahlt, zu denken geben.
Es ist nicht ganz klar, ob man diese Form von „Wissenschaft“ eher als ein Zeugnis der mutwilligen Täuschung oder einer Pathologie, einer schwerwiegenden Form der Verwirrung, lesen sollte. Vielleicht ist beides sogar dasselbe. Die berufsmäßige Beschäftigung mit dem Islam birgt hermeneutische Ungeheuer – für Menschen ohne einen moralischen Kompass. Sie produziert ein Labyrinth der Leugnungen, in dem sich Frau Krämer schon lange verlaufen hat.