Deutscher Nachkriegsnationalstolz machte sich meist fest an der Qualität der hierzulande produzierten Biere, Autos und Währung. Ich vermute, der deutsche Bierpatriotismus ist ein genuin amerikanisches Produkt - weil die netten Amisoldaten uns über Jahrzehnte vom hiesigen Bier vorschwärmten, glaubten wir irgendwann selbst, weltweit führend zu sein. Als brauwissenschaftlich interessierter Kulturtourist weiß ich aber, dass die Niederlande mit “Heineken” und “Grolsch” exzellente und zu recht weltweit erfolgreiche Pop-Biere produzieren, dass das ungarische Bauarbeiterbräu “Arany Ászok” viel zu billig feilgeboten wird, dass ein Guiness mehrere Mittagessen kompensiert, dass Budweiser, sofern es aus ?eské Bud?jovice kommt, eine Delikatesse ist, dass libanesisches Almaza sich zügig in großen Mengen wegtrinken lässt, israelisches Goldstar das vermutlich süffigste dunkle Lager der Welt ist, und Türkeireisende das bekömmliche Efes stets fiesem Rak? vorziehen sollten. Nun steht aber laut FAZ zu befürchten, dass die ganze Türkei bald ähnlich verödet, wie die Freiburger Innenstadt. Nur, dass die wackeren Türken wenigstens Widerstand leisten:
“Wie sehr Erdogan sich wegen seiner Abstinenz unter Druck gesetzt fühlt, offenbarte er bei einem Fastenbrechen seiner Partei, der AKP, im Istanbuler Stadtteil Kadiköy.
Dort hat im Auftrag der AKP-Stadtverwaltung das Management des Seehafens den Genuss von Alkohol rund um die Anlegestellen ganz einfach verboten. An jedem Freitag lässt sich nun ein Grüppchen wackerer Alkoholverfechter an einem der Kais nieder und trinkt – demonstrativ und umrundet von Polizisten – in aller Ruhe Bier. Selbst die Verhaftung des Organisators konnte den Bier-Protest nicht aufhalten.” Hier lesen!